Siemens will mit seinen Handys nichts mehr zu tun haben

Fragen nach der Zahl der verkauften Handys im abgelaufenen Quartal oder nach der Höhe der operativen Verluste in der Sparte wies Siemens-Chef Klaus Kleinfeld bereits unwirsch zurück.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Mit seinen Handys will Siemens schon jetzt nichts mehr zu tun haben. Zwar ist der Verkauf an den taiwanesischen BenQ-Konzern noch nicht abgeschlossen, und die Verluste der Handysparte belasten noch immer den Konzerngewinn. Doch Fragen nach der Zahl der verkauften Geräte im abgelaufenen Quartal oder nach der Höhe der operativen Verluste wies Siemens-Chef Klaus Kleinfeld am Donnerstag unwirsch zurück. "Ich würde wirklich vorschlagen, dass Sie mit den BenQ-Leuten diskutieren, wie viele Handys sie verkauft haben und wie glücklich sie damit sind." Der Konzern hat schon längst neue Baustellen, die geschlossen werden müssen. Im abgelaufenen Quartal brach der Gewinn auch bei einer Ausblendung der Handyverluste von 871 auf 625 Millionen Euro ein.

Noch allerdings ist der Mobilfunkgeräte-Bereich Teil des Siemens-Konzerns. Am Donnerstag kam die erhoffte Trennung aber einen großen Schritt voran. Die Aktionäre von BenQ stimmten auf einer außerordentlichen Hauptversammlung für den Kauf. "Das ist eine wichtige Nachricht", sagte Kleinfeld. "Damit können wir die für alle Beteiligten beste Lösung verwirklichen." Auch BenQ begrüßte die Entscheidung der Aktionäre. Durch die Übernahme könne der viertgrößte Handyhersteller der Welt geschaffen werden. Branchenexperten gehen allerdings davon aus, dass der Absatz von Siemens-Handys im abgelaufenen Quartal weiter unter Druck war.

Siemens hatte jahrelang versucht, das Handygeschäft in den Griff zu bekommen. Der Markt gilt trotz hohen Preisdrucks als hoch attraktiv. Nokia-Chef Jorma Ollila zum Beispiel rechnet damit, dass alle Hersteller in diesem Jahr 760 Millionen Mobilfunkgeräte verkaufen. Im vergangenen Jahr waren es 643 Millionen Handys. Siemens aber verpasste wichtige Trends, wurde zusätzlich von einer Software- Panne gebeutelt und fuhr mit den Handys hohe Verluste ein. In den ersten neun Monaten summierte sich das Minus auf rund 400 Millionen Euro, teilweise sind hier die Zusatzkosten für den Ausstieg schon mit eingerechnet. Diese sollen mit 300 Millionen Euro vor Steuern nach neuesten Angaben etwas günstiger ausfallen als bisher angekündigt.

Auch wenn Siemens froh ist, wenn das Thema vom Tisch ist: Nicht alle Experten sind davon überzeugt, dass der Schritt strategisch richtig ist. "Es macht absolut Sinn, die Infrastruktur und die Handys in einer Hand zu haben", sagt ein Manager eines Konkurrenten. Mit den Geräten ließen sich zum Beispiel neue Märkte beim Aufbau von Mobilfunknetzen leichter erobern. Der Verkauf der Sparte bedeutet nicht das Aus für Siemens-Handys. BenQ darf die Marke Siemens noch längere Zeit nutzen. Auch für die Beschäftigten bleibt das Thema aktuell. Zur Hauptversammlung versicherte das Unternehmen zwar noch einmal, man werde sich an die Beschäftigungssicherung für das Werk in Kamp-Lintfort bis Mitte 2006 halten. Es gebe aber noch keine konkreten Pläne für die Zeit danach. (Axel Höpner, dpa) / (jk)