Spiegel: Nur T-Online soll ADSL bekommen

Die Deutsche Telekom AG will nach einem Bericht des "Spiegel" mit erheblichen Investitionen in die neue ADSL-Technik die Vorherrschaft ihres Onlinedienstes T-Online in Deutschland zementieren.

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Von
  • Christian Persson

Die Deutsche Telekom AG will nach einem Bericht des "Spiegel" mit erheblichen Investitionen in die neue ADSL-Technik die Vorherrschaft ihres Onlinedienstes T-Online in Deutschland zementieren. Die Pläne lösten heftige Kritik des größten T-Online-Konkurrenten AOL aus, der freien Zugang zur neuen Technik fordert.

Mit ADSL sind auf den vorhandenen Kupferleitungen theoretisch Übertragungsraten von bis zu 8 MBit/s zu erreichen, 62mal schneller als per ISDN. Messungen von c't an den Pilotinstallationen der Telekom ergaben Praxiswerte von immerhin 350 KByte/s. (Ausführlichere Informationen zu ADSL finden Sie hier.)

Die Telekom wolle ADSL vom 1. Juli an vermarkten, schreibt der Spiegel. Bis zum Jahresende sollen 80.000 Kunden mit der Technik versehen werden. Dabei ziele das Unternehmen auf Intensivnutzer wie Computerfreaks und Werbeagenturen. Als "alleiniger Vermarktungskanal" sei der konzerneigene Onlinedienst T-Online eingeplant. Andere Onlinedienste sollen keinen Zugang erhalten. Pro Monat sollen die ersten 25 Stunden "Fast Internet"-Nutzung mit ADSL 250 DM kosten. Jede weitere Stunde soll mit acht DM zu Buche schlagen. Die Hochpreispolitik diene "der Nachfragesteuerung" und solle eine Störung der ISDN-Vermarktung vermeiden, heißt es laut Spiegel in einem internen Telekom-Papier.

AOL wertete die ADSL-Pläne als weiteren Versuch der Telekom, ihre Monopolstellungen unzulässig zugunsten von T-Online auszunutzen. "Der Zugang zu ADSL als neuem Hochgeschwindigkeits-Zugang zum Internet muß den Kunden von allen Online- und Internetdiensten zur Verfügung stehen", sagte der Sprecher von AOL Deutschland, Frank Sarfeld. AOL hat bei der Brüsseler EU-Kommission bereits eine Beschwerde gegen die Telekom eingereicht. Der mit 800.000 Kunden zweitgrößte deutsche Onlinedienst wirft der Telekom vor, