Selbstportierende Software

Die US-amerikanische Firma Transitive will das aktive Portieren von Software zwischen unterschiedlichen Systemplattformen unnötig machen.

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Von
  • Peter Siering

Die US-amerikanische Firma Transitive hat Produkte angekündigt, die auf den ersten Blick das aktive Portieren von Software unnötig erscheinen lasen. QuickTransit, so der Name einer ganzen Produktreihe, soll sowohl Prozessor- als auch Betriebssystemhürden überwinden und Software, die eigentlich für ein System entwickelt wurde, auf einem anderen ausführen. Die erste Produkte sollen die CPUs Itanium, Opteron, x86 und PowerPC unterstützen und jeweils Code für MIPS, x86 oder PowerPC ausführen.

Bei der der zugrundliegenden Technik soll es sich nach den Versicherungen von Transitive nicht um eine Emulation handeln, sondern um "Hardware-Virtualisierung" -- so nennt es jedenfalls der Hersteller. Er beschreibt es genauer: Den fremden Code analysiert die Software, übersetzt und optimiert ihn. Sie soll damit bis zu 80 Prozent der Geschwindigkeit einer Portierung auf die jeweilige Platform erreichen. Die Betriebssystemaufrufe werden geeignet auf das andere System abgebildet (allerdings derzeit nur für die Unix- und Mainframe-Welt). Für Grafikausgaben kommt eine spezielle Softwareschicht zum Einsatz, die für möglichst zügige Ausführung sorgen soll.

Auf den ersten Blick klingt der Ansatz nach einem Wunder -- aber die geschehen manchmal: Die Echtzeitübersetzung und Optimierung von Code ist nichts Neues, sondern mit der Software FX!32, die auf einem Alpha-System mit Windows NT in gutem Tempo x86-Anwendungen ausgeführt hat, schon mal dagewesen. Als VMware virtuellen PCs angekündigte, war die Fachwelt ebenfalls skeptisch -- zu Unrecht, wie man heute weiß. Die von Transitive zusätzlich angebotene Abbildung von (Betrieb-)System- und Grafikaufrufen ist nur ein weiteres Puzzlestück für "selbstportierende Software".

US-Medienberichten nach hat die Firma mit der Ankündigung eine auf einem PowerBook laufende Linux-Version von Quake III gezeigt. Schon auf dem Microprozessor-Forum 2001 hatte Transitive die Technik, damals noch unter dem Namen Dynamite, vorgeführt: Dereinst führte ein MIPS-System ARM-Code in höherer Geschwindigkeit aus, als der ARM-Prozessor das seinerzeit selbst konnte.

Die Wurzeln der Technik bilden, ähnlich wie auch bei VMware, ein universitäres Forschungsprojekt, das 1992 an der Universität Manchester in England startete. Erst 2000 kam es zur Gründung der Firma Transitive. Einige Frühabnehmer nutzen laut Transitive die Entwicklung bereits; über Details und Namen hüllt man sich indes in Schweigen. Noch 2004, spätestens aber 2005 sollen erste Produkte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. (ps)