Schweizer Armee soll Schutz vor möglichen Cyberangriffen verstärken

Die Schweizer Armee soll massive Verbesserungen ihrer Abwehrfähigkeiten gegenüber Cyberattacken erhalten. Bis 2035 soll das Vorhaben Milliarden kosten.​

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(Bild: muhammadtoqeer/Shutterstock.com)

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Von
  • Tom Sperlich
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Die Schweizer Regierung will mit einer "Gesamtkonzeption Cyber" die militärischen Netzkrieg-Fähigkeiten ihrer Armee aufrüsten. Eine Expertengruppe des Bundesrates (in der Schweiz die Regierungsbehörde) hat ein Konzept erarbeitet, das die Grundlage für die Digitalisierung der Truppe schaffen soll. Außerdem will sie damit den Eigenschutz vor Angriffen aus dem Cyber- und elektromagnetischen Raum (CER) schaffen und neue Möglichkeiten für Unterstützungsleistungen geben. Dies teilte das federführende Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) mit.

Bis Mitte 2030er-Jahre sollen die Fähigkeiten die Armee im CE-Raum und in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) schrittweise ausgebaut werden. Der Bundesrat will dafür Investitionen von 1,6 bis 2,4 Milliarden Franken (1,57 bis 2,36 Mrd. Euro) bereitstellen. Die Finanzmittel werden jeweils im Parlament beantragt und aus dem ordentlichen Budget der Armee bereitgehalten.

Die Expertengruppe hatte insgesamt drei Optionen zur Zukunft der "Cyberabwehr" ausgearbeitet, welche auf die Bedürfnisse der gesamten Armee eingehen. Alle Optionen könnten personalneutral – durch Umlagerung innerhalb der Gruppe Verteidigung – umgesetzt werden, wie es im veröffentlichten Masterplan Cyber heißt. Laut Verteidigungsministerin Amherd müssten bei der Miliz vor allem weitere Cyberspezialisten rekrutiert werden. Der Bedarf an Milizpersonal würde in der jetzt favorisierten "Option 3" zwischen 6000 und 7000 Armeeangehörige betragen.

Das Schweizer Parlament hatte in der kürzlich beendeten Frühjahrssession grünes Licht für die Schaffung der militärischen IT-Spezialeinheit "Kommando Cyber" mit 575 Angehörigen bis circa 2024 gegeben. Das Cyberkommando mit heute rund 200 Armeeangehörigen soll künftig die militärischen Schlüsselfähigkeiten in den Bereichen Lagebild, Cyberabwehr, IKT-Leistungen, Führungsunterstützung, Kryptologie und elektronische Kriegsführung bereitstellen. So sollen etwa ein Operationszentrum geschaffen, Schulungen mit Simulatoren ermöglicht und Systeme besser gegen Angriffe geschützt werden. Auch Augmented- oder Virtual Reality sollen zum Einsatz kommen.

Das künftige Kommando Cyber soll nach Vorstellungen des VBS jedoch über kurz oder lang bis zu 1000 Berufsmilitärs umfassen. Die Risiken und Bedrohungen im Cyberraum sind laut Schweizer Bundesrat vielfältig: Sie reichen von kriminellen Aktivitäten über Spionage, Manipulation und Desinformation bis hin zum Einsatz offensiver Cybermittel in einem bewaffneten Konflikt. Von solchen Bedrohungen sei auch die Schweizer Armee betroffen.

Laut Amherd habe sich die Sicherheitslage im vergangenen Jahr markant verschlechtert. Die Schweiz müsse sich auf eine weitere Verschlechterung einstellen. Angriffe im virtuellen Raum seien die offensichtlichste Gefahr, die für die Schweiz von Russland ausgehe. Um sich auf eine mögliche Bedrohungslage einzustellen, brauche es Personal und technische Systeme. Die Armee soll gemäß der Gesamtkonzeption Cyber auch einen punktuellen, dezentralen Schutz wichtiger Infrastrukturen sicherstellen. Dazu können anderen Verbänden der Armee oder bei Bedarf zivilen Partnern bedarfsgerecht Mittel aus dem Cyber-Bataillon zugewiesen oder unterstellt werden.

Am 18. März 2022 fand im Schloss Colombier die Zeremonie zur Kommandoübernahme des Cyber-Bataillon 42 statt. Und auch die Kräfte hinsichtlich der zivilen Cybersicherheit sollen laut Medienberichten geschärft werden. So kündigte Finanzminister und Bundesrat Ueli Maurer ein Bundesamt für zivile Cybersicherheit an, um das bestehende Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) zu erweitern.

(mack)