Sommerzeit: US-Senatoren nehmen weiteren Anlauf für permanente Zeitumstellung

In den USA wird so wie in Europa jedes Jahr im März der Stundenzeiger vorgestellt. Senatoren beider großer Parteien wollen das ändern.

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Manche Probleme könnten mit einer "ewigen Sommerzeit" zumindest gelindert werden, meinen US-Senatoren.

(Bild: Harold Lloyd in "Safety first" von 1923, gemeinfrei)

Lesezeit: 3 Min.

Dem US-amerikanischen Senat liegt erneut ein Gesetzesvorhaben vor, laut dem die Sommerzeit dauerhaft gelten soll. "Das jährliche Vor- und Zurückstellen der Uhr schafft nur unnötige Verwirrung und schadet der Gesundheit der Amerikaner und der Wirtschaft", sagte der demokratische Senator des US-Bundesstaats Oregon, Ron Wyden. Er wird in seinem Vorhaben parteiübergreifend von sieben weiteren Senatorinnen und Senatoren unterstützt.

Die Sommerzeit wurde in den USA 1918 dem Vorbild Deutschlands folgend eingeführt, geht aus dem Entwurf für den " Sunshine Protection Act " hervor. 2005 habe der US-Kongress festgelegt, dass am zweiten Sonntag im März die Uhr um eine Stunde vorgestellt wird und am ersten Sonntag im November um eine Stunde zurück; in diesem Jahr beginnt also die Sommerzeit am 14. März und endet am 7. November. Im größten Teil Arizonas, in Hawaii sowie auf American Samoa, Guam, Northern Mariana Islands, Puerto Rico und auf den Virgin Islands wird die Zeit nicht umgestellt.

Eine dauerhafte Sommerzeit könne dazu führen, dass es bis zu elf Prozent weniger Zusammenstöße von Autos mit Wildtieren gibt, führt Wyden an, der sich dabei auf wissenschaftliche Studien stützt. Die Finanzanalysten von JP Morgan Chase hätten ermittelt, dass die Wirtschaftskraft um bis zu 5 Prozent zurückgeht, wenn auch der Uhrzeiger wieder zurückgestellt wird. Die Brookings Institution gehe davon aus, dass die Zahl der Raubüberfälle um 27 Prozent verringert würde, wenn der Tag abends eine Stunde länger hell bleibe.

Weniger Herzprobleme, Schlaganfälle, weniger fettleibige Kinder und saisonale Depressionen gebe es ebenso, meint Wyden. Das Journal of Environmental Psychology habe festgestellt, dass die Sommerzeit die Fußgängeraktivität um 62 Prozent und die der Radfahrer um 38 Prozent erhöhe.

Zu den unterstützenden Senatoren gehört auch der Republikaner Scott Rubio aus Florida, der bereits im März 2019 einen ähnlichen Gesetzentwurf vorgelegt hatte. Dem US-amerikanischen Repräsentantenhaus liegt ebenfalls ein Entwurf für ein "Sunshine Protection Act" vor. Der Republikaner Vernon Buchanan hatte es Anfang Januar dieses Jahres eingereicht, es liegt derzeit dem Ausschuss für Energie und Wirtschaft vor.

Seit 2015 haben 45 US-Bundesstaaten Gesetze vorgeschlagen, um die Handhabung der Sommerzeit zu ändern. Darunter sind Vorschläge, einzelne Bundesstaaten von der Einhaltung der Sommerzeit auszunehmen oder eine dauerhafte Sommerzeit einzuführen. Dafür müsste der US-Kongress das Gesetz über die einheitliche Zeit von 1966 ändern. Neben Florida haben zehn US-Bundesstaaten Gesetze für eine dauerhafte Sommerzeit erlassen: Delaware, Idaho, Louisiana, Maine, Oregon, South Carolina, Utah, Tennessee, Washington und Wyoming; Arkansas und Georgia haben entsprechende Resolutionen verabschiedet.

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In Deutschland wird die Uhr dieses Jahr am 28. März auf Sommerzeit vorgestellt, am 31. Oktober wieder zurück. Die EU hatte 2018 vorgeschlagen, für 2019 die Zeitumstellung abzuschaffen. Da die EU-Staaten einzeln für sich wählen können, ob sie die Zeit umstellen, besteht die Gefahr eines "Flickenteppichs"; daher sind einige Staaten an einem gemeinsamen Vorgehen interessiert. Dafür müssen sie sich nicht nur jeweils intern, sondern auch untereinander abstimmen. Der Austritt Großbritanniens und nicht zuletzt die Coronavirus-Pandemie haben offenbar die Aufmerksamkeit von diesem Thema weggeführt.

(anw)