Skepsis vor dem Börsengang von Premiere

Der Zeitplan für den größten Börsengang in der deutschen Medienlandschaft seit knapp acht Jahren steht; aus der Branche war aber schon zu vernehmen, das Potenzial für Bezahlfernsehen in Deutschland müsste langsam ausgereizt sein.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Der Zeitplan für den größten Börsengang in der deutschen Medienlandschaft seit knapp acht Jahren steht: Der Bezahlsender Premiere will am 9. März den Sprung auf das Börsenparkett wagen. "Wir rechnen mit großem Interesse institutioneller Anleger aus Deutschland, Österreich und weiteren Ländern", sagte Premiere-Chef Georg Kofler am heutigen Mittwoch in München. Wegen der populären Marke und des einfachen Geschäftsmodells sei die Aktie zudem auch für Privatanleger attraktiv. In der Branche gibt es aber auch viele skeptische Stimmen. Kofler zeigt sich davon unbeeindruckt. "Skeptiker haben mir noch nie sonderlich imponiert."

Georg Kofler will mit dem Premiere-Börsengang ein Kunststück wiederholen, das ihm schon im Juli 1997 gelungen ist. Damals brachte der umtriebige Südtiroler die ProSieben AG an die Börse und entfachte eine riesige Nachfrage. Für fast 30 Milliarden Euro hätte Kofler Anteilsscheine verkaufen können, die Aktien wurden schließlich verlost. Für die 17,5 Millionen stimmrechtlosen Vorzugsaktien, die die Hälfte des Grundkapitals ausmachten, erlöste Kofler so umgerechnet gut 640 Millionen Euro. Das sei ein "überwältigender Vertrauensbeweis", sagte Kofler damals nach der Emission.

Einen solchen Vertrauensbeweis wird Kofler auch diesmal wieder brauchen. "Wenn es einer schafft, Premiere an die Börse zu bringen, dann der Kofler", sagt ein Fernsehmanager, der beim ProSieben- Börsengang dabei war. Kofler sei ein glänzender Verkäufer und vermutlich "das wichtigste Asset", also der wichtigste Vermögenswert, der Premiere AG. Das Kapitalumfeld sei heute eher schwieriger als damals. "Vor allem aber fragen sich viele: Wo ist die Wachstumsfantasie?"

Die Zahl der Abonnenten hat Premiere mit attraktiven Angeboten und millionenschweren Werbekampagnen auf mittlerweile 3,25 Millionen Kunden gesteigert. Bei seinem Antritt als Premiere-Chef hatte Kofler 4 Millionen als Voraussetzung für den Börsengang genannt. Da die Kosten des Senders aber inzwischen deutlich niedriger sind, senkte er die Messlatte bald. "Das Potenzial für das Bezahlfernsehen in Deutschland müsste langsam ausgereizt sein", heißt es bei einem Privatsender. Wer sich für Fußball und werbefreie Spielfilme interessiere, habe bereits Premiere. Zudem sei die Konkurrenz durch die zahlreichen frei empfangbaren Sender und die öffentlich-rechtliche Konkurrenz groß. "Das kann man nicht so einfach zum Beispiel mit Großbritannien vergleichen, wo die Pay-TV- Marktdurchdringung größer ist." Außerdem erwachse Premiere im digitalen Zeitalter neue Konkurrenz. So bietet neuerdings auch der größte Kabelnetz-Betreiber Kabel Deutschland ein Bezahlpaket an, wenn auch bisher mit einer überschaubaren Kundenkartei.

Kofler teilt die Bedenken nicht. "Für mich beginnt die Pay-TV- Branche in Deutschland jetzt erst richtig." Die Pay-TV- Marktdurchdringung sei in Deutschland mit acht Prozent noch immer lächerlich niedrig. "Wir sind in einem Wachstumsmarkt, in dem Premiere die erste Geige spielt." Premiere werde zudem ein sehr profitables Unternehmen sein. Im vergangenen Jahr machte der Sender noch einen Verlust von gut 80 Millionen Euro, schrieb aber zumindest operativ erstmals schwarze Zahlen.

In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob Kofler wieder das Aktienfieber entfachen kann. Die Anleger können die Aktien der Premiere AG voraussichtlich vom 23. Februar bis zum 8. März zeichnen. Im gleichen Zeitraum wollen Kofler und sein Finanzvorstand Michael Börnicke auf einer Roadshow bei institutionellen Anlegern für die Aktie werben. (Axel Höpner, dpa) / (jk)