CES

SmartHome auf der CES 2025: Trickreiche Kameras, mehr Matter, verspieltes Licht

Shelly, TP-Link, Aqara, Govee, Reolink und SwitchBot zeigten in Las Vegas neue schlaue Gadgets, Nanoleaf auch ein “dummes”. Die Smart-Home-Highlights der Messe.

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Hand hält Smart-Home-Controller

Shelly zeigte auf der CES 2025 neue Relais, von denen jedes die vier Protokolle ZigBee, WiFi, Bluetooth und Matter beherrscht.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Lesezeit: 11 Min.
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  • Berti Kolbow-Lehradt
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In den Casinos von Las Vegas mangelt es nicht an blinkenden Lichtern, trällernder Musik sowie einladenden Knöpfen und Hebeln. Genau wie im Smart Home: Auf der Technikmesse CES 2025 in der US-Unterhaltungshauptstadt nahmen vernetzte Komponenten mit allerlei schillernden Talenten viel Raum ein. Neue Kameras von Reolink filmen im Dauerbetrieb länger, Modelle von TP-Link werden dank Radar und Tracking aufmerksamer und Videoklingeln von Aqara und SwitchBot verleihen dem Türgong Augen.

Govees neue Lichter haben ein Faible für Musik und Gaming. Nanoleaf hat einen leuchtenden Spezialeffekt fürs Gesicht auf Lager und lässt sich für bestimmte Lichttricks künftig im Abo bezahlen. Shelly schüttete ein Füllhorn an Komponenten mit dem Matter-Protokoll aus. Dass andere Hersteller und ihre Produkte diese Smart-Home-Weltsprache künftig schneller lernen, lässt ein auf der CES 2025 angekündigter Zertifikate-Turbo der zuständigen Testinstanz CSA hoffen.

Zur IFA 2024 zeigte Shelly einen ersten Zwischenstecker, der das Kommunikationsprotokoll Matter versteht. Auf der CES legte der Hersteller mit mehreren Matter-fähigen Baureihen von Relais, Schaltern, Sensoren und Steckdosen nach. Zudem bestückt der Hersteller erstmals Geräte mit ZigBee-Chip. Mit diesem Protokoll funkt nun die vierte Generation der Relais-Modelle 1, 1PM und 2PM sowie deren kleineren Varianten mit dem Namenszusatz "Mini". Gleichzeitig ist WiFi, Bluetooth und Matter-over-WiFi an Bord, sodass mehrere Verbindungswege zur Auswahl stehen.

Zwischen WiFi und Matter-over-Wifi entscheidet man sich bei den Unterputz-Schaltern 1L, 2L, dem Wasserlecksensor der vierten Generation sowie dem ersten, IP44-geschützten Outdoor-Plug, der auf der dritten Generation des Innensteckers basiert. Die Geräte befinden sich bereits in Produktion und sollen bis März in die Regale kommen.

Viele Smart-Home-Marken stellen ihre Sortimente schleppend auf Matter um, weil es lange dauert und teuer ist, Geräte für den Standard zu zertifizieren. Die zuständige Organisation Connectivity Standards Alliance (CSA) kündigte auf der CES an, den Vorgang zu vereinfachen.

Anders als zuvor müssen Hersteller nicht erneut ein kostenpflichtiges Zertifikat beantragen, wenn sie mit aktualisierter Firmware bloß Fehler beseitigen, erklärte CSA-Technikchef Chris LaPré gegenüber heise online. Zudem nimmt die CSA künftig etwa Modellreihen als "Portfolio"-Prüfung in einem Rutsch ab, anstatt jede Gerätevariante separat gegen entsprechenden Aufpreis zu begutachten. LaPré nannte Zwischenstecker mit Kontakten für verschiedene Ländernetze als Beispiel. Darüber hinaus prüft ein neues Testverfahren bei der Gelegenheit gleich mit, ob die Matter-fähigen Geräte kompatibel genug sind, damit sie sich "Works with…"-Siegel von Apple sowie in Kürze auch diejenigen von Google und Samsung verdient haben.

Das soll helfen, damit Bestandskunden schneller Updates für Matter-Geräte erhalten und Kaufinteressierte früher mit Matter-Versionen von Smart-Home-Komponenten rechnen können.

Für die wichtige Gerätekategorie der Sicherheitskameras ist Matter generell noch nicht verfügbar. Sie werden wohl auch nicht dazustoßen, wenn die CSA im Frühsommer mit Matter 1.5 turnusgemäß den Standard aktualisiert. Chris LaPré bewertete das als "nicht wahrscheinlich". In das Thema fließe "harte Arbeit". Doch bisher konnten sich die Hersteller nicht auf gemeinsame Vorgaben einigen.

Auch ohne Matter-Logo nahmen neue Kameras auf der CES 2025 viel Raum ein. TP-Link zeigte Modelle mit variierenden Spezialtalenten. Das 4K-Modell Tapo C668B erfasst Objekte mit Radar. Das soll besser Fehlalarme vermeiden und Sperrzonen genauer setzen lassen als mit einem PIR-Sensor. Radar ist für ein akku-betriebenes Modell ungewöhnlich. Das Set enthält ein Solarpanel, damit häufige Ladepausen entfallen.

Zwei 2K-Optiken stecken in der Outdoor-Kamera Tapo C545D. Eine schaut immer in die gleiche Richtung, die andere ist schwenk- und neigbar. Letztere verfolgt motorgesteuert automatisch Bewegungen. Selbst wenn die Tracking-Kamera gerade abgelenkt ist, verliert die statische Kamera das Hauptmotiv nicht aus dem Auge.

Die KI-gestützte Software der WLAN-Kamera Tapo C840 schlägt Alarm, wenn Stoff das Gesicht und damit die Atemwege von Babys blockiert.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Speziell auf Babys abgesehen hat es die Kamera Tapo C840. Ihre KI-gestĂĽtzte Software soll erkennen, ob der Nachwuchs sich mit dem Gesicht aufs Bettlaken gerollt hat oder das Gesicht von Stoff bedeckt ist und dadurch das Atmen behindert.

Weitere Neuheit ohne Kamera: Für das in den USA erhältliche Smart Lock Tapo DL110 kündigte TP-Link ein Zugangspanel an, das auf Venenmuster der Handfläche reagiert. Dieser Ansatz soll hygienischer und fälschungssicherer als ein Fingerabdruck sein. Man hält die Hand in zehn bis 20 Zentimetern vor den Infrarotsenor, um die Tür zu ver- oder entriegeln. Am Messestand gelang uns das erfolgreich. Das Tempo war aber lahm. Zudem war es mühsam, den richtigen Abstand einzuhalten. Für keines der genannten Geräte gibt es ein Startdatum und Preisetikett.

Ein Zugangspanel für das Smart Lock von TP-Link ver- und entriegelt die Tür, wenn ein Infrarotsensor das Venenmuster der richtigen Handfläche erkennt.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)