IFA

Soundcore Space One Pro: Bassgewaltiger Angriff auf die Oberklasse

Mit dem 200 Euro teuren Soundcore Space One Pro will sich Anker mit Bose, Sony & Co. messen. Er punktet mit viel Bass und erstaunlich kleinem Packmaß.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen

(Bild: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Robin Brand

Eigentlich steht die Anker-Marke Soundcore für erschwingliche Audioprodukte. Doch mit dem auf der IFA vorgestellten Over-Ear-Kopfhörer Space One Pro will Anker Premiumherstellern Konkurrenz machen. Wir haben ausprobiert, ob der 200-Euro-Kopfhörer Ankers Anspruch gerecht wird.

Der Kopfhörer ist aus Kunststoff, Metall und Kunstleder ummanteltem Schaumstoff gefertigt. Für den Transport lässt sich der Space One Pro für einen Over-Ear-Kopfhörer sehr klein zusammenfalten, da sich die Ohrmuscheln einklappen und eindrehen lassen. Eine Transporttasche gehört zum Lieferumfang. Die Kopfhörer mit ihren großen und recht tiefen Ohrpolstern tragen sich auch nach langem Musikhören angenehm.

Der Soundcore Space One Pro punktet mit einem für einen Over-Ear-Kopfhörer kleinen Packmaß. Daneben: eine bemerkenswert große, südafrikanische Mandarine.

(Bild: heise online)

Geschmackssache ist, ob man den Space One Pro überhaupt lange tragen will, denn ab Werk spielt er den Bassbereich überaus mächtig. Je höher die Frequenz, desto weniger Raum gibt der Anker-Kopfhörer ihr. Bassfans kommen voll auf ihre Kosten, denn der Space One Pro spielt den Tieftonbereich enorm kraftvoll bis in den Subbassbereich hinein. Bei längerer Podcastbeschallung kann die Abstimmung aber anstrengend werden. Auch fürs bewusste Musikhören vieler Genres abseits von Electro muss man dem Kopfhörer per App Manieren beibringen. Das Preset "Bass Reducer" lässt den Space One Pro deutlich ausgewogener klingen. Per Equalizer kann man das Feintuning auch selbst vornehmen. Erfreulich ist, dass die Anpassungen in der App tatsächlich deutliche Auswirkungen aufs Klangbild haben. Wer aber Wert auf eine glockenklare Höhenwiedergabe legt, wird mit dem Soundcore-Kopfhörer auch mit App-Nachhilfe nicht glücklich.

Die aktive Geräuschunterdrückung bekämpft Umgebungsgeräusche vor allem dann wirkungsvoll, wenn diese gleichbleibend sind. Bahn-, Flug- und Autoverkehr dringen deutlich leiser ans Ohr, in Zusammenspiel mit leiser Musik kann man solche Störkulissen ganz aussperren. Stimmen dagegen hört man nach wie vor – mitunter sogar deutlicher, zum Beispiel, wenn sie im Zug nicht mehr durch die vom ANC ausgeblendeten Fahrgeräusche maskiert werden. Dieses Problem hat der Anker-Kopfhörer nicht allein. Ein zum Vergleich herangezogener Sony WH-1000XM4, der mittlerweile ebenfalls für rund 200 Euro erhältlich ist, nimmt den Stimmen aber etwas mehr Körper, sodass sie dünner durch den ANC-Vorhang dringen und zusätzlich abgespielte Musik sie besser überdecken kann. Gut gefällt der ebenfalls implementierte Transparenzmodus, der die Umgebungsgeräusche unter die Musik mischt. Pausiert man die Musik, kann man auch kurze Gespräche mit dem Kopfhörer auf den Ohren führen.

In Telefonaten übertragen die Kopfhörer die eigene Stimme gut verständlich, aber etwas dünn, was der Bluetooth-Übertragung geschuldet ist. Umgebungsgeräusche bekämpft der Anker-Kopfhörer wirkungsvoll und leitet diese kaum durch ans Gegenüber.

Der Kopfhörer nimmt per Bluetooth 5.3 Kontakt zu Abspielgeräten auf und versteht sich auf die Codecs AAC, SBC und LDAC. Per Multipoint-Bluetooth hält er auch Kontakt zu zwei Abspielgeräten gleichzeitig. Die Akkulaufzeit beziffert Anker auf 40 Stunden mit ANC und 60 Stunden ohne. Der Kopfhörer lässt sich auch am beiliegenden Klinkenkabel betreiben. ANC und Transparenzmodus funktionieren weiterhin, das Mikrofon wird aber nicht durchgereicht. Der USB-C-Port dient ausschließlich zum Laden.

Der Soundcore Space Pro One ist gut verarbeitet, lässt sich für Reisen klein zusammenfalten und punktet mit wirkungsvollem ANC, angenehmen Transparenzmodus und Multipoint-Bluetooth. Ob man 200 Euro für ihn ausgibt oder nicht, sollte man aber zuvorderst an seinem charakteristischen Klang festmachen. Bassliebhaber kommen voll auf ihre Kosten, wer eine neutralere Klangabstimmung mit jeder Menge Details bevorzugt, dürfte mit (teureren) Alternativen wie dem Shure Aonic 50 Gen 2 glücklicher werden.

(rbr)