Sieben deutsche AKW sollen vorübergehend abgeschaltet werden

Biblis A und B, Neckarwestheim 1, Brunsbüttel, Isar I sowie Unterweser und Philippsburg 1 werden für drei Monate vom Netz genommen. Der baden-württembergische Energieversorger EnBW will Neckarwestheim 1 sogar komplett abschalten.

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Das Atomkraftwerk Neckarwestheim I ist eines der sieben AKW, die abgeschaltet werden sollen

(Bild: EnBW)

Alle sieben bis Ende 1980 in Betrieb genommenen deutschen Atomkraftwerke werden vorübergehend vom Netz genommen. Das hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin mitgeteilt. Betroffen sind die Atommeiler Biblis A und B, Neckarwestheim 1, Brunsbüttel, Isar I sowie Unterweser und Philippsburg 1. Dies soll zunächst für drei Monate gelten. Die anderen deutschen AKW sollen während der Sicherheitsüberprüfung in den kommenden Monaten am Netz bleiben. Merkel hatte am Montag eine Aussetzung der von Union und FDP beschlossenen Laufzeitverlängerung angekündigt.

Die Bundeskanzlerin hatte sich am heutigen Dienstag angesichts der Ereignisse nach dem Erdbeben und Tsunami in Japan mit den Ministerpräsidenten von Ländern mit Atomkraftwerken über die Zukunft der Kernkraft in Deutschland beraten. Auch Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) und Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) waren an den Beratungen in Berlin beteiligt. Mehrere hundert Atomkraftgegner protestierten vor dem Kanzleramt.

Zur Frage, ob die Kehrtwende in der Atompolitik ihr beziehungsweise ihrer Partei schaden könnte, sagte Merkel, dass die Lage insgesamt ernst sei. Nach den Ereignissen in Japan könne man nicht einfach zur Tagesordnung zurückkehren, sagte die Kanzlerin merklich darum bemüht, die richtigen Worte zu finden. Es handele sich um eine Zäsur in der Geschichte der Technik. Die Auslegung der Kraftwerke auch in Deutschland müsse überprüft werden – ungeachtet der laufenden Wahlkämpfe. Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) sieht keine Kehrtwende aus Wahlkampfgründen. Vielmehr werde auf die Wünsche und Ängste der Menschen eingegangen. Mappus hatte im Streit um die Einbeziehung des Bundesrats bei der Verlängerung der AKW-Laufzeiten im vorigen Jahr den Rücktritt des Umweltministers Norbert Röttgen (CDU) gefordert.

Am 20. März wird der Landtag in Sachsen-Anhalt gewählt. Eine Woche darauf stimmen die Wähler in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg über ihre neuen Landtage ab sowie die Wähler in Hessen über die Kommunalvertretungen.

[Update]: Das Atomkraftwerk Neckarwestheim I wird endgültig stillgelegt. Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus sagte im Stuttgarter Landtag: Neckarwestheim I werde abgeschaltet – dauerhaft – und stillgelegt. Der Reaktor ist der zweitälteste in Deutschland und wird vom Energiekonzern EnBW betrieben. Wegen aktueller Forderungen nach Sicherheitsnachrüstungen sei der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich zu machen, hatte der baden-württembergische Energieversorger laut Mappus mitgeteilt. (anw)