Facebook & Co.: 12-jährige Mädchen und 14-jährige Jungen besonders verletzlich

In der Pubertät gibt es laut einer Studie teils einen Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Netze und dem Wohlbefinden. Bei Mädchen tritt der früher auf.

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(Bild: Shutterstock.com/giuseppelombardo)

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Von
  • Martin Holland

Lediglich in einem bestimmten Teil der Pubertät haben soziale Netzwerke einen nachweisbaren negativen Effekt auf die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben junger Menschen. Das haben Forscherinnen und Forscher in Großbritannien anhand umfangreicher Datensätze zu Zehntausenden Menschen im Alter zwischen 10 und 80 Jahren herausgefunden.

Bei Mädchen im Alter zwischen 11 und 13 Jahren konnte demnach ein Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit und der Nutzung von sozialen Netzen nachgewiesen werden, bei Jungen war das für die Altersgruppe der 14- bis 15-Jährigen der Fall. Das deute auf einen Zusammenhang mit der Entwicklung in der Pubertät hin, schreiben sie. Im Alter von 19 Jahren sei noch einmal solch ein Zusammenhang ermittelt worden, hier könnte der mit sozialen Veränderungen zusammenhängen.

Wie die Gruppe um die Experimentalpsychologin Amy Orban von der Universität Cambridge ausführt, wurden für die Analyse zwei Datensätze mit Informationen zu über 84.000 Teilnehmenden ausgewertet. Enthalten waren demnach auch Daten zu über 17.000 jungen Menschen zwischen 10 und 21 Jahren, die über einen längeren Zeitraum erhoben wurden. Gesucht haben sie nach einem Zusammenhang zwischen der angegebenen Nutzung sozialer Netzwerke und einem Rückgang der Zufriedenheit mit dem Leben ("life satisfaction").

Gefunden haben sie Schlüsselperioden der Pubertät, in denen die Nutzung sozialer Medien (wie Facebook) mit einer Abnahme der Zufriedenheit zwölf Monate später zusammenhängt. Dass die bei Jungen später auftreten als bei Mädchen, deute darauf hin, dass sie mit Veränderungen bei der Entwicklung – etwa des Gehirns – oder der Pubertät zusammenhängen, denn die durchlaufen Jungen ebenfalls später als Mädchen. Das müsse aber weiter erforscht werden.

Sowohl bei jungen Frauen und jungen Männern sei dann im Alter von 19 Jahren noch einmal solch ein Zusammenhang entdeckt worden. Hier könnte das an sozialen Veränderungen liegen, die Menschen in diesem Alter durchlaufen, spekuliert das Team. Wer von zu Hause auszieht oder anfängt zu arbeiten, könnte besonders anfällig für schädliche Folgen der Nutzung sozialer Netze sein. Auch hier sei aber weiter Forschung nötig.

In allen anderen Altersgruppen gebe es dagegen keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Netze und einer wachsenden Unzufriedenheit. Andersherum gebe es aber einen Zusammenhang: Wessen Zufriedenheit mit dem Leben abnehme, der würde soziale Netze verstärkt nutzen, schreiben die Forscherinnen und Forscher noch. Ihre Studie haben sie jetzt im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht.

Der Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Netze und dem mentalen Wohlbefinden sei sehr komplex, ordnet Orban die Ergebnisse ein. Veränderungen in unseren Körpern und sozialen Umständen scheinen uns aber in bestimmten Abschnitten unseres Erwachsenwerdens besonders verwundbar zu machen. Die direkte Ursache könne man nicht benennen, ergänzt Co-Autorin Sarah-Jayne Blakemore. Aber jetzt, wo man wisse, dass es einen Zusammenhang gebe, könne man sich auf die identifizierten Altersabschnitte konzentrieren und weiterforschen. Gleichzeitig weist die Gruppe darauf hin, dass ihre Arbeit keine individuellen Risiken identifiziert hat, sondern statistisch signifikante Zusammenhänge in großen Bevölkerungsgruppen. Nicht jeder junge Mensch werde negativ durch soziale Medien beeinflusst, für manche hätten sie sogar positive Folgen.

(mho)