Solarhersteller Meyer Burger kündigt Mitarbeitern und beschließt Aus in Freiberg

Beim Solarunternehmen Meyer Burger gehen im sächsischen Freiberg endgültig die Lichter aus. Mehr als 400 Menschen verlieren ihre Jobs.

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Fabrikhalle mit Robotern zur Produktion von Solarmodulen

Fabrikhalle in Freiberg zur Produktion von Solarmodulen

(Bild: Meyer Burger)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer
  • mit Material der dpa

Das endgültige Aus für die Solarmodulherstellung von Meyer Burger in Freiberg ist besiegelt. Die rund 500 Mitarbeiter hätten am Dienstag ihre Kündigung erhalten, sagte eine Unternehmenssprecherin. Mehr als 400 Menschen verlören damit ihren Arbeitsplatz. Den anderen seien Verträge in anderen Gesellschaften des Schweizer Konzerns angeboten worden. Sachsens Energieminister Wolfram Günther sprach von einer bitteren Nachricht.

Vorausgegangen war die Absage von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) an den sogenannten Resilienzbonus, mit dem die unter Druck stehenden Hersteller in Europa geschützt werden sollten. Meyer Burger hatte die Zukunft des Standorts in Freiberg von dieser Unterstützung abhängig gemacht.

Lindner hatte sein Nein zu großen Subventionen für die heimische Solarindustrie am Sonntagabend bekräftigt. Am Dienstag reagierte nun Meyer Burger mit den Kündigungen. Man habe noch gehofft, dass in Berlin die Einsicht reife, dass die Unterstützung nötig sei, sagte die Sprecherin. Dies habe sich endgültig zerschlagen, wie das Unternehmen dem MDR Sachsen bestätigt.

Bereits im Januar drohte der Solarhersteller Meyer Burger mit Schließung der deutschen Produktion, aber Zuschüsse hätten das Aus des Produktionsstandorts Freiberg noch abwenden können. Daraufhin hatte Bundeswirtschaftsminister Habeck Hilfen für die Solarbranche angekündigt. Denn auch andere Hersteller wie die Solarwatt GmbH aus Dresden erwägen, die inländische Produktion zu stoppen, da deutlich billigere Angebote aus China auch hierzulande den Markt überschwemmen.

Ende Februar beklagte Meyer Burger, dass "es noch keine Entscheidung über politische Unterstützungsmaßnahmen zur Behebung der aktuellen Marktverzerrungen durch Überangebot und Dumpingpreise bei Solarmodulen gibt". Meyer Burger stoppte die Solarpanelproduktion und setzte der Regierung damit die Pistole auf die Brust. Doch die Politik konnte sich nicht zu Gegenmaßnahmen durchringen.

Das Schweizer Photovoltaik-Unternehmen hatte im vergangenen Jahr einen deutlichen Verlust verbucht und starke Konkurrenz durch billige Solarmodule aus China als Grund angeführt. Subventionen bei der Solarmodulherstellung in China hätten zu einer gravierenden Marktverzerrung geführt, erklärte Geschäftsführer Gunter Erfurt. Bei der Fabrik in Freiberg handelt es sich nach eigenen Angaben um den größten Betrieb für die Solarmodulproduktion in Europa.

Der Grünen-Politiker Günther sprach von einem "industriepolitischen Tiefschlag" und gab der FDP die Verantwortung. "Mit zeitlich befristeten, sehr überschaubaren Summen hätte man eine strategisch bedeutende Branche sichern können." Jetzt müsse eine Perspektive für die verbleibenden Hersteller in Sachsen her.

Für den traditionsreichen Standort Freiberg – und auch die ostdeutsche Solarindustrie – ist das endgültige Aus ein zweiter großer Rückschlag: Bereits 2017 hatte Deutschlands einst größter Solarmodulhersteller Solarworld endgültig Insolvenz angemeldet und den Standort in Freiberg mit rund 600 Mitarbeitern geschlossen. Neue Hoffnung keimte, als Meyer Burger 2021 in die Herstellung von Modulen einstieg und in den früheren Solarworld-Hallen eine neue Produktion startete.

Die Solarindustrie war seit der Jahrtausendwende über etwa eineinhalb Jahrzehnte eine Boombranche und Jobmaschine gerade in Ostdeutschland – auch wegen hoher staatlicher Förderung des Absatzes. In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt arbeiteten nach früheren Angaben zeitweise etwa 14.000 Menschen bei Solarzellen- und Modulherstellern und weitere 2500 bei Photovoltaikausrüstern.

(fds)