KI spart Zeit beim Programmieren – aber nur bei Routineaufgaben

Laut einer Umfrage im Rahmen des Cloudflight Coding Contest 2024 sparen rund 46 Prozent der Teilnehmenden Zeit durch den Einsatz von KI beim Programmieren.

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Laptop mit Chatbot und Sprechblasen

(Bild: iX / erstellt mit ChatGPT)

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Coding-Assistenten erfreuen sich wachsender Beliebtheit als Sparringspartner bei der Softwareentwicklung. Dass Künstliche Intelligenz das Programmieren beherrscht, ist spätestens seit ChatGPT bekannt und akzeptiert – doch in der Praxis stellt sich nicht nur die Frage nach der Qualität des Codes, sondern auch, wie Entwicklerinnen und Entwickler konkret bei ihrer täglichen Arbeit vom KI-Einsatz profitieren. Dazu hat das Unternehmen Cloudflight im Rahmen seines alljährlichen Cloudflight Coding Contest über 1000 Teilnehmende befragt. Die Erkenntnis aus der Umfrage lautet demzufolge: KI hilft nicht jedem und eignet sich nicht für jede Aufgabe.

Ziel der im April 2024 unter den Teilnehmenden des Cloudflight Coding Contest durchgeführten Untersuchung war es, herauszufinden, wie sich die Leistungen der mit KI-Unterstützung Programmierenden von denen der herkömmlich arbeitenden Entwicklerinnen und Entwickler unterscheiden. Von den 1040 Teilnehmenden, die sich mehrheitlich grundsätzlich offen für den Einsatz von KI bei ihrer Arbeit zeigen, gaben 46 Prozent an, durch Coding-Assistenten wie ChatGPT, GitHub Copilot, Gemini, Phind oder JetBrains AI Zeit gespart zu haben. Gut ein Fünftel (22 Prozent) beklagte hingegen, eher Zeit verloren zu haben.

Diese Selbsteinschätzung der Entwicklerinnen und Entwickler spiegelt sich laut Cloudflight auch im direkten Geschwindigkeitsvergleich des Coding-Wettbewerbs wider, bei dem die Teilnehmenden eine Geschäftslogik unter Zeitdruck erstellen mussten. Bei der über sieben Stufen gestaffelten Aufgabe absolvierten die ohne KI-Hilfe Programmierenden die Level 2 und 3 im Durchschnitt 11 bis 16 Minuten schneller als jene von Coding-Assistenten unterstützten. Die höchsten Wettbewerbsstufen (bis Level 6) erreichten nur wenige Teilnehmende – und das auch nur ohne KI-Hilfe. Die Gründe dafür sieht Cloudflight-CEO Dr. Martin Endress vorrangig in der anspruchsvollen Aufgabenstellung: "KI-Unterstützung nützt derzeit vor allem bei Routineaufgaben; komplexere und umfangreichere Logik hingegen können aktuelle KI-Assistenten nur selten im Alleingang fehlerfrei erstellen."

Vergleichbare Erkenntnisse hatte Cloudflight bereits im Zuge eines internen Tests mit GitHub Copilot gewinnen können, an dem sich rund 70 Entwicklerinnen und Entwickler beteiligten. Dabei zeigte sich, dass der Coding-Assistent für die weniger technischen Rollen eher ungeeignet war, die Mehrheit der Teilnehmenden erzielte im vierwöchigen Testzeitraum durch den Einsatz von KI aber durchschnittlich 40 Minuten Arbeitszeitersparnis pro Tag. Der Coding-Assistent erwies sich dabei primär für Routinearbeiten als hilfreich, etwa bei Unit- und Integrationstests sowie dem Erstellen von Dokumentation oder Datenbankschemata. Bei größeren Codebasen, die ein umfassenderes Kontextwissen erfordern, stoßen die KI-Assistenten nach Einschätzung der Cloudflight-Verantwortlichen bisher aber noch an ihre Grenzen – insbesondere wegen der vergleichsweise kleinen zugrundeliegenden Modelle.

Der ursprünglich 2007 an der Johannes Kepler Universität Linz ins Leben gerufene Programmierwettbewerb Cloudflight Coding Contest (CCC – nicht zu verwechseln mit dem Chaos Computer Club; Anm. d. Red.) findet zweimal jährlich weltweit in verschiedenen Städten und online statt. Laut Organisator Cloudflight zählt er regelmäßig mit Tausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu den größten Wettbewerben Europas. An der Ausgabe im April 2024 beteiligten sich an 46 Standorten in 14 Ländern sowie online knapp 5000 Programmierende, um die von den Veranstaltern gestellten algorithmischen Rätsel zu lösen. Beim Cloudflight Coding Contest stehen den Teilnehmenden dabei jeweils die zwei Tracks School und Classic offen, in denen Teams oder Einzelkämpfer in jeder Programmiersprache antreten können.

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