Soziale Medien werden als Nachrichtenquelle für Jüngere wichtiger

Soziale Netze werden für junge Erwachsenen in Deutschland eine immer wichtigere Nachrichtenquelle. Unter den Plattformen gibt es aber nicht nur Gewinner.

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Soziale Medien werden als Nachrichtenquelle für Jüngere wichtiger

(Bild: kentoh/Shutterstock.com)

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Soziale Netzwerke werden für junge Erwachsene in Deutschland in ihrem Nachrichtenkonsum offensichtlich immer bedeutender. Das legt zumindest der "Reuters Institute Digital News Report" nahe. Demnach gaben 30 Prozent der befragten 18- bis 24-Jährigen an, dass die sozialen Medien ihre wichtigste Nachrichtenquelle seien. Das ist ein deutlicher Anstieg: Bei der Befragung im Jahr 2019 hatte der Wert noch bei 22 Prozent gelegen. Zudem gaben dieses Mal 9 Prozent in dieser Altersgruppe an, Nachrichten ausschließlich über soziale Medien zu beziehen – 2019 waren es noch 5 Prozent.

Zu den sozialen Medien zählt die Studie Plattformen, auf denen Nutzer selbst Inhalte einbringen können, wie zum Beispiel Facebook, Instagram und auch Messenger wie WhatsApp sowie die Videoplattform Youtube. Für die deutsche Teilstudie ist das Leibniz-Institut für Medienforschung/Hans-Bredow-Institut (HBI) verantwortlich. Der Begriff der Nachricht sei für Ältere klar mit Journalismus verknüpft, sagte der Medienforscher des Leibniz-Instituts, Sascha Hölig, der dpa. Bei Jüngeren sei das nicht automatisch der Fall. "Um Nachrichten zu erfahren, können in der jungen Altersgruppe auch Youtuber eine Rolle spielen."

Weitere Auffälligkeit in der Studie: Die Relevanz von unabhängigem Journalismus für die Gesellschaft ist innerhalb der Altersgruppen unterschiedlich stark ausgeprägt. Während es unter den befragten Internetnutzern ab 55 Jahren 88 Prozent sind, für die ein unabhängiger Journalismus für das Funktionieren einer Gesellschaft wichtig ist, sind es in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen mit 56 Prozent deutlich weniger.

Insgesamt gesehen gibt es unter den Anbietern von sozialen Medien aber nicht nur Gewinner in der Befragung, wie aus der Studie hervorgeht. "Beispielsweise hat Facebook im Kontext von Nachrichtennutzung in allen Altersgruppen unter 45 Jahren sinkende Anteile zu verzeichnen, mit bis zu minus sechs Prozentpunkten in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen", heißt es in dem Report. In dieser Altersgruppe habe auch Instagram verloren: Der Wert schmolz von 23 Prozent auf 20 Prozent.

Die im Bericht vorgestellten Ergebnisse basieren den Angaben zufolge in Deutschland auf Daten, die zwischen dem 17. und dem 30. Januar 2020 erhoben wurden. Das Umfrageinstitut YouGov befragte in Deutschland rund 2000 Personen, damit gilt die Studie als repräsentativ. Die aktuelle Nachrichtennutzung unter der derzeitigen Corona-Situation lasse sich wegen des Befragungszeitraums im Januar nur bedingt wiedergeben, heißt es in dem Bericht für die deutschen Ergebnisse. Deshalb sei auch ein besonderes Augenmerk auf sich längerfristig anbahnende allgemeine Tendenzen der Nachrichtennutzung gelegt worden.

Die Studie wird unter Koordination des in Großbritannien ansässigen Reuters Institute for the Study of Journalism gleichzeitig in zahlreichen Ländern erstellt. Seit 2012 werden generelle Trends und nationale Besonderheiten der Nachrichtennutzung herausgearbeitet – für die jetzige Studie in rund 40 Ländern auf sechs Kontinenten.

Die Studie hat auch das Verhalten abgefragt, ob Internetnutzer für Online-Nachrichten bezahlen. 10 Prozent gaben in Deutschland an, in den vergangenen zwölf Monaten für Online-Nachrichten Geld bezahlt zu haben, das sei der höchste Wert seit 2013. 2019 waren es 8 Prozent. Innerhalb der Altersklassen falle der Zugewinn bei den 18- bis 24-Jährigen mit plus 5 Prozentpunkten auf 16 Prozent am stärksten aus. Medienforscher Hölig betonte, dass das ein Indiz dafür sein könnte, dass das Bewusstsein bei einigen in der Altersgruppe steigt, einen Mehrwert in professionellem Journalismus zu sehen. Hölig appellierte: "Journalismus sollte sich auf seinen Kern besinnen und nicht der Logik von sozialen Medien mit Dramatisierung folgen, sonst lernen Jüngere nicht den Unterschied zu gutem Journalismus."

(mho)