Computex

Speicherpreise geraten im Umfeld der Computex in Bewegung

Die Talfahrt bei den Preisen für DRAM und Flash scheint beendet. Erste vereinzelte Engpässe bei DDR2-Chips deuten die Wende an - und Samsung will sie erzwingen, während die Branche zur Computex in Taiwan die Weichen für das zweite Halbjahr stellt.

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Seit Ende vergangenen Jahres sind die Preise für DRAM und Flash nahezu kontinuierlich auf Talfahrt. Nach Markterhebungen der taiwanischen Experten von DRAMeXchange verloren insbesondere DDR2-Chips im ersten Quartal 2007 20 Prozent an Wert gegenüber den letzten drei Monaten 2006. Im zweiten Quartal dieses Jahres rutschten die Preise sogar um fast 50 Prozent. Stark nachgefragte Chips wie 512 MBit DDR2-667 unterboten auf dem Spot-Markt dabei die Marke von zwei US-Dollar.

Jetzt verdichten sich jedoch die Anzeichen für eine Wende: Erste vereinzelte Engpässe insbesondere bei DDR2-Chips stabilisieren die Preise, nachdem die Hersteller im Mai die Produktion gedrosselt haben. Thorsten Wronski, Vorstand beim auf Speicherchips und -module spezialisierten Distributor Memphis Electronic AG, hat sogar schon die ersten Preissprünge registriert: "Bei DDR2-Chips gingen die Preise auf dem Spot-Markt in den vergangenen beiden Wochen bereits zweimal um bis zu 10 Prozent hoch", betont Wronski. DRAMeXchange verzeichnete allein am Donnerstag vergangener Woche einen durchschnittlichen Anstieg von fünf Prozent für DDR-Speicherchips.

Die Computex, die in diesen Tagen in der taiwanischen Hauptstadt Taipei stattfindet, ist traditionell ein weichenstellendes Ereignis für das Speichergeschäft. Denn zur Messe trifft sich die gesamte Branche – sowohl die überwiegend in Fernost produzierenden RAM-Hersteller wie auch die Abnehmer. Vor allem die großen PC- und Notebook-OEMs wie Dell, Hewlett-Packard, Acer und Lenovo rüsten sich schon ab Jahresmitte für das Geschäft im dritten und vierten Quartal.

"Die Preise von DDR2-Chips für 512- und 1-GByte-Module steigen vereinzelt wieder", bestätigt auch George Linardatos, General Manager der deutschen Niederlassung des Speicherherstellers Transcend. Unklar bleibe aber derzeit noch, ob tatsächlich knapp werdende Lagervorräte für den aktuellen Anstieg der Preise verantwortlich sind. Die Chip-Hersteller in Fernost nehmen die Computex häufig als willkommenen Anlass, die Kaufbereitschaft ihrer Kunden zu testen, um daraus Schlüsse ziehen zu können, wie sie ihre Fertigungskapazitäten für die zweite Jahreshälfte planen müssen.

So hat beispielsweise Samsung – der weltweit größte DRAM-Produzent – einem Bericht des Branchendienstes Digitimes zufolge seine Lieferungen an die größten PC-Hersteller Hewlett-Packard und Dell vorübergehend eingestellt. Der südkoreanische Hersteller wolle die aktuellen Preisvorstellungen seiner beiden Kunden nicht akzeptieren, die deutlich unter dem Niveau vom Mai 2007 lägen, heißt es in dem Bericht.

Produzieren die Chip-Hersteller zu viel, erzielen sie in der Regel keine Preise, die Gewinn versprechen – im schlimmsten Fall sind nicht einmal die Fertigungskosten gedeckt. Hersteller, die hingegen zu wenig produzieren, können zwar auf höhere Preise für ihre "knappe" Ware hoffen, verlieren im Wettbewerb aber womöglich Marktanteile, weil sie wichtige Aufträge nicht bedienen können. In der aktuellen Situation nutzen Hynix und Nanya die Verweigerungshaltung ihres Konkurrenten Samsung und spekulieren auf wachsende Umsätze mit den wichtigen Großkunden Dell und HP.

Die PC- und Notebook-Hersteller auf der anderen Seite stecken indes in einer vergleichbaren Zwickmühle. Denn auch sie müssen möglichst genau ihre Absatzzahlen für das Jahresendgeschäft einschätzen, um weder durch Überproduktion die Preise zu drücken, noch in die Situation zu geraten, die Nachfrage nicht befriedigen zu können.

Wie im DDR-RAM-Segment deutet sich auch bei Flash-Speicher eine Wende in der Preisentwicklung an, die sich bisher jedoch allenfalls als Stabilisierung der Preise zeigt. "Erst wenn größere Mengen Flash angefragt werden, gibt es Anzeichen für eine drohende Allokation", sagt Linardatos. Während die Flash-Nachfrage für Speicherkarten in Digitalkameras und vergleichbaren Geräten nicht mehr so stark wächst wie in den vergangenen Jahren, könnten die jetzt mit größeren Kapazitäten verfügbaren SSDs (Solid State Disks) den Markt nachhaltig beleben, ist der Transcend-Manager überzeugt.

Der Preistiefpunkt bei DRAM und Flash könnte indes noch länger auf sich warten lassen. Viele Hersteller aber auch Brancheninsider gehen davon aus, dass erst in den Monaten Juli oder August mit der Wende gerechnet werden kann, denn die Lagervorräte (Inventorys) seien noch längst nicht verkauft. "Das bevorstehende Quartalsende im Juni könnten einige Hersteller dazu nutzen, die noch vorhandene Lagerware auf den Markt zuwerfen", glaubt Linardatos. (map)