SpaceX und Lynk wollen Mobilfunkabdeckung drastisch verbessern

Mobilfunk erreicht nur etwa zehn Prozent der Weltoberfläche. Netzbetreiber hoffen auf Hilfe aus dem Orbit.

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Luftaufnahme zeigt verschneite Berge und Seen

Blick auf einen kleinen Teil des Yukon. Das Territorium ist um ein Drittel größer als Deutschland. In ganz Kanada würde Deutschland sogar 28 mal hineinpassen.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Mobilfunk-Netzabdeckung könnte sich bald vervielfachen, dank Satelliten von Lynk Global und SpaceX (Space Exploration Technologies). Vor drei Jahren hat erstmals ein handelsübliches Handy eine GSM-Nachricht aus dem All empfangen, von einem Testsatelliten Lynks. Bereits nächstes Jahr soll ganz Kanada, das zweitgrößte Land der Erde, überall unter freiem Himmel Mobilfunkversorgung haben, die für SMS mit 4G- und 5G-Handys reicht. Einen entsprechenden Vertrag hat der kanadische Telecom- und Medienkonzern Rogers mit Lynk Global geschlossen.

Rogers betreibt Kanadas zweitgrößtes Mobilfunknetz, deckt damit aber nicht einmal 20 Prozent der Landfläche ab. Auf Netzanbindung in den drei riesigen, dünn besiedelten Territorien im Norden Kanadas verzichtet der Netzbetreiber bislang sogar völlig. Die beiden Konkurrenten Telus und Bell Canada kooperieren eng, erreichen gemeinsam aber auch nur 28,8 Prozent der Landfläche (nach eigenen Angaben). Einige kleinere Netzbetreiber sind nur regional tätig.

Jetzt soll sich die Lage komplett ändern. Am Mittwoch hat Rogers bekanntgegeben, sowohl mit Lynk Global als auch mit Starlink-Betreiber SpaceX Verträge geschlossen zu haben. Beide Unternehmen sollen Rogers-Kunden Mobilfunkanbindung im gesamten Land bringen, ohne dass spezielle Satellitenhandys erforderlich wären.

Wann SpaceX diese Dienstleistung erbringen möchte, ist offen. Lynk Global will Kanada schon kommendes Jahr abdecken, die gesamte Erdkugel im Jahr darauf. Gemeinsam mit Rogers, das die notwendigen Frequenzrechte für Kanada innehat, möchte Lynk die erforderlichen Betriebsgenehmigungen in dem riesigen Land erwirken.

Was Lynk – im Unterschied zu SpaceX – auch noch fehlt, sind die erdnahen Satelliten. Derzeit sind erst drei kommerziell einsetzbare Lynk-Satelliten im Orbit, in etwa 530 km Höhe. Knapp Tausend sollen für die rudimentäre Versorgung der gesamten Erdkugel reichen, später sollen es sogar um die 5.000 werden. Dann wären neben SMS auch MMS, Sprachtelefonate sowie Breitband-Datenübertragung möglich.

Lynk hat relativ kleine Satelliten entwickelt und geht davon aus, auf SpaceX-Raketen bis zu 72 Satelliten auf einmal starten zu können. Für 1.000 Satelliten würden rechnerisch also 14 Raketenstarts reichen. Weil das alles nicht billig ist, wird Lynk noch einige potente Investoren überzeugen müssen.

Und da helfen Verträge wie jener mit Rogers. Anfang des Jahres hat Lynk mitgeteilt, bereits mit 25 Netzbetreibern in 41 Ländern kommerzielle Vereinbarungen getroffen zu haben. Inzwischen sind weitere Verträge hinzugekommen; öffentlich bekannt sind sie mit Vodafone Ghana und eben Rogers. Tests laufen bereits in mehr als 20 Ländern auf allen sieben Kontinenten; Rogers führt seine Versuche mit Lynk-Satelliten an einem entlegenen Ort in Britisch-Kolumbien sowie in den Atlantik-Provinzen der Monarchie durch.

Welche Kosten auf Kunden zukommen, verrät Rogers nicht. Der Wettbewerb im Telekommunikationsmarkt ist in Kanada nur schwach ausgeprägt; das Land gilt als teuerster Markt der entwickelten Welt. Im Markt für Satellitentelefonie mit normalen Handys deutet sich hingegen Konkurrenz an: AST Spacemobile hat jüngst das erste Satelliten-Telefonat mit einem normalen Handy durchgeführt.

Bleibt abzuwarten, welche Firma den teuren Sprung von technischen Demonstrationen zu einer gut geölten, erdnahen Satellitenflotte (LEO) schafft. Apple arbeitet für seinen Notfall-SMS-Dienst Emergency SOS mit dem Satellitenbetreiber Globalstar zusammen. Dessen Satelliten kreisen allerdings in etwas größerer Entfernung, nämlich rund 1.414 km, um die Erde.

(ds)