Silicon-Valley-Firmen tragen die "Guten Zeiten" zu Grabe

Als Folge der Bankenkrise geraten nun auch Technologiefirmen in den USA zunehmend unter Druck. Vor allem für Start-up-Unternehmen entwickelt sich die Kapitalbeschaffung zur entscheidenden Herausforderung.

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Technologiefirmen schienen bis zuletzt von der Bankenkrise in den USA weitgehend verschont geblieben zu sein – zumal viele aufgrund des schwachen Dollar-Kurses vom florierenden Exportgeschäft profitieren konnten. Doch jetzt zeichnet sich eine Trendwende ab, berichtet das Wall Street Journal. Denn Banken zeigen sich zunehmend restriktiver bei der Kreditvergabe, Unternehmen schrauben ihre Budgets zurück und auch der private Konsum geht deutlich zurück.

Die Investmentgesellschaft Sequoia Capital soll die Firmenchefs der von ihr finanzierten Silicon-Valley-Unternehmen – darunter auch Google und Yahoo – im Rahmen einer Sondersitzung unter dem Motto "RIP: Good Times" (die "Guten Zeiten" mögen in Frieden ruhen) auf schwierige Zeiten eingestimmt haben. Sequoia warnte, der aktuelle wirtschaftliche Abschwung werde "lange und schmerzhaft" sein. Microsoft-CEO Steve Ballmer hatte schon Ende September verkündet, dass kein Unternehmen – auch nicht der Redmonder Software-Konzern – immun sei gegen die Auswirkungen der gegenwärtigen Finanzkrise. In dieser Woche gab Microsoft nun bekannt, seine Personaleinstellungspläne für das im Juli begonnene Geschäftsjahr nochmals überdenken zu wollen.

Zuvor hatten bereits Hewlett-Packard und Nvidia Entlassungen angekündigt. Auch eBay will rund 10 Prozent – also etwa 1000 – seiner Vollzeit-Jobs streichen. Unterdessen veranlassen die mit der Krise einhergehenden Liquiditätsengpässe immer mehr Anwenderunternehmen, ihre Investitionspläne zu überdenken – überwiegend mit der Konsequenz, die geplanten Ausgaben erst einmal drastisch zurückzuschrauben. So werde laut Wall Street Journal beispielsweise die Brunswick Corporation – ein Anbieter von Freizeitsportausrüstung – das IT-Budget für 2009 nicht wie ursprünglich geplant nur um 20, sondern gleich um 35 Prozent kürzen. IT-Projekte wie die Einführung einer neuen Personalverwaltungssoftware von Oracle werden somit vorläufig auf Eis gelegt.

Die zunehmend schwindende Nachfrage auf Seiten gewerblicher wie auch privater Käufer trifft indes noch nicht alle IT-Schwergewichte im Silicon Valley. So verzeichnen Cisco und Google weiterhin deutlich zweistellige Umsatzsteigerungsraten – wenn auch nicht mehr auf dem Niveau früherer Jahre. Wie Oracle glänzte auch IBM im dritten Quartal sogar wieder mit stark gewachsenem Gewinn. Auch von Intel erwarten Analysten gute Zahlen, wenn in der kommenden Woche die Quartalsergebnisse veröffentlicht werden.

Um einiges schwieriger wird sich die Zukunft jedoch für Start-up-Firmen gestalten. Denn die Venture Capital Branche verfügt nicht mehr über die üppigen finanziellen Mittel der vergangenen Jahre, nachdem sich deren Geldgeber deutlich zurückhaltender im Hinblick auf neue Investitionen zeigen. Zum Teil würden sogar schon bewilligte Finanzspritzen für aufstrebende Jungunternehmen nachträglich gekürzt, berichtet etwa John Steuart von Claremont Creek Ventures, einem Risikokapitalgeber aus dem kalifornischen Oakland.

Der Musik-Web-Dienst LaLa.com beispielsweise muss seine Wachstumsambitionen massiv zurückschrauben – Leasingverträge für Räumlichkeiten und Ausrüstungen werden neu verhandelt, Ausgaben für Marketing gekürzt und die Rekrutierung neuer Mitarbeiter verschoben. "Bis vor Kurzem konkurrierten wir noch mit Apple und Google um talentierte Arbeitskräfte, aber jetzt können wir einfach nur noch passen", klagt LaLa.com-Gründer Bill Nguyen. (map)