Sperren, markieren, einschränken: Soziale Netzwerke und die Präsidentschaftswahl

Um Falschinformationen zu verhindern und die Stimmung zu beruhigen, schränken die sozialen Netzwerke Beiträge zur US-Präsidentschaftswahl ein.

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(Bild: Primakov/Shutterstock.com)

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Schon vor der Wahl hat es bei den meisten sozialen Netzwerken geheißen, dass Richtlinien für unerlaubte Inhalte verschärft, Anzeigengeschäfte runtergefahren und Konten gelöscht wurden, die versuchten, Mitglieder zu manipulieren. Während nun noch immer nicht klar ist, wer der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird, scheinen Facebook, Twitter und Co weiterhin achtsam zu sein, machen dies aber auf unterschiedliche Art und Weise.

So hat Facebook etwa eine sich auf der Plattform gegründete Gruppe namens "Stop the Steal" innerhalb von weniger als 48 Stunden gelöscht. Bis dahin hatte sie allerdings auch schon mehr als 300.000 Mitglieder. Laut einer Facebook-Sprecherin, die das Magazin The Verge zitiert, sind in der Gruppe gewaltsame Aktionen geplant worden. Der Gruppenname bezog sich auf Donald Trumps Aussage, die Demokraten würden ihm den Wahlsieg klauen. Bei Buzzfeed News heißt es, Facebook habe eine Art Gewalt-Index: Darin werden Hashtags und Suchbegriffe, die mit Gewalt zu tun haben, zusammengefasst. Demnach ist ein allgemeines Gefahrenpotenzial innerhalb von fünf Tage um 45 Prozent gestiegen.

Einen Blogbeitrag oder eine Stellungnahme von Mark Zuckerberg zu dem, was bei Facebook gegebenenfalls gerade hinter den Kulissen abläuft, gibt es nicht. Die New York Times berichtet aber mit Verweis auf anonyme Quellen, auf den Plattformen des Unternehmens würden Beiträge zur Wahl generell weniger Sichtbarkeit bekommen. Dafür sehen US-Nutzer ein Informationscenter mit ausgewählten Quellen im Newsfeed. Im Raum stehe auch die Einführung einer zusätzlichen Hürde beim Teilen von Inhalten, in Form eines Extra-Klicks. Ähnliches hat auch Twitter bereits im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen eingeführt. Beim Retweeten geht seither automatisch das Kommentarfeld auf. Rund um die Wahl gibt es keine Empfehlungen von anderen Personen, denen man nicht folgt.

Neben Facebook haben auch Twitter, TikTok und YouTube in den USA Hinweise an verschiedenen Stellen eingeführt, um Nutzern gesicherte Informationen anzuzeigen. Auf Twitter ist nahezu jeder zweite Tweet des amtierenden Präsidenten als möglicherweise irreführend markiert. Löschen oder blockieren ist dort wenig üblich, allerdings kann Twitter die Sichtbarkeit bestimmter Schlagworte verringern.

Das Twitter-Konto des ehemaligen Trump-Chefstrategen Steve Bannon ist komplett gesperrt worden, weil dieser in seinem Podcast von der Enthauptung des FBI-Chefs und eines Corona-Experten gesprochen hat. Gewaltverherrlichungen sind auf der Plattform verboten. Spotify hat die Folge ebenfalls gelöscht, YouTube und Facebook Videos mit Ausschnitten davon.

Zwar priorisiert YouTube offizielle Quellen und Nachrichtensender, dennoch sind auf der Plattform zahlreiche Videos zu finden, in denen behauptet wird, Trump habe gewonnen und die Demokraten würden mit illegalen Methoden versuchen, die Ergebnisse zu fälschen. Auch Google habe sich für den Weg entschieden, Falschinformationen nicht zu löschen, dafür aber von der Monetarisierung durch Werbung auszuschließen, berichtet ebenfalls The Verge. Sucht man bei TikTok nach "Stop the Steal" gibt es keine Ergebnisse.

(emw)