Sicherheit und Unsicherheit nach US-Angriffen auf Afghanistan

Einige Analysten rechnen mit einer verbesserten Situation für die US-amerikanische Wirtschaft nach den Militärschlägen gegen Afghanistan.

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Nach den Angriffen US-amerikanischer und britischer Streitkräfte auf Stellungen in Afghanistan in der Nacht von Sonntag auf Montag rechnen einige Analysten mit einer verbesserten Situation für die US-amerikanische Wirtschaft. Ähnlich wie in der Zeit des letzten Golf-Krieges sei das Warten auf kommende Ereignisse schädlich gewesen. Die Unsicherheit an den Märkten und in den Unternehmen, die seit den Terrorattacken vor knapp vier Wochen herrscht, könnte aber nun beendet sein.

Andere Analysten sprechen von einem rein "patriotischen" Effekt auf die Kurse; der Aufschwung dürfte allerdings nur von kurzer Dauer sein und neuen Unsicherheiten weichen. Erstens wisse niemand, ob und wie die Terroristen auf die Militärschläge reagieren würden. Zweitens sei unklar, wie lange sich die Attacken hinzögen. Der südkoreanische Wirtschaftsexperte David Kim meinte gegenüber dem Wall Street Journal, je länger die Angriffe dauerten, desto mehr würde sich die Erholung der US-amerikanischen Wirtschaft verzögern.

Am Sonntag gegen 22.50 Uhr (Ortszeit Afghanistan) flogen US-amerikanische und britische Kampfflugzeuge und Marschflugkörper erste Angriffe auf die afghanischen Städte Kabul, Kandahar und Dschalalabad. Ziel waren wichtige Einrichtungen der Taliban-Regierung. US-Präsident George W. Bush sprach in einer Fernsehansprache davon, dass die Taliban nun den den Preis für ihre Unterstützung und den Schutz von Bin Laden zahlen würde. Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte vorbehaltlose Unterstützung zu. Osama bin Laden rief in einer offensichtlich vorbereiteten Erklärung nach den Angriffen zum "Heiligen Krieg" auf; die Taliban kündigten an, man werde die USA ebenso wie früher die russischen Invasionstruppen bekämpfen. Bei den Luftangriffen auf Afghanistan in der Nacht von Sonntag auf Montag sind nach Angaben des Taliban-Regimes etwa 20 Zivilisten getötet worden.

Der Deutsche Aktienindex und der Nemax 50 gaben am Montag Vormittag nach. Der DAX fiel am Vormittag um 3 Prozent auf 4350 Punkte, der Nemax 50 sogar um 4,8 Prozent auf 801 Punkte. Bis zum Nachmittag stabilisierte sich die Lage etwas; kurz nach 16 Uhr lagen der Dax mit 1,57 Prozent und der Nemax 50 mit 2,89 Prozent im Minus. Die allgemein nachlassenden Kurse werden als Ausdruck einer erneuten Unsicherheit gewertet. Auch an den asiatischen Börsen gab es Kurseinbußen. Die internationalen Finanzmärkte reagierten mit deutlich fallenden Aktien- und Dollar-Kursen, aber steigenden Notierungen für Gold, Rohöl und Anleihen auf die Militärschläge, schreibt die Financial Times Deutschland. Zum Start des Handels an den US-Börsen zeigten sich die Kurse uneinheitlich. Der Nasdaq Composite Index stieg bis 16.30 Uhr deutscher Zeit um 0,03 Prozent, während der Nasdaq-100 Index sogar um 0,56 Prozent zulegen konnte; der Dow Jones gab um 0,76 Prozent nach.

Einige Mitglieder des US-Kongress wollen den Aufschwung in den USA durch Reformen herbeiführen. Sie fordern kürzere Abschreibungsfristen für Computer und andere technische Ausrüstungen. Derzeit können diese Geräte nach fünf Jahren abgeschrieben werden. Das Gesetz wurde zum letzten Mal 1981 überarbeitet. Seitdem, so der Republikaner Jerry Weller, habe sich auf diesem Sektor viel geändert. Die Unternehmen würden Computer mindestens alle zwei Jahre ersetzen, dementsprechend sollten die Gesetze geändert werden. Einige US-amerikanische IT-Unternehmen, darunter Sun, Gateway und Compaq hatten in den letzten Tagen ihre Gewinnerwartungen für das laufende Quartal nach unten korrigiert. Sie begründeten ihren Pessimismus unter anderem mit dem Umsatzrückgang nach den Attentaten am 11. September.

Zu den Militärschlägen der USA und Großbritanniens gegen Afghanistan siehe auch die Berichterstattung auf Telepolis: (anw)