Siemens gibt sich zuversichtlich

Zusätzliche Belastungen muss Siemens dieses Mal nicht durch die lange Zeit kriselnde Netzwerksparte oder den Mobilfunkbereich verkraften; bei den Handys kann Siemens die verkauften Stückzahlen stark steigern.

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Von
  • Jürgen Kuri

Zusätzliche Belastungen muss Siemens dieses Mal nicht durch die lange Zeit kriselnde Netzwerksparte oder den Mobilfunkbereich verkraften: Die Bahntechnik macht dem Konzern Sorgen. Wegen falsch konstruierter Combino-Straßenbahnen, die aus dem Verkehr gezogen werden mussten und nun überarbeitet werden, fallen zusätzliche Belastungen von mehreren hundert Millionen Euro an. Trotzdem aber ist Siemens immerhin so optimistisch, dass man die Gewinnprognose für das gesamte Geschäftsjahr bekräftigte: Im zweistelligen Prozentbereich soll der Zuwachs liegen. Im abgelaufenen zweiten Quartal ging der Umsatz allerdings erst einmal zurück; beim operativen Ergebnis wurden die Erwartungen nicht erfüllt, beim Nettogewinn allerdings übertroffen.

Im zweiten Quartal erzielte Siemens einschließlich des Sonderertrags aus dem Verkauf von Infineon-Aktien einen Gewinn von 1,21 Milliarden Euro; im gleichen Vorjahresquartal waren es noch 0,568 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern lag bei 807 Millionen Euro, ein Zuwachs um 42 Prozent. Der operative Gewinn erreichte 1,076 Milliarde Euro und blieb damit im Vergleich zum Vorjahr praktisch unverändert. Der Umsatz sankt um zwei Prozent auf 17,7 Milliarden Euro, der Auftragseingang legte aber um 3 Prozent auf 19,716 Milliarden Euro zu.

Die Nachfrage nach Handys floriert bei Siemens: Im zweiten Quartal ist der Absatz bei der Sparte Information and Communication Mobile (ICM) um mehr als die Hälfte auf 12,8 Millionen verkaufte Mobilfunkgeräte gestiegen. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres stieg die Zahl der verkauften Handys um rund 48 Prozent auf 28 Millionen Stück. Der Umsatz mit Handys stieg um 26 Prozent auf 1,243 Milliarden Euro, der operative Gewinn von 2 auf 13 Millionen Euro. Der Bereich Mobile Networks steigerte das Ergebnis von 44 auf 78 Millionen Euro bei einem Umsatz von 1,163 Milliarden Euro.

Auch die Netzwerksparte Information and Communication Networks (ICN) macht weiter Fortschritte: Das Ergebnis habe sich erneut deutlich verbessert; nach einem Verlust von 147 Millionen Euro fiel in diesem Jahr im zweiten Quartal ein operativer Gewinn von 37 Millionen Euro an; der Umsatz ging leicht von 1,679 auf 1,618 Milliarden Euro zurück.

Der IT-Dienstleister Siemens Business Services (SBS) erreichte ein um 4 Prozent verbessertes Ergebnis von 26 Millionen Euro; dabei sank der Umsatz im Jahresvergleich allerdings um 16 Prozent auf 1,21 Milliarden Euro. Siemens hob allerdings hervor, dass auch in der IT-Dienstleistungssparte der Auftragseingang um 3 Prozent auf 1,334 Milliarden Euro gestiegen sei.

"Ich bin mit unseren Ergebnissen im zweiten Quartal zufrieden", meinte Siemens-Chef Heinrich von Pierer. "Wir sind in den Bereichen gut vorangekommen und haben unsere Pläne weitestgehend erfüllt." Von seiner Zufriedenheit, die nahezu alle Bereiche von den IT-Sparten über die Automatisierungs- und Industrie-Technik bis hin zu den Sparten für Stromerzeugungs-, Medizin- und Lichttechnik betraf, nahm von Pierer allerdings explizit den Bereich Transportation Systems aus, der für das Straßenbahn-Debakel verantwortlich ist. Die Börse mochte dem insgesamt dann doch recht positiv gestimmten Siemens-Chef erst einmal allerdings nicht folgen: Der Kurs der Siemens-Aktie in Frankfurt sackte nach Bekanntgabe der Bilanz um bis zu vier Prozent ab und lag am frühen Vormittag mit 3,37 Prozent im Minus bei 63,10 Euro. Einzelne Anaylsten bezeichneten das Ergebnis bereits als "absolut enttäuschend", Einigkeit herrschte allerdings nicht: Das Ergebnis habe den Erwartungen entsprochen, meinten andere Börsianer. (jk)