Smartphone als Dumbphone benutzen

Eine digitale Pause, ohne auf Smartphone-Vorteile zu verzichten? c’t 3003 zeigt, wie du dein iPhone oder Android-Handy in ein "smartes Dumbphone" verwandelst!

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Inhaltsverzeichnis

In Zeiten ständiger Reizüberflutung sehnen sich viele nach einer digitalen Pause. Ein Trend hierbei sind sogenannte Dumbphones – einfache Mobiltelefone, die nur die notwendigsten Funktionen bieten. Doch was, wenn man die Vorteile eines Smartphones nicht missen möchte? Die Lösung: ein smartes Dumbphone. c't 3003 zeigt, wie aus einem iPhone oder Android-Gerät schnell die ablenkenden und süchtig machenden Features entfernt werden.

(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)

Guckt mal hier, das ist meine Smartphone-Oberfläche. Sieht anders aus als bei dir? Ja, das ist ein smartes Dumbphone, also ein einfaches Mobiltelefon, das aber die besten Aspekte von einem Smartphone hat. Ich hab hier nämlich alles deaktiviert, was irgendwie süchtig machen kann oder einen einfach nur ablenkt. Also ein altes Nokia im Gewand von einem modernen Smartphone. Und wenn ihr jetzt denkt, warum dann nicht gleich ein einfaches Handy kaufen? Ja, das hat halt keine super Kamera, kann keine Videotelefonie, hat vielleicht noch WhatsApp, aber kein Signal oder Threema und GPS, Musik- und Videostreaming oder ChatGPT. Und Apple Pay will ich halt trotzdem weiter verwenden können.

Diese Smartphones hier kann ich mit wenigen Klicks zu einem smarten Dumbphone machen oder in den ganz normalen Smartphone-Modus mit TikTok, Teams, Instagram und so weiter wechseln. Also nach der Arbeit Digital Detox. Klingt gut? Ich zeig dir jetzt, was du alles machen musst, um auch so ein smartes Dumbphone zu bekommen, und zwar egal ob iPhone oder Android. Bleibt dran!

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Also, Dumbphones erleben ja gerade so ein kleines Revival. Zumindest in der jüngeren Generation entfliehen so viele der permanenten Reizüberflutung von einem Smartphone und ich kann das voll verstehen. Ich hab eine Zeit lang einfach nur meine Apple Watch Ultra benutzt und das Smartphone in meiner Freizeit in der Schublade geparkt und das hatte echt was Befreiendes. Du bist in wichtigen Fällen noch erreichbar, kannst Musik und Podcasts hören, aber verbringst halt nicht mehr Stunden auf TikTok. Das Problem ist nur, dass ich schon fürs Fotografieren ein Smartphone brauche und dann ploppen die ganzen Benachrichtigungen auf und TikTok ist halt auch nur noch ein Klick entfernt, nur weil ich ein Foto machen möchte. Deswegen hab ich eine Möglichkeit gesucht, das Beste von meinem Smartphone zu behalten, aber den ganzen Rest temporär zu deaktivieren und dabei sind dann diese smarten Dumbphones entstanden.

Die Herangehensweise unterscheidet sich je nach Hersteller, aber die grundsätzlichen Sachen sind erstmal gleich. Was mir schon sehr hilft, weniger Zeit am Smartphone zu verbringen, ist das Display einfach schwarz-weiß zu machen. Das geht über die Bedienungshilfen und liegt bei meinem iPhone 15 Pro Max mittlerweile auf der neuen Aktionstaste über den Lautstärkereglern. Bei Android hab ich den Graustufenfilter einfach als Verknüpfung angelegt. Wichtig ist hier, dass ihr euer Smartphone nur so "dumm" macht, dass ihr es auch noch verwenden könnt und möchtet. Wenn ihr jetzt für jede Kleinigkeit wieder in den normalen Modus wechselt, ja, dann ist das halt nur bedingt sinnvoll. Mir war zum Beispiel dieser Rotfilter bei iOS einfach zu viel.

Außerdem schaut euch mal eure Benachrichtigungen an. Wenn sich das so stapelt, dann könnt ihr auch da viel einstellen, über die verschiedenen Fokusmodi bei iOS oder generell manchen Apps einfach komplett verbieten, Benachrichtigungen zu senden oder die nur in der Benachrichtigungsleiste, aber nicht auf dem Sperrbildschirm anzuzeigen. iOS und Android geben euch die Möglichkeit, Zeitlimits für Apps oder App-Kategorien festzulegen. Das geht bei iOS unter Bildschirmzeit und bei Android unter Digital-Wellbeing. Ich hab Instagram und TikTok zum Beispiel 10 Minuten pro Tag erlaubt. Wenn das Limit erreicht ist, kann ich die App nicht mehr öffnen. Auch nicht aus einer anderen App heraus. Und das Ganze schont auch noch den Akku, weil die Smartphones den Apps nach dem Zeitlimit die Hintergrundnutzung abdrehen.

