Seit Pfingsten ohne Telefon: Haselhorn in der Warteschleife

Ländlich abgeschieden ist das 300-Seelen-Dorf Haselhorn ohnehin, derzeit ist das niedersächsische Örtchen im Kreis Nienburg aber auch per Telefon von der Außenwelt abgeschnitten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 333 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Ländlich abgeschieden ist das 300-Seelen-Dorf Haselhorn ohnehin, derzeit ist das niedersächsische Örtchen im Kreis Nienburg aber auch per Telefon von der Außenwelt abgeschnitten. Seit ein Blitz vor knapp zwei Wochen das digitale Telekom-Netz lahm legte, geht auf modernen Kommunikationswegen fast nichts mehr. "80 Prozent der Haushalte sind seit Pfingsten betroffen. Fax, Internet, Telefon – einfach alles", sagte der Haselhorner Unternehmer Heinfried Gieseking und bestätigte einen Bericht des Mindener Tageblatts. Hintergrund des fast 14-tägigen Komplettausfalls ist aus Sicht der Dorfbewohner der anhaltende Streik bei der Telekom. "Wir werden immer wieder vertröstet, keiner kümmert sich", beklagt Gastwirt Lothar Gräper.

Auch das Handy hilft den Haselhorner nicht wirklich weiter: Das zur Gemeinde Warmsen gehörende Dorf liegt in einem Funkloch, Handy-Verbindungen seien meist nur auf der Straße möglich, erklärt Sandgruben-Betreiber Gieseking, den derzeit kaum mehr Auftragsangebote erreichen, da der übliche Kontaktweg per Fax nicht funktioniert.

Eine Telekomsprecherin bestätigte am Mittwoch, dass mehrere Störungsmeldungen von Haselhorner Kunden vorliegen. "Nach Angaben unserer Techniker hat vermutlich das Gewitter einen Kabelfehler verursacht." Wie viele Anschlüsse betroffen sind, konnte sie nicht sagen. Die genaue Fehlerstelle und das Ausmaß seien nur am Ort auszumachen. Wegen des laufenden Streiks in dem Gebiet würden nun Techniker aus anderen Regionen in Haselhorn aktiv: "Am morgigen Donnerstag wird die Störung beseitigt", kündigte die für den Norden zuständige Telekom-Sprecherin in Hamburg an.

Gräpers Gaststätte mit einem der wenigen noch funktionstüchtigen Anschlüsse entwickelte sich in den vergangenen Tagen zu einer Art Telefonzentrale des Örtchens. "Und Neuigkeiten gibt's wie früher auf der Straße – da ist jetzt mehr los als sonst." Trotz der wiederbelebten Plaudereien im Freien hat auch der Gastwirt Einbußen zu verzeichnen. "Normalerweise liefern wir 50 bis 60 Essen pro Woche außer Haus. Nun herrscht Ebbe", berichtet er. Als letzten Ausweg suchten die Bürger auch Hilfe in der Politik. Landtagsabgeordneter Karsten Heineking (CDU) hat bereits seine Verbindungen bis nach Berlin spielen lassen, "aber leider, leider passiert nichts", sagt er. "Verträge werden von jetzt auf gleich abgeschlossen, aber bei Problemen geht dann nichts", moniert der Abgeordnete für den Wahlkreis Schaumburg/Nienburg an die Adresse der Telekom gerichtet. (dpa) / (jk)