Seoul verstärkt Prüfung von WCs auf versteckte Kameras

Seouls Behörden reagieren auf die zunehmende Installation von versteckten Kameras auf öffentlichen Toiletten. Die Kontrollen sollen künftig verstärkt werden.

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Seoul verstärkt Prüfung von WCs auf versteckte Kameras

(Bild: Pixabay / geralt)

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Von
  • Markus Montz

Die Verwaltung der südkoreanischen Hauptstadt Seoul hat angekündigt, die öffentlichen Toiletten der Metropole künftig täglich auf versteckte Kameras untersuchen zu lassen. Die etwa 8.000 Mitarbeiter, die derzeit für die Reinigung der gut 20.500 Anlagen zuständig sind, sollen diese Aufgabe zusätzlich übernehmen und damit eine entsprechende Frequenz sicherstellen, wie die südkoranische Nachrichtenagentur Yonhap berichtet. Damit reagieren die Behörden auf heftige Proteste zehntausender südkoreanischer Frauen. Die Stadtverwaltung will außerdem etwa 1.000 Toiletten, die für diese Art von Kriminalität besonders anfällig sind, mehrmals täglich kontrollieren lassen.

Die illegale Installation von Kameras in WCs und Umkleidekabinen sowie die Verbreitung der Videos hat sich in den letzten Jahren zu einem großen Problem in Südkorea entwickelt. Lag die Zahl der Anzeigen wegen sogenannter Versteckte-Kamera-Pornografie laut Yonhap 2012 bei 2.400, gab es 2017 über 6.000 solcher Fälle. 80 Prozent davon betrafen Frauen. Bisher prüfen lediglich 50 speziell beauftragte Arbeiter die über 20.500 öffentlichen Toiletten der Stadt auf versteckte Elektronik. Bei Prüfungsintervallen von teilweise mehr als einem Monat pro Anlage hatten sie in den vergangenen zwei Jahren keine einzige Kamera gefunden.

Laut einem Beitrag der BBC ist allerdings fraglich, ob die Maßnahme Wirkung zeigen wird, da Täter innerhalb von nur 15 Minuten vom Anbringen bis zum Entfernen der Kameras zuschlagen können. Bereits im Juni hatte Yonhap über Probleme bei der Aufklärung der Taten berichtet. Die juristische Aufklärung und Abschreckung funktionierten demnach nur schleppend. Aktivisten hatten unter dem Motto "Mein Leben ist nicht Dein Porno" mehrere Demonstrationen organisiert und den Sicherheitsbehörden vorgeworfen, betroffene Frauen nachrangig zu behandeln. Von den 2017 ermittelten 5.400 Verdächtigen – 96 Prozent von ihnen Männer – wurden 119 zu Geld- oder Haftstrafen verurteilt. (mon)