Spickzettel per SMS

Wenn das Schule macht: Ab der kommenden Woche will ein Berliner Unternehmen Schüler per Handy durch Klausuren schleusen.

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Von
  • dpa

Das Berliner Unternehmen yoc bietet ab der kommenden Woche einen speziellen Spickzettel-Service für Schüler an: Am Tag der Prüfung sollen Fragen von acht diplomierten Pädagogen für die Fächer Englisch, Französisch, Spanisch und Latein per SMS beantwortet werden. "Das Handy in den Klassenraum zu schmuggeln oder auf der Schultoilette zu deponieren, bleibt Aufgabe der Schüler", heißt es aus dem Unternehmen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) kritisierte mittlerweile das Angebot.

"Wenn das Schule macht, verkehrt das die Sicht auf Schule", sagte der Leiter für Schul- und Bildungspolitik beim VBE, Heinz Wagner. Schule sei nicht dazu da, an einem bestimmten Tag Prüfungsergebnisse einzutragen, sondern Bildung zu vermitteln. "Der Schüler muss sehen, dass sich die Mühe lohnt." Schummeln gehöre zum Schülerdasein. "Ich sehe aber die Gefahr, dass das kommerzialisiert und dann üblich wird." Jedes Anzeichen, das die Sicht der Schule als Abfrageinstanz fördere, mache den Lehrern die Aufgabe schwerer. Prinzipiell sei das Handy als Schummelinstrument kein großes Problem in den Schulen, sagte Wagner. "Das sind singuläre Erscheinungen. Inzwischen sind wir auch nicht mehr so ganz blöde."

Bei yoc gibt es keine moralischen Bedenken. "Schummeln ist ja gang und gäbe. Wir rufen ja nicht dazu auf", sagte Unternehmens-Sprecherin Anja Stoiser. Wer das Risiko eingehen will, muss sich eine Woche vor dem Klausurtermin bei dem Unternehmen anmelden. Name, Alter, Geschlecht, Klassenstufe, Fach sowie den Klausurtermin will das Unternehmen wissen. Der Schummel-Dienst ist kostenlos, wer erwischt wird, steht jedoch alleine da: "Für eventuellen Ärger mit Lehrern und Rektoren übernimmt yoc keine Verantwortung", heißt es. Das Unternehmen informiert sonst per SMS über Konzerte oder neue Produkte und verdient an Provisionen. Zudem bietet yoc einzelne Dienste an, etwa die Erinnerung an die Einnahme der Anti-Baby-Pille. (dpa) / (anw)