Software-Lobby bezieht Stellung gegen Open Source

Gesetzesentwürfe in Kalifornien und Peru für Open Source im öffentlichen Sektor mobilisiert die Computing Technology Industry Association.

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Aufgeschreckt durch Gesetzesentwürfe in Kalifornien und Peru, durch die Open Source in öffentlichen Einrichtungen der Vorzug gegeben werden soll, bezieht nun die Lobby der Open-Source-Gegner Stellung. Die Computing Technology Industry Association (CompTIA), der nach eigenen Angaben weltweit rund 8000 Unternehmen angehören -- darunter auch Microsoft --, will dazu die Anfang Mai gegründete Initiative Software Choice nutzen und weiter ausbauen.

CompTIA-Sprecher Mike Wendy fasst den Beweggrund seines Verbandes in Worte: "Wir sind besorgt darüber, dass Regierungen nicht Leistung zur Grundlage ihrer Entscheidungen machen." Damit bezieht er sich auf Gesetzesinitiativen oder bereits gefällte Entscheidungen beispielsweise in Frankreich, Deutschland und Norwegen über den staatlichen Einsatz von Open Source. Die Mitglieder der CompTIA fühlen sich durch solche Maßnahmen diskriminiert und in ihrer Freiheit beschränkt. Sie plädieren für "neutrale Prinzipien" bei der Auswahl von Software, anstatt dass ein Software- oder Lizenzmodell generell bevorzugt wird.

Vielleicht ist es für eine Kampagne von Software Choice in Europa bereits zu spät, denn die Europäische Union ist dabei, die Weichen zu stellen. Sie empfiehlt den Behörden in den Mitgliedsländern die Umstellung auf Open Source. Microsoft und Co. könnte letztlich viel Geld abhanden kommen, denn die EU erwartet für dieses Jahr allein im Bereich E-Government Ausgaben in Höhe von 6,6 Milliarden Euro, 28 Prozent mehr als 2001.

Zur Gegnerlobby hat sich bereits die Gegen-Gegenlobby formiert: Open-Source-Experte Bruce Perens betreibt die politische Plattform Sincere Choice. Er sieht die Software Choice-Initiative lediglich als Sprachrohr Microsofts, deren "cleveren Schwindel" Intel -- wie Microsoft und die deutschen Firmen Ixos und VSI ebenfalls Gründungsmitglied -- und die US-Regierung nicht durchschauen würden. Intels Entscheidung könne er wegen deren Abhängigkeit von Microsoft verstehen, nicht aber die der US-Regierung, denn schließlich sei diese unabhängig. (anw)