Sony investiert in Panelfabrik von Sharp

Sony kehrt zurück ins Japan Camp und sichert sich durch eine Kooperation mit Sharp Zugriff auf große LCD-Panels.

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Zunächst hieß es, Sony wolle lediglich Panels von Sharp beziehen. Doch dann kam es ganz anders: Die japanischen Unternehmen wollen gemeinsam eine Panelfabrik der zehnten Generation bauen. Sharp hatte Mitte vergangenen Jahres angekündigt, in Sakai nahe Osaka eine Gen-10-Fabrik errichten zu wollen, in der 2,85 × 3,05 Meter große Glassubstrate für 60-zöllige LCD-Panels verarbeitet werden können. An den Investitionskosten von insgesamt 3,56 Milliarden US-Dollar will sich Sony nun voraussichtlich mit 926 Millionen US-Dollar beteiligen. Sony erhält dadurch Zugriff auf ein Drittel aller in der Fabrik gefertigten Riesenpanels. Außerdem haben Sony und Sharp kürzlich eine Vereinbarung getroffen, laut der Sharp den Unterhaltungsriesen pro Jahr mit drei bis fünf Millionen 40-Zoll-Panels beliefert.

Das angestrebte Joint Venture ist nicht das erste für Sony. Seit 2004 fertigt das Unternehmen gemeinsam mit Samsung Flüssigkristallpanels im Joint Venture S-LCD. In die Fabriken der Gen 7 und der Gen 8, in denen 40 und 52 Zoll Panels vom Band laufen, investierten die beiden Unternehmen 4,1 Milliarden US-Dollar. Allerdings ist die Kooperation zwischen dem japanischen und koreanischen Unternehmen nicht unproblematisch. Über den Bau einer 10-Gen-Fabrik bei S-LCD ist man sich nicht einig. In eine Fabrik der achten Generation am Standort S-LCD investiert Samsung wie schon bei seiner zweiten Produktionsstraße der siebten Generation (Linie 7-2) wieder allein.

Sony war im vergangenen Jahr zweitgrößter Anbieter von Flachbildfernsehern nach Samsung und hatte Philips, Sharp und LG Electronics knapp auf die Plätze verwiesen. Dass das Unternehmen Samsung die Pole-Position nicht streitig machen konnte, lag nach Ansicht von Marktforschern unter anderem an den Versorgungsengpässen bei LCD-Panels. Durch den Deal mit Sharp soll das für Sony künftig anders werden. Schließlich hat der Unterhaltungsriese dann Zugriff auf Panels von Samsung und von Sharp und kann zudem auf bestehende Lieferverträge mit taiwanischen Herstellern zurückgreifen.

Der japanische Markt reagiert sehr sensibel darauf, wenn Unternehmen ihre Produkte nicht aus Japan beziehen. So hatte Sony zwar vornehmlich Panels aus der eigenen S-LCD-Fab verbaut, aber auch Panels aus Korea und Taiwan bezogen und stand deshalb in der Kritik. Das Joint Venture mit Sharp dürfte sich deshalb auf dem japanischen Markt positiv für beide Unternehmen auswirken.

Bislang dominieren Flachbildfernseher von Sharp die japanischen Haushalte: Das Unternehmen hält einen Marktanteil von 45 Prozent, weltweit beläuft sich der Marktanteil dagegen auf nur 11 Prozent. Sony stellt 25 Prozent aller Fernsehgeräte auf dem japanischen Markt und liegt weltweit mit knapp 13 Prozent leicht vor Philips und Sharp. LG Electronics folgt dicht auf, die Spitze hält weltweit Samsung mit einem Marktanteil von etwa 17 Prozent. Samsung ist zugleich der profitabelste Hersteller. Laut Digitimes beherrschen Sony und Sharp aber gemeinsam mit Toshiba rund 30 Prozent des Weltmarktes für LCD-Fernseher.

Am japanischen Markt sind in letzter Zeit einige neue Kooperationen und Übernahmen entstanden. So will Toshiba aus dem Joint Venture IPS Alpha Technology mit Panasonic und Hitachi aussteigen und stattdessen LCD-Panels von Sharp beziehen. Im Gegenzug soll das Unternehmen Sharp mit Bausteinen für LCD-Fernseher versorgen. Panasonic will sich indes die Mehrheitsbeteiligung an IPS Alpha sichern und Canon eine solche an Hitachis LCD-Tochter Hitachi Displays.

Trotz der japanischen Bündnisse werden im Jahr 2010 nach Einschätzung von Digitimes Research die taiwanischen und die koreanischen Hersteller den Weltmarkt dominieren und ihn etwa zu gleichen Teilen den mit LCD-Panels beliefern (jeweils etwa 41 Prozent), während die japanischen Unternehmen nur knapp 12 Prozent aller großen Panels beisteuern werden.

In Korea wurden dennoch Forderungen laut, die beiden großen LCD-Panelhersteller Samsung und LG.Philips mögen ihr Kriegsbeil begraben und enger zusammenarbeiten, um der Japan Connection besser entgegentreten zu können. Die koreanische Regierung drängt die heimischen Firmen ohnehin, nötige Komponenten im eigenen Land zu kaufen – was natürlich auch die japanische Regierung von ihren Unternehmen fordert. Die großen taiwanischen Panelhersteller AU Optronics (AUO) und Chi Mei Optoelectronics (CMO) geraten durch die engen japanischen Verbindungen ebenfalls unter Druck, denn eine Panelfabrik der zehnten Generation für große LCD-Fernseher ist hier derzeit nicht in Sicht. Analysten spekulieren deshalb auch darüber, ob eine Kooperation zwischen Samsung und den taiwanischen Panelherstellern möglich wäre.

Allerdings würde eine solche Kooperation Samsung nicht von einer Sorge befreien – wohin mit den vielen (künftig) produzierten Panels. Sony hat im dritten Quartal 2007 knapp 60 Prozent aller Panels von Samsung bezogen, Anfang 2007 sollen es sogar über 90 Prozent gewesen sein. Wenn Sony seinen Panelbedarf künftig nicht mehr bei Samsung deckt, muss das koreanische Unternehmen andere Abnehmer für seine Panels finden. Was im Augenblick angesichts der Panelknappheit kein Problem sein dürfte, könnte sich in zwei oder drei Jahren, wenn sich die Lage dank neuer Fabriken entspannt hat, schnell ändern. Eine Kooperation mit AUO oder CMO würde da wenig bringen, zumal die taiwanischen Hersteller bislang keine großen Markenhersteller als feste Partner an sich binden konnten.

Für Sharp dürfte sich der Sony-Deal indes gelohnt haben: Das Unternehmen konnte sich ein Drittel des Panelabsatzes sichern, und zugleich die hohen Kosten für die aktuelle Gen-10-Fab im eigenen Haus reduzieren. (uk)