Silver Lake übernimmt Software AG, nimmt Softwarehaus von der Börse

Silver Lake hält ab sofort die deutliche Aktienmehrheit an der Software AG. Der Umbau des traditionsreichen Unternehmens startet mit dem Rückzug von der Börse.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 34 Kommentare lesen

(Bild: Software AG)

Lesezeit: 4 Min.

Silver Lake ist am Ziel: An der Software AG hält der US-amerikanische Technologieinvestor jetzt die deutliche Aktienmehrheit. Der im April gestartete Übernahmeprozess der Software AG ist damit nach einigen Irritationen im Prinzip durch. In den kommenden Tagen wird das Darmstädter Softwarehaus aus den Aktienindizes MDAX und TecDAX gelöscht.

Hinter Silver Lake steht die Holding-Gesellschaft Mosel Bidco SE. Sie hatte sich Ende Juni mit gut 63 Prozent die Aktienmehrheit an der Software AG gesichert. Seit dem Ablauf der zweiten Annahmefrist, die am 17. Juli um Mitternacht endete, hält die Investmentgesellschaft 84,29 Prozent der Papiere des Darmstädter Softwarehauses in Händen. Kein Eingreifen der zuständigen Behörden vorausgesetzt, soll die inklusive Schulden über drei Milliarden Euro teure Übernahme des 1969 gegründeten Software-Unternehmens noch in diesem Jahr vollzogen werden.

Im April waren die Übernahmepläne erstmals öffentlich bekannt geworden. Via Blitz 22-449 SE, wie Mosel Bidco damals noch hieß, unterbreitete Silver Lake ein freiwilliges Übernahmeangebot in Höhe von 30,00 Euro je Aktie für alle ausgegebenen Anteilscheine der Software AG. Der ausgelobte Kaufpreis lag gut fünfzig Prozent über dem Schlusskurs der Papiere kurz vor dem Angebot. Letztlich liegt der Preis pro Papier bei 32 Euro und somit über sechzig Prozent über dem Schlusskurs, da zwischenzeitlich Investoren von Bain Capital über ihre Portfoliofirma Rocket Software mit einem rechtlich unverbindlichen Gegenangebot von 34 Euro für einige Unruhe gesorgt hatten.

Dass der Vorstand der Darmstädter und der vom Aufsichtsrat eingesetzte Übernahmeausschuss die Offerte von Beginn an befürworteten, überraschte ein wenig – schließlich scheiterten frühere Kaufversuche regelmäßig am Widerstand der Software-AG-Stiftung und damit an dem inzwischen 85-jährigen Peter Schnell, Mitgründer und langjähriger Chef des ältesten deutschen Softwareprodukthauses. Die Billigung der Stiftung war und ist unerlässlich, da hier 31 Prozent der Anteile gebündelt sind. Das Angebot von Silver Lake traf indes auf Zustimmung. Denn mit der Übernahmeofferte wurde bekannt, dass die Stiftung einen Vertrag über den Verkauf von 25,1 Prozent der Aktien an den Investor unterzeichnet hatte. Lediglich fünf Prozent der Papiere will sie nach Abschluss weiterhin in Händen halten.

(Bild: Software AG)

Silver Lake hatte sich bereits Ende 2021 mit 344 Millionen Euro in Form einer Wandelanleihe bei der Software AG finanziell engagiert. Allem Anschein nach gelang es den Vertretern des Investors ausreichend Vertrauen für die Übernahme aufzubauen – jedenfalls ließ sich Peter Schnell in einer Meldung entsprechend zitieren. Dazu beigetragen hat, dass der künftige Eigner erst einmal keine Absicht hegt, wesentliche Änderungen vorzunehmen. Vorgesehen ist vielmehr, die Software-AG-Papiere von der Börse zu nehmen. Bereits jetzt steht fest, dass das Darmstädter Softwarehaus zum 25. Juli aus den Indizes MDAX und TecDAX fliegt, weil der Streubesitz im Kontext der anstehenden Übernahme unter zehn Prozent gesunken ist.

Das De-Listing soll der Software AG zu mehr Ruhe und Freiraum beim Umbau des Geschäftsmodells verhelfen. Die Expertise und das Netzwerk von Silver Lake soll die Fokussierung auf den Markt für Cloud-Anwendungen und Datenintegration als auch bei der Transformation in ein auf Software-as-a-Service (SaaS) ausgerichtetes Unternehmen beschleunigen.

(Bild: Software AG)

Eine solche Unterstützung tut auch Not: Die Ergebnisse des von dem aktuellen Vorstandschef Sanjay Brahmawar initiierten Umbauprojekt Helix sind bislang überschaubar. Der Umsatz von einer Milliarde Euro wurde letztmalig 2012 übertroffen. Der Anstieg der Digital-Business-Sparte – also Software zur Integration, API-Management und IoT – verharrt auf eher bescheidenem Niveau. Und wenn die Software AG – wie aktuell im zweiten Jahresquartal – mit einer positiven Entwicklung überrascht, ist dies in der Regel auf das traditionelle Datenbank-Segment zurückzuführen. Ein starkes Geschäft mit den Altprodukten Adabas & Natural (A&N) – auch wegen vorgezogener Vertragsabschlüsse – verhalf dem Unternehmen zur Einnahmenverbesserung von neun Prozent auf 248,4 Millionen Euro. Der reine Produktumsatz stieg sogar um zwölf Prozent auf rund 211 Millionen Euro. Dabei wurde das Wachstum mehr oder minder allein von A&N-Sparte getragen, die einen Sprung von 41 Prozent auf 73,3 Millionen Euro vorlegte. Im Unterschied zur Digital Business-Sparte (8,2 Milllionen Euro, minus 19 Prozent) wurde im Datenbankgeschäft (59,5 Millionen Euro, plus 77 Prozent) auch das Segmentergebnis deutlich gesteigert.

(fo)