Sipgate Satellite kombiniert VoIP-Telefonie mit Mobilfunkrufnummer
Bisher waren Mobilfunkrufnummern fest an SIM-Karten gebunden, auch mit eSIMs ändert sich das nicht grundsätzlich. Sipgate knüpft sie an eine App. Partner, Vereine oder kleine Firmen können so leicht eine Nummer nutzen, etwa via WLAN.
Die Düsseldorf Firma Sipgate erweitert die IP-Telefonie um ein spannendes Detail: Beim neuen Dienst namens Satellite bekommt man anders als bei bisherigen VoIP-Angeboten keine Festnetz-, sondern eine Mobilfunkrufnummer – jedoch ganz ohne SIM-Karte. So können Nutzer dieselbe Nummer selbstständig und jederzeit auf mehr als einem Gerät einrichten. Das lässt sich nutzen, um etwa eine Nummer gemeinsam mit dem Partner oder zusammen mit Vereinsmitgliedern zu verwenden, führt Sipgate auf.
Satellite ging eine längere Betaphase voraus, in der der Hersteller die IP-Telefonie über Datenverbindungen ausführlich getestet hat. Bisher sei der Service in rund 50 Ländern erfolgreich eingesetzt worden. Man kann Satellite über WLAN- oder LTE- und UMTS-Verbindungen nutzen, selbst die veraltete EDGE-Technik eigne sich noch gut für die IP-Telefonie per Satellite, meint Sipgate. Der Dienst erinnert an die VoLTE-Telefonie, die Sprachsignale ebenfalls als IP-Pakete befördert. Beide, VoLTE und Satellite, kann man via WLAN auch im Ausland zu Inlandstarifen verwenden. Ählichkeiten gibt es aber auch zu VoIP-Diensten von Messengern wie FaceTime, WhatsApp oder Signal, die sich ebenso wie Satellite mittels dynamischer Sprach-Codecs an die jeweilige Leitungsqualität anpassen. Pro Minute belastet ein Satellite-Telefonat das Datenvolumen mit 500 kByte bis 2,2 MByte.
Beim aktuellen Angebot erhalten Nutzer monatlich 100 Freiminuten, die sie für Gespräche in alle Netze der EU verwenden können. Minutenpreise oder automatische Abbuchungen gibt es laut Sipgate nicht. Der bisher nur geplante Tarif Satellite Plus soll aber für 4,95 Euro monatlich auch eine Telefonie-Flatrate enthalten. Teilnehmer, die eine Satellite-Rufnummer anrufen, zahlen den üblichen Tarif für Gespräche mit deutschen Mobilfunknummern. Zu den interessanten Funktionen zählt, dass sich Voicemails zu Texten konvertieren lassen.
Wie bei üblichen VoIP-Angeboten von Sipgate müssen Nutzer im Rahmen der Registrierung ihre Adresse angeben, an die der Betreiber einen Freischalt-Code schickt. Erst nach Eingabe des Codes in die App sind Gespräche außerhalb von Satellite möglich. Der Dienst setzt zunächst iOS-Geräte voraus, für die es eine kostenlose App im iTunes-Store gibt. Anpassungen für Android und Webbrowser sind in Arbeit.
Bei der herkömmlichen Mobilfunktelefonie ist für jedes Gerät, das dieselbe Rufnummer verwenden soll, eine weitere SIM-Karte erforderlich (Multi-Card-Betrieb). Diese beantragt man kostenpflichtig beim Netzbetreiber und kann sie erst nach der Lieferung per Post einsetzen. Prinzipiell ginge das mit der SIM-Karte im Chip (eSIM) auch umstandslos und schnell. Beispielsweise kann man sie auf Samsung-Smartphones oder der Apple Watch verwenden. Aber diese Technik setzt sich bisher nur langsam durch – nicht nur, weil sie Netzbetreiber zögerlich einsetzen, sondern auch, weil sich dafür nur wenige Mobilfunkgeräte eignen. (dz)