Der eigentliche Dumbphone-Modus ist auf dem iPhone eine Bedienungshilfe. Den unterstützenden Zugriff findet ihr in den Bedienungshilfe-Einstellungen ganz unten beim Punkt Allgemein. Und hier könnt ihr dann einfach die Apps auswählen, die ihr im Dumbphone-Modus verwenden wollt. Bei mir hier zum Beispiel Musik, WhatsApp, Fotos, Kamera, Uhr und so weiter. Ihr könnt ein Hintergrundbild einstellen, müsst ihr aber nicht. Ihr könnt es auch einfach schwarz lassen und ein paar allgemeine Einstellungen wie Uhrzeit, Mitteilungs-Badges oder Siri gibt's auch noch. Den unterstützenden Zugriff sichert ihr mit einem PIN-Code ab. Das ist vor allem wichtig, weil man diesen Modus nur verlassen kann, nachdem man dreimal den Power-Button gedrückt hat und dann eben diesen PIN-Code eingibt. Dadurch ist der unterstützende Zugriff aber auch super, wenn man mal seinem Kind zwischendurch sein iPhone geben möchte oder die eigenen Eltern sich immer über das komplizierte Smartphone beschweren. Weil ehrlich, viel einfacher kann man die Bedienung von einem Smartphone nicht gestalten als mit diesem Modus. Zum Starten vom unterstützenden Modus müsst ihr entweder in die Einstellungen oder ihr legt euch eine Verknüpfung ins Kontrollzentrum. Ab iOS 18, hier gerade noch in der Beta, geht das sogar noch flexibler. Wirklich viel könnt ihr dann aber auch gar nicht mehr einstellen. Helligkeit und Lautstärke, klar, aber das war's halt dann auch schon. Also dieser fette Zurückknopf zum Beispiel hier unten im Display, der bleibt in jeder App sichtbar. Einige Apps sind auch extra für diesen Modus angepasst. Apple Music zum Beispiel zeigt nur Playlisten und Alben, die man davor ausgewählt hat und das in sehr großer Schrift. Benachrichtigungen werden gar nicht angezeigt, auf Wunsch gibt es aber neben dem App-Namen in der Übersicht hier einen Hinweis bei neuen Nachrichten. Und wenn man sein iPhone eine Zeit lang so benutzt, mit riesen Icons und Graustufenfilter, ja dann macht das schon bedeutend weniger Spaß. Aber gut, das war ja auch unsere Mission.

Bei Android ist das Ganze ein wenig komplizierter, dafür aber auch deutlich anpassbarer. Ich hab das mal auf dem Samsung Galaxy S24 Ultra, dem Pixel 8 Pro und dem Xiaomi 14 Ultra stellvertretend ausprobiert. Grundsätzlich funktioniert das aber so oder so ähnlich auf nahezu allen Android-Smartphones der letzten Jahre. Das Gute bei Android ist ja, dass man sich da einfach einen alternativen Launcher installieren kann. Und da gibt's natürlich Launcher, die ziemlich typisch nach Smartphone aussehen, aber auch so minimalistischere Oberflächen. Am einfachsten ist es, ein zweites Nutzerprofil auf dem eigenen Smartphone einzurichten und hier einen minimalistischen Launcher als Standard zu setzen. Meine Empfehlung wäre hier der Olauncher, der ist in der Grundfunktion kostenlos, für mehr Einstellungsmöglichkeiten gibt es aber auch eine kostenpflichtige Version für 10 Euro pro Jahr. Wie man auf dem Smartphone ein Zweitprofil anlegt, ist leider sehr unterschiedlich, je nach Gerät und Hersteller.

Im Vanilla-Android geht das einfach über die Systemeinstellungen unter Nutzer. Da kann man einfach weitere Nutzer hinzufügen. Der Vorgang sieht dann so aus, als würde man ein neues Android-Handy einrichten, also ihr müsst euch da auch nochmal mit eurem Google-Konto anmelden. Dafür habt ihr aber zwei wirklich getrennte Systeme, könnt nach Nutzer-Account Apps installieren, Launcher verwenden und Benachrichtigungen einstellen. Das Benutzerprofil wechseln könnt ihr dann einfach über das Kontrollzentrum.

Bei Xiaomi gibt es die Möglichkeit ein Zweitprofil einzurichten und das ist wirklich perfekt für diesen Anwendungsfall. Unter "Weitere Einstellungen" könnt ihr hier genau auswählen, welche Apps in welchem Profil verfügbar sein sollen, ob es die Benachrichtigungen auch im Zweitprofil anzeigen soll und das Beste, ihr könnt einstellen, dass ihr über einen bestimmten Fingerabdruck oder den Pin direkt in das andere Profil wechselt. Ich kann dann beim Entsperren entscheiden, welchen Pin ich eingebe und welches Profil ich damit öffne.

Samsung hat leider keine Möglichkeit, mehrere Nutzerprofile anzulegen, zumindest auf Smartphones. Auf Tablets funktioniert das schon länger, vielleicht kommt das aber ja auch noch per Update irgendwann auf Smartphones. Auf den Dumbphone-Modus müsst ihr aber trotzdem nicht komplett verzichten, wenn ihr einen Samsung habt, ihr könnt nämlich einfach den Standard-Launcher mit ein paar Klicks wechseln. Das ist zugegeben etwas nervig, aber das macht man ja normalerweise auch nur einmal am Tag. Mit Apps, die das Anlegen von mehreren Profilen ermöglichen, hatte ich leider gar kein Glück, also falls ihr da was kennt, was gut auf Samsung-Smartphones läuft, dann schreibt es gerne in die Kommentare.

Nachdem ihr euer zweites Profil angelegt habt, installiert ihr den Olauncher. Der hat die Besonderheit, dass er fast komplett textbasiert ist. Also ihr könnt da komplett auf bunte Icons verzichten und eure wichtigsten Sachen einfach als Text auf dem Startbildschirm verlinken. In der Bezahlversion habt ihr auch noch die Möglichkeit nach links zu wischen und dort Widgets zu platzieren und beim Wischen nach rechts schnell Notizen zu machen. Ihr könnt aber auf jeden Fall erstmal die kostenlose Variante ausprobieren, wenn das smarte Dumbphone dann aber so für euch funktioniert, dann finde ich, lohnen sich die 10 Euro pro Jahr, wenn man noch mehr Personalisierungsmöglichkeiten haben möchte. Bei mir sieht das dann so aus, ich habe hier links die wichtigsten Apps und rechts noch ein paar Verknüpfungen. Meine Whoop-Daten bekomme ich direkt bei den Widgets angezeigt und wenn ich Bock habe auf eine schnelle Notiz, dann einfach einmal nach rechts wischen. Und viel mehr ist da auch nicht. Also einfach eine cleane Oberfläche, die zwar noch die wichtigsten Funktionen von meinem Smartphone hat, aber eben keine Arbeitsbenachrichtigungen mehr anzeigt oder TikTok und Teams.

Solltet ihr eine Smartwatch oder ein Fitnessarmband haben, könnte das jetzt etwas nervig werden, denn eine Smartwatch kann leider nur mit einem Smartphone genutzt werden. Und da bei den Android-GGeräten ja ein zweites Nutzerprofil angelegt wird und das dann wie ein zweites Smartphone wirkt, könnt ihr eure Smartwatch nur mit dem Hauptprofil oder dem Dumbphone-Modus benutzen. Aber wenn ihr eine LTE Smartwatch habt oder mit der Smartwatch im WLAN seid, werden euch auch ohne Smartphone Verbindung noch Benachrichtigungen, zum Beispiel von WhatsApp, angezeigt und bezahlen funktioniert auch. Bei iOS ist das kein Thema, die Apple Watch funktioniert auch im unterstützenden Zugriff komplett ohne Probleme.

Digital-Detox und ein Dumbphone können sinnvoll sein, gar keine Frage. Aber schon allein aus Ressourcensicht, man muss nicht extra ein neues Gerät dafür kaufen. Vor allem, weil das ja wirklich nichts kann, was das eigene Smartphone nicht auch kann. Und wenn es wirklich ein extra Gerät sein soll, dann kann man auch ein älteres Smartphone verwenden. Also ein älteres Android-Smartphone oder ein iPhone ab dem XR können genauso als smartes Dumbphone verwendet werden wie die neuesten Modelle. Und die alten, ausgemusterten Smartphones liegen ja vielleicht eh noch in der Schublade rum und bekommen so noch ein zweites Leben. Ich persönlich find's mega praktisch, dass ich nur ein Gerät für Arbeitskram und für Privat mit mir rumtragen muss und hab das auch mittlerweile ganz gut im Griff, dass ich nicht einfach hin und her wechsel und dann doch wieder eine Stunde auf TikTok verbringe. Wie ist das bei euch? Wollt ihr euer Smartphone weniger benutzen und habt ihr Tipps und Tricks, wie ihr damit umgeht? Schreibt's gerne in die Kommentare und natürlich auch gerne den Kanal und unseren Newsletter abonnieren. Tschüss!


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.

(rum)