Softwareprobleme: Bahnverkehr in den Niederlanden zusammengebrochen
In den Niederlanden standen am Sonntag plötzlich die meisten Züge still. Ein wichtiger Teil des Verkehrsleitsystems hat verrücktgespielt.
Der Bahnverkehr in den Niederlanden ist am Sonntag weitgehend zusammengebrochen. Tausende Reisende harrten Medienberichten zufolge an Bahnhöfen aus, nachdem gegen 10.00 Uhr ein für die Sicherheit des Schienenverkehrs relevantes IT-System ausfiel und seit etwa 12.00 Uhr kein Zug des staatlichen Bahnunternehmens NS mehr rollte. Taxis waren kaum noch zu bekommen, Linienbusse völlig überlastet.
Dringend von Reisen abgeraten
Reisende berichteten Reportern, dass sie FlĂĽge verpassten oder Vorhaben fĂĽr den Rest des Sonntags in den Wind schreiben konnten. Erst in der Nacht zum Montag stabilisierte sich die Lage, ab dem Morgen sollen "die meisten ZĂĽge" wieder fahren, teilte die Bahn mit.
"Wir raten Ihnen dringend davon ab, auf Reisen zu gehen, oder – sofern Sie bereits unterwegs sind – sollten Sie nach anderen Reisemöglichkeiten suchen", hieß es auf der Website von NS. Anzeigetafeln auf den Bahnhöfen fielen demnach aus oder zeigten keine korrekten Informationen mehr.
Auch im Fernverkehr zwischen Deutschland und den Niederlanden kam es am Nachmittag zu erheblichen Störungen. Auf der ICE-Strecke von Frankfurt (Main) nach Utrecht fielen etwa ab Mittag die Züge zwischen Utrecht und Mönchengladbach in beiden Fahrtrichtungen aus, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn in Berlin sagte. Inzwischen könnten die ICE-Züge wieder auf der gesamten Strecke fahren. Auf der IC-Strecke von Berlin über Hannover nach Amsterdam sei der Zugverkehr zwar nicht unterbrochen gewesen. Es habe allerdings Verspätungen gegeben, sagte die Sprecherin.
Die niederländische Bahn hatte zunächst mitgeteilt, internationale Züge seien von der Störung nicht betroffen. Demgegenüber berichteten niederländische Medien, dass auf den Hauptbahnhöfen von Amsterdam und Utrecht viele Menschen mit ausländischen Reisezielen, darunter auch Deutschland, gestrandet seien.
"Ein echter ScheiĂźtag"
Nachdem stundenlang unklar war, worin genau das Problem besteht, erklärte ein Bahnsprecher, es sei eine Software ausgefallen, mit der die Einsatzplanung der Züge koordiniert und dabei Vorfälle wie aktuell notwendig werdende Umleitungen berücksichtigt werden. Ohne dieses System könne die Sicherheit nicht gewährleistet werden. "Und das ist essenziell, damit der Verkehr fahrplanmäßig erfolgen kann." Die Züge kleinerer regionaler Bahnunternehmen verkehrten den Angaben zufolge normal.
Ein Schienenersatzverkehr sei nicht eingerichtet worden, weil es nicht möglich sei, derart viele Busse einzusetzen, wie das für die Beförderung der betroffenen Bahnreisenden nötig gewesen wäre, teilte NS auf Twitter mit. "Ich kann mir gut vorstellen, dass Reisende im Moment nicht wissen, woran sie sind", sagte der Bahnsprecher. "Das ist ein echter Scheißtag."
(mho)