Softwareentwicklung: Ist es noch Flutter oder schon Flock? Es ist ein Fork!

Ein Team, das sich Flutter-Foundation nennt, hat Googles Flutter geforkt, da ihm die Kommunikation mit dem Kernteam zu träge war.

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Aufmacher Flock

(Bild: Ko Thongtawat / Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
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Unter dem Namen Flock ist ein Fork von Googles Flutter erschienen. Das für Flock verantwortliche Team nennt sich auf GitHub Flutter-Foundation und möchte die Weiterentwicklung des Frameworks vorantreiben.

Flutter ist ein Framework für die Cross-Plattform-Entwicklung, das auf die ebenfalls von Google entwickelte Programmiersprache Dart setzt. Es deckt das Web, die mobilen Betriebssysteme Android und iOS sowie die Desktop-Plattformen Linux, Windows und macOS ab. Der Blogbeitrag zum Start von Flock beklagt, dass die Kernentwickler von Flutter nicht mit den Wünschen derjenigen mithalten könne, die Anwendungen mit Flutter entwickeln.

Anfragen zu Bugs und Feature-Wünschen bleiben laut dem Verfasser des Blogbeitrags teilweise jahrelang liegen. Er berichtet von Fällen aus eigener Erfahrung, in denen er Rückmeldungen zu einem Ticket erhalten habe, als er schon lange nicht mehr an dem Projekt gearbeitet hatte. Das führte dazu, dass er sich an die für den Bugfix notwendigen Details nicht mehr erinnerte.

Die Weiterentwicklung der Desktop-Plattformen Linux, macOS und Windows habe besonders unter den Engpässen gelitten. Sie befänden sich lediglich im Maintenance-Modus. Insgesamt sei die Flutter-Community groß genug, um bei der Entwicklung zu helfen. Erfahrene Flutter-Developer könnten als Externe zum Projekt beitragen. Schließlich ist Flutter ein Open-Source-Projekt.

Warum beteiligen sich dann die Flock-Verantwortlichen dann nicht einfach an der Weiterentwicklung von Flutter? Laut ihren Aussagen gibt es eine große Diskrepanz zwischen der Eigendarstellung des Open-Source-Projekts und der Realität: Das Flutter-Team werbe regelmäßig mit vielen externen Beiträgen, aber in Wirklichkeit sei die Kommunikation mit dem Flutter-Team schwierig.

"Während einige Developer erfolgreich mit dem Flutter-Team zusammengearbeitet haben, fanden viele andere die Zusammenarbeit frustrierend, wenn nicht sogar unmöglich", heißt es im Blogbeitrag. Insgesamt haben wohl 1500 Externe zu Flutter beigetragen, wozu jedoch auch Personen gehörten, "die einmal vorbeigeschaut haben, um einen Tippfehler in der Dart-Dokumentation zu korrigieren".

Flock soll nun Abhilfe schaffen. Das Team hinter Flock bezeichnet den Fork als Flutter+, und es sei explizit nicht das Ziel, die Flutter-Community zu spalten. Der Fork soll stets auf dem neuesten Stand von Flutter bleiben und gleichzeitig alle wichtigen Bugfixes und von der Community gewĂĽnschte Features erhalten, die das Flutter-Team entweder nicht implementieren kann oder will.

Im ersten Schritt hat das Flock-Team Flutter gespiegelt. Das Repository auf GitHub entspricht zum Start dem offiziellen Flutter-Repository. Dabei bleibt auch ĂĽberall der Name Flutter erhalten. Neben dem Framework hat die Flutter Foundation auf GitHub die Flutter-Engine geforkt. AuĂźerdem hat sie Repositorys fĂĽr die Website und fĂĽr Tools gestartet.

Nun lädt das Team zum Testen ein. Die Website der Flutter Foundation zeigt eine Kurzdokumentation, die durch die ersten Schritte von der Installation des Tools Flutter Version Manager (FVM) und der Konfiguration von Projekten für den Fork führt.

Das Team sucht zudem nach Interessierten, die sich um den Review-Prozess kĂĽmmern. SchlieĂźlich sind einige Hauptverantwortliche fĂĽr unterschiedliche Bereiche gesucht, darunter die Tools und die unterschiedlichen Zielplattformen Android, iOS, macOS, Windows und Linux.

Die Pläne des Flock-Teams sind durchaus ambitioniert, aber ob der Fork es irgendwann schafft, für Business-Anwendungen interessant zu werden, ist fragwürdig. Er könnte früher auf dem Abstellgleis landen als Flutter auf dem Google-Friedhof.

Auf Reddit ist die Reaktion auf den Fork fast durchweg negativ, von "hilfreicher wäre, wenn ihr zu Flutter beitragt, statt es zu forken" über "komplette Zeitverschwendung" bis zu "erinnert mich in einem Jahr daran, darüber zu lachen". Die Reaktionen auf X sind zwar ebenfalls weitgehend kritisch, aber es gibt auch positive Resonanz. In den Antworten finden sich zudem auch Reaktionen, die die angeprangerten Mängel bei der Kommunikation mit dem Flutter-Team bestätigen.

(rme)