Smartphones und Strafverfolgung: EU-Polizeiallianz skizziert den mobilen Big Brother

Seite 2: Symbiose zwischen Polizist und Mobilgerät

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"Smartphones haben Sensoren, die wissen, wer du bist, was deine Fähigkeiten, deine Präferenzen, deine Aufgaben sind", heißt es in dem Geheimpapier. Ob ein Ermittler gerade laufe, renne oder fahre, berücksichtigen die Systeme. Sie wüssten jederzeit, wo er sich aufhalte und was relevant für ihn sei. Zudem könnten sie "Gesichter, Stimmen und Fingerabdrücke erkennen", Daten kombinieren und in Kontext setzen.

Die Arbeitsgruppe des EU-Rates skizziert so eine baldige "symbiotische Beziehung zwischen dem Nutzer", einem Polizisten, und seiner tragbaren Geräte mit automatischen Sensoren und Systemen, die ständig aus diversen Quellen selbstständig Informationen abrufen und dem Ermittler im Bedarfsfall an die Hand geben. Die Lösungen könnten dabei auf die zunehmende Kommunikationswelt in Form von sozialer Netzwerke, Multimedia, dem Internet der Dinge, Messenger oder technischen Verfolgungswerkzeugen zurückgreifen.

Noch ist es in der Praxis aber nicht weit her mit dem mobilen Big Brother, wird in dem Papier eingeräumt. Bei der grenzüberschreitenden Polizeiübung "Smurfer" etwa habe sich "schmerzhaft" herausgestellt, dass die gegenwärtig verfügbaren Systeme ihre Grenzen hätten. Viele Einsatzkräfte im Bereich Grenzüberwachung und "verdeckter Operationen" hätten noch nicht die technischen Werkzeuge, um sich effizient untereinander auszutauschen und mit Fotos, Videos, Dokumenten oder Bewegungsdaten von Menschen, Gütern oder Fahrzeugen auf dem Laufenden zu halten.

ENLETS unterstützt daher den Plan der Kommission, Datenbanken im Bereich innere Sicherheit weiter etwa über gemeinsame Suchfunktionen zu vernetzen. Nötig sei ein klares Mandat für ENLETS, schnellstmöglich beispielhafte mobile Anwendungsmöglichkeiten entwickeln zu dürfen. Mit der IT-Agentur EU-Lisa müssten dringend Optionen ausgelotet werden, eine europäische zentralisierte Infrastruktur für den operationalen Austausch und "sicheres Messaging" rund um die Uhr zu etablieren. Um die Privatsphäre der Bürger machen sich die Autoren keinerlei Sorgen; der Begriff Datenschutz taucht lediglich einmal auf, als es darum geht, die Mobiltechnik von vornherein vor Hackerangriffen abzusichern. (anw)