Sonnenkraft aus der Umlaufbahn

Rückenwind für einen alten Traum: Spätestens in zwanzig Jahren sollen Solarkraftwerke riesige Mengen Energie aus dem All zur Erde beamen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 411 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Es ist nicht die beste Zeit, um seine Vision zu verwirklichen, das muss John Mankins zugeben. Die Wirtschaftskrise, der niedrige Ölpreis, Sparmaßnahmen bei Raumfahrtagenturen – doch spätestens in zwanzig Jahren, davon ist Mankins überzeugt, wird das erste kommerzielle weltraumgestützte Solarkraftwerk Strom aus dem All zur Erde schicken. Nein – "no kidding" –, das sei keine Schnapsidee, versichert Mankins, sondern realistisch.

Der Mann ist kein Spinner: Mankins hat Physik studiert, ein Vierteljahrhundert bei der Nasa gearbeitet und deren Programm für weltraumgestützte Solarenergie (Space Based Solar Power, SBSP) koordiniert, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 10/09 (am Kiosk und hier online portokostenfrei zu bestellen). Seit 2005 ist er privater Technologieberater. "Wir müssen uns zwangsläufig nach neuen Energiequellen umsehen", sagt er. "Dabei kommen wir um Solarstrom aus dem All nicht herum."

Anders als auf der Erde steht die Solarenergie im Weltraum permanent und unabhängig vom störenden atmosphärischen Einfluss zur Verfügung. Deshalb arbeiten Wissenschaftler und Ingenieure schon seit Jahrzehnten an Konzepten, um dieses Potenzial nutzbar zu machen. Doch herausgekommen ist dabei bislang vor allem viel bedrucktes Papier. Bisher wollte niemand eine Pilotanlage finanzieren. Im Gegenteil: Die Nasa beispielsweise stellte ihr SBSP-Programm nach der Jahrtausendwende aus Kostengründen ein.

Dabei ist die Idee ganz simpel: In Photovoltaik-Kraftwerken in geostationären Erdumlaufbahnen wird Strom erzeugt und anschließend in energiereiche Mikrowellen umgewandelt. Die werden zur Erde gesandt und dort von speziellen Empfangsantennen in Strom zurückverwandelt. So weit die Theorie. Ihre praktische Umsetzung bedürfe zwar "keiner Magie und keiner physikalischen Grundlagenforschung", wie Mankins anmerkt. Doch sie ist – noch jedenfalls – teuer und kompliziert. Wenn es nach dem Technologieberater geht, wird sich das bald ändern.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)