Spendenaktion: Airbnb storniert Angebote ohne Erklärung und irritiert

Zehntausende spenden Geld in die Ukraine, indem sie Übernachtungen buchen. Wegen Betrugsverdacht storniert Airbnb nun immer mehr Buchungen.

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(Bild: mirtmirt/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Eine ungewöhnliche Spendenaktion für Menschen in der Ukraine über Airbnb hat aufgrund des großen Erfolgs mutmaßliche Betrugsversuche nach sich gezogen. Davon geht der Apartmentvermittler aus und hat einige Angebote von Unterkünften in der Ukraine gestoppt.

Dabei handelt es sich unter anderem um Angebote, die erst jetzt auf dem Portal eingestellt wurden. Die Unterkünfte existieren möglicherweise überhaupt nicht. Wer sie bucht, um auf diese Weise Geld direkt in das angegriffene Land schicken zu wollen, werde aber nicht über den Grund informiert, wenn die Buchung storniert wird, schreibt jetzt Wired. Nicht in allen Fällen können die Spendewilligen den Schritt dann auch nachvollziehen.

Nutzer und Nutzerinnen von Airbnb hatten die kreative Spendenaktion kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine begonnen. Seitdem buchen Menschen in aller Welt über die Plattform Apartments in dem Land, ohne tatsächlich dort hinreisen zu wollen. Aber auch wenn sie nicht einchecken, kommt ihr Geld umgehend zu den Anbietern und Anbieterinnen, Airbnb seinerseits verzichtet inzwischen auf die Servicegebühren. Auf diesem Weg sind schon über 430.000 Übernachtungen gebucht und 15 Millionen US-Dollar (14 Millionen Euro) in das Land gespendet worden. Airbnb-Chef Brain Chesky teilt auf Twitter immer wieder Nachrichten von Menschen in der Ukraine, die sich für das Geld bedanken.

Wie Wired nun erläutert, gibt es verschiedene Szenarien, bei denen Airbnb eine betrügerische Absicht unterstellt und Buchungen storniert. Dabei handelt es sich vor allem um neu eingestellte Apartments, sowohl von neuen als auch etablierten Anbietern und Anbieterinnen. Seit Mitte März könnten in dem Land jetzt keine Angebote mehr von Nutzern und Nutzerinnen eingestellt werden, die neu bei Airbnb sind. Spendewillige, die mit Wired über ihre stornierten Buchungen gesprochen haben, sind unzufrieden mit dem Vorgehen der Plattform. Stattdessen zeigen sie Verständnis für die Versuche von langjährigen Anbietern und Anbieterinnen, mit mehr Apartments an mehr Geldspenden zu kommen. Teilweise seien sie nach der Stornierung kontaktiert und direkt um Spenden gebeten worden.

Das US-Magazin berichtet aber auch von Fällen, in denen die als Spende gedachte Bezahlung an Unternehmen gingen, die mit der Vermietung von Airbnb-Apartments Geld verdienen. Ob das im Sinne der Spender und Spenderinnen war, ist zumindest anzuzweifeln. Auch einen Fall einer Frau führen sie auf, die eine Wohnung in Kiew anbietet, aber selbst gar nicht dort wohnt. Mit den mehreren tausend US-Dollar habe sie Menschen in der ukrainischen Hauptstadt unterstützt, über den Umweg ist das Geld also tatsächlich dort angekommen. Ein Sprecher von Airbnb hat derweil darauf hingewiesen, dass man statt über Buchungen auch an die hauseigene Organisation Airbnb.org spenden könne. Mit dem Geld soll ukrainischen Flüchtenden geholfen werden.

(mho)