Social Media & Co: Kinder sollen weniger Werbung für Süßkram sehen

Ernährungsminister Özdemir will mit einem Gesetzesvorschlag Medieninhalte verbieten, die Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett oder Salz bei Kindern bewerben.

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Kind vor Tablet

(Bild: Erstellt mit Midjourney durch heise online)

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Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) hat die Eckpunkte eines Gesetzentwurfs für "mehr Kinderschutz in der Werbung" vorgestellt, der Influencermarketing sowie Werbung in Social Media, Streaming-, Messenger-Diensten, In-Game-Advertising und In-App-Werbung für unter 14-Jährige einschließt. An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt soll künftig verboten werden. Darüber hinaus soll Werbung für solche Lebensmittel im Zeitraum von 6 bis 23 Uhr verboten werden, wenn dabei "in Kauf genommen wird, dass sie regelmäßig insbesondere auch von Kindern wahrgenommen wird", wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) am Montag mitteilte. Auf das Vorhaben hatte sich die Ampel bereits in ihrem Koalitionsvertrag verständigt.

Außerdem soll Außenwerbung für Süßigkeiten und Fast Food "im Umkreis von 100 Metern [...] von Schulen, Kindertageseinrichtungen, Spielplätzen oder Freizeiteinrichtungen" untersagt werden. Für die Regulierung der Lebensmittelwerbung soll ein Nährwertprofil-Modell der Weltgesundheitsorganisation zum Einsatz kommen, das laut BMEL extra für Kinder entwickelt wurde. Mit dem Vorschlag schließt sich Özdemir den Forderungen der Verbraucherschützer und Krankenkassen an.

Zwar darf es laut dem Gesetzesvorschlag weiterhin Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt geben, allerdings nicht, wenn sie an Kinder gerichtet ist. Für Erwachsene soll die Werbung für solche Produkte im Rahmen des vorgeschlagenen Gesetzes weiter möglich sein. Auch Lebensmittelwerbung für Kinder soll weiterhin erlaubt sein, sofern sie nicht über zu viel Zucker, Fett oder Salz verfügt.

Die Eckpunkte für den Gesetzentwurf sieht der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) kritisch. Dies bedeute ein komplettes Aus für das Bewerben aller Süßwaren und hätte "erhebliche negative Folgen für die gesamte Lebensmittelwirtschaft". Die Vorschläge seien "nicht verhältnismäßig und verfassungsrechtlich bedenklich". Bisher gebe es keine wissenschaftlichen Untersuchungen dazu, wie sich Werbeverbote auf die Entwicklung von Übergewicht bei Kindern auswirkten. Dies habe das Ministerium selbst eingeräumt.

Gerade hoch verarbeitete Lebensmittel sorgen laut Gesundheitsexperten für Übergewicht und Erkrankungen wie Adipositas und Diabetes. Etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland seien bereits übergewichtig. Während der Coronapandemie haben sich die Zahlen stark verschlechtert. Eine Kinderwerbestudie (PDF) der Universität Hamburg hatte 2021 ergeben, dass "ein mediennutzendes Kind von 3 bis 13 Jahren" täglich 15 Lebensmittelwerbungen für ungesunde Produkte sieht. Etwa fünf Prozent davon im Internet und zehn Prozent im Fernsehen.

(mack)