Siemens trennt sich von sieben Tochterunternehmen

1,69 Milliarden Euro erzielt der Elektronik-Konzern für den Verkauf diverser Geschäftsaktivitäten.

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  • Ekkehard Jänicke

In einem Überraschungscoup verkauft Siemens mehrere Geschäftsaktivitäten an den US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts & Co. L.P. (KKR). Zu den verkauften Sparten zählen zum einen Einheiten der früheren Atecs Mannesmann, wie die Mannesmann Plastics Machinery, der Gasfedernhersteller Stabilus, die Demag Cranes&Components sowie die Hafenkransparte Gottwald. Darüber hinaus veräußert Siemens seine Geschäftseinheit Metering im Bereich Power Transmission and Distribution, das Geschäftsgebiet Ceramics (Power Generation) sowie das ICN-Regionalgeschäft Network Systems. Die Vereinbarung mit KKR sieht vor, die betreffenden Geschäftsaktivitäten unter das Dach einer neu gegründeten Holding-Gesellschaft, Demag Holding s.a.r.l mit Sitz in Luxemburg, zu bringen. An dieser Gesellschaft wird KKR 81 Prozent der Anteile halten, Siemens 19 Prozent. Der Gesamtkaufpreis liegt bei 1,69 Milliarden Euro.

Der US-Finanzinvestor KKR übernimmt mehrheitlich ein Geschäftspaket mit einem Umsatzvolumen von rund 3,5 Milliarden Euro und rund 22.800 Mitarbeitern. Davon entfallen laut Siemens rund 2,4 Milliarden Euro und 17.000 Mitarbeiter auf so genannte "Assets held for sale", die schon heute nicht mehr konsolidiert werden. KKR hat seit 1976 zahlreiche Transaktionen, insbesondere in den USA, aber auch zunehmend in Europa getätigt. In Deutschland hat KKR bereits zwei größere Geschäfte übernommen -- Wincor Nixdorf sowie Tenovis (das ehemalige Private-Networks-Geschäft von Bosch). "Mit KKR haben wir einen renommierten Partner gewählt, der die einzelnen Geschäfte strategisch weiter entwickeln wird", meinte Heinrich v. Pierer, Vorstandsvorsitzender von Siemens.

Die von Siemens verkauften Tochterfirmen beziehungsweise Abteilungen im Einzelnen:

Mannesmann Plastics Machinery (MPM)
MPM gehört zu den führenden globalen Unternehmen im Bereich der Kunststofftechnik. Es werden Spritzgießmaschinen u. a. für die Automobilindustrie, die Verpackungsindustrie (PET-Flaschen) und für Optical Discs sowie Extrusionsmaschinen hergestellt. Die Gruppe beschäftigt zurzeit rund 6.400 Mitarbeiter und erzielte im Kalenderjahr 2001 einen Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro. Übernommen wird die gesamte Gruppe mit ihren sechs Marken, zu denen unter anderem Krauss-Maffei Kunststofftechnik, Demag ergotech, Netstal und Van Dorn Demag gehören.

Network Systems
Die Network-Systems-Aktivitäten von Siemens in Großbritannien, Frankreich und Italien decken alle Bereiche eines Datennetzwerkes ab, beginnend bei der Planung und dem Design über Implementierung, Wartung bis zum Netzmanagement. Im Geschäftsjahr 2001 beschäftigten die drei Unternehmen, die relativ unabhängig von den lokalen Siemens-Strukturen im Markt agieren, rund 860 Mitarbeiter und erzielten einen Umsatz von rund 400 Millionen Euro.

Stabilus Die Stabilus GmbH
Der Weltmarktführer im Bereich Gasfedern gehörte ursprünglich zur Mannesmann Sachs AG, die bereits an ZF Friedrichshafen veräußert wurde. Stabilus war nicht in diesen Verkauf eingeschlossen. Stabilus erwirtschaftete 2001 mit rund 3.200 Mitarbeitern einen Umsatz von 375 Millionen Euro.

Demag Cranes & Components
Die Demag Cranes & Components GmbH, Wetter/Ruhr, löst Materialfluss-, Logistik- und Antriebsaufgaben. Mit einem Geschäftsvolumen von rund 750 Millionen Euro im Jahr 2001 ist Demag Cranes & Components Weltmarktführer bei Kranen und Hebezeugen. In sechs deutschen Werken sowie in 20 Auslandsgesellschaften sind rund 6.600 Mitarbeiter beschäftigt.

Gottwald Gottwald ist laut Siemens ein weltweit führender Anbieter von mobilen Hafenkränen und automatisierten Terminallösungen mit einem Umsatzvolumen von rund 160 Millionen Euro im Jahr 2001. Die Gesellschaft beschäftigt rund 530 Mitarbeiter an ihrem Standort in Düsseldorf.

Ceramics (CE)
Zu dem Geschäftszweig Ceramics gehört das Katalysator-, Isolatoren-, Aluminium-, Piezoprodukt- und Werkzeugbaugeschäft. Sitz ist in Redwitz, weitere Standorte sind in Jedlina-Zdroj (Polen) und Alpharetta, Georgia (USA). Der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr 2001 betrug rund 125 Millionen Euro. CE beschäftigt knapp 1000 Mitarbeiter.

Metering (ME)
Siemens Metering mit Sitz in Zug (Schweiz) entstand 1998 -- im Zuge der Übernahme des Industrieteils der schweizerischen Elektrowatt AG -- aus dem Zusammenschluss des damaligen Siemens-Zählergeschäfts mit dem von Landis & Gyr. Das Produktgeschäft des Geschäftsgebiets Metering im Bereich Power Transmission and Distribution erwirtschaftete mit 4.200 Mitarbeitern im Geschäftsjahr 2001 einen Umsatz von rund 520 Millionen Euro. Siemens Metering (ME) ist damit Weltmarktführer bei Elektrizitätszählern. (Ekkehard Jänicke) / (jk)