Silk Road: Drahtzieher bestreitet alle Anklagepunkte

Der mutmaßliche Betreiber des Marktplatzes Silk Road, der über Hidden Services im Tor-Netz betrieben wurde, bestreitet alle Anschuldigungen. Der Verdächtige muss sich in den USA wegen Drogenhandels, Geldwäsche und eines Auftrags zum Mord verantworten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 29 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel

Der mutmaßliche Betreiber des berüchtigten Online-Marktplatzes für illegale Güter Silk Road hat jegliche Anschuldigungen in einer Anhörung vor einem Bundesgericht in San Francisco bestritten. Der Beschuldigte, der unter dem Pseudonym "Dread Pirate Roberts" bekannt wurde, gab an, keinen Anwalt bezahlen zu können und wurde von einem Pflichtverteidiger vertreten. Dieser beantragte Freilassung auf Kaution, woraufhin der Vorsitzende Richter Joseph Spero eine entsprechende Anhörung auf den 9. Oktober festsetzte. Die Anklage hingegen ist der Auffassung dass der Beschuldigte, der ebenfalls vor einem Bundesgericht in Maryland wegen Drogenhandels und des Verdachts des Auftrags zum Mordes angeklagt ist, keineswegs freizulassen sei.

Die Ermittlungsbehörden sprechen bei Silk Road vom "größten und raffiniertesten kriminellen Umschlagplatz des Internets" – die Webseite, die über Hidden Services im Tor-Netz betrieben wurde, war Mitte letzter Woche stillgelegt worden. Der Betreiber hatte eine ganze Reihe von Spuren im Netz hinterlassen, denen die Ermittler über Jahre hinweg folgten. Neben einer Gmail-Adresse mit seinem tatsächlichen Namen und einem verräterischen Posting in einem Rauschmittel-Forum soll Dread Pirate Roberts sich unter anderem dadurch verraten haben, dass er auch im Programmierer-Forum Stack Overflow für eine kurze Zeit unter seinem echten Namen angemeldet war. Diesen änderte er später zu einem Pseudonym, welches die Ermittler wohl durch ein Bitcoin-Forum mit seinem Silk-Road-Pseudonym in Verbindung bringen konnten, so die australische Zeitung Herald Sun.

Nach der Anhörung sagte der Verteidiger den anwesenden Journalisten, sein Mandant "bestreite alle Anklagepunkte und damit ist die Diskussion beendet". Der Angeklagte wird des Drogenschmuggels, der Geldwäsche und des Angriffs auf Computersysteme beschuldigt; wegen des Drogenhandels allein drohen ihm lebenslange Haft und eine Geldstrafe von bis zu einer Million US-Dollar. Außerdem wird ihm in Maryland vorgeworfen (PDF), einem verdeckten Ermittler 80.000 Dollar geboten zu haben, um einen seiner früheren Mitarbeiter bei Silk Road umbringen zu lassen. Der Mann sei verhaftet worden und Dread Pirate Roberts habe Angst gehabt, er würde in der Haft seine Identität verraten. Die FBI Ermittler schickten dem Silk-Road-Drahtzieher später gestellte Fotos der Folterung und der Leiche des vermeintlichen Opfers. Auch vermittelte der Beschuldigte dem FBI-Kontaktmann angeblich einen Käufer für ein Kilo Kokain, weswegen er sich jetzt wegen Drogenhandels verantworten muss.

Ermittler hatten bei der Razzia gegen Silk Road über 3 Millionen Dollar in Bitcoins sichergestellt. Die Betreiber der Seite sollen in den drei Jahren ihres Bestehens insgesamt bis zu 80 Millionen Dollar Provision kassiert haben. Von Forbes gefragt, was das FBI mit den über 26.000 Bitcoins tun wolle, antwortete die FBI-Sprecherin: "Wir werden die Bitcoins runterladen und aufbewahren. So etwas ist für uns noch neu." Man werde die Bitcoins für die Dauer des Verfahrens auf jeden Fall verwahren und danach wahrscheinlich liquidieren.

Mittlerweile haben Internet-Nutzer auch das Wallet aufgespürt, in dem das FBI die Bitcoins wahrscheinlich aufbewahrt. Auf der Petitions-Webseite Change.org bitten Mitglieder der Bitcoin-Gemeinde das FBI nun darum, das virtuelle Geld wieder ins System zurückzuführen. Auch gehen auf das Konto seit Tagen Zahlungen mit Kleinstbeträgen ein, die mit Hilfe des Bitcoin-Dienstes blockchain.info mit Kommentaren versehen sind, welche dem Angeklagten Unterstützung zusichern oder die Ermittler verhöhnen. Mehrere Bitcoin-Nutzer machten ihrem Unmut dadurch Luft, indem sie für ihre Überweisungen in das Kommentar-Feld Teile des Textes von Rick Astleys Song "Never Gonna Give You Up " eintrugen.

Update 07.10.2013, 16:23: Die Überweisungs-Kommentare via blockchain.info besser erklärt. (fab)