Siemens und Infineon: Ende einer schwierigen Beziehung

Nach dem Börsengang der ehemaligen Siemens-Halbleitersparte war das Verhältnis zwischen Siemens und Infineon nicht einfach.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Es ist das Ende einer schwierigen Beziehung: Mehr als 50 Jahre nach dem Einstieg in das Halbleitergeschäft kappt der Siemens-Konzern mit dem milliardenschweren Verkauf seines verbliebenen Aktienpakets die letzten direkten Verbindungen zum Chipkonzern Infineon. Künftig werden sich die beiden Unternehmen nur noch als Kunde und Lieferant begegnen. Eingeleitet hatte Siemens die Abspaltung im Jahr 2000 mit dem Börsengang von Infineon.

Damals trennte sich Siemens im Börsenboom zu einem Preis von 35 Euro je Aktie etwa 30 Prozent der Anteile. Nach Börsenkrise und schwachen Geschäftsjahren bei Infineon gab Siemens nun die letzten 18 Prozent für gut acht Euro ab. "Sicherlich hätte Siemens besser ein halbes Jahr nach dem Börsengang zu den damals hohen Kursen weitere Anteile verkaufen sollen", sagt ein Branchenexperte. Zu Spitzenzeiten war die Infineon-Aktie auf über 80 Euro geklettert.

Nach dem Börsengang war das Verhältnis zwischen Siemens und Infineon nicht einfach. Vor allem zwischen dem damaligen Infineon-Chef Ulrich Schumacher und Siemens-Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger gab es Spannungen. So warf Schumacher Neubürger vor, eine Kapitalerhöhung bei Infineon blockiert zu haben. Diese habe dann erst später platziert werden können – zu deutlich schlechteren Konditionen. Laut Branchenkreisen nahm Siemens trotz anders lautender Beteuerungen immer wieder Einfluss auf die Geschicke bei Infineon.

Inzwischen aber ist Schumacher längst Geschichte bei Infineon und auch Siemens-Finanzvorstand Neubürger hat kürzlich seinen Rücktritt angekündigt. "Jetzt, wo die beiden weg sind, können wir ja wieder ein ganz normales Verhältnis haben", heißt es in Unternehmenskreisen. Allerdings war das Verhältnis nicht nur wegen möglicher persönlicher Probleme schwierig. Auch geschäftlich lief zuletzt nicht alles glatt. Nach der Abspaltung profitierte Infineon von vielen Siemens-Aufträgen. So lieferte Infineon die Chips für Siemens-Handys. Als allerdings das Geschäft mit den Mobiltelefonen bei der früheren Konzernmutter schlecht lief, bekam dies Infineon wegen der großen Abhängigkeit in seiner Mobilsparte deutlich zu spüren und begründete seine schlechten Geschäftszahlen damit. Inzwischen allerdings hat sich Siemens – nach dem Vorbild der radikalen Trennung von seinem Halbleitergeschäft – auch aus dem Geschäft mit Mobiltelefonen zurückgezogen. (Axel Höpner, dpa) / (jk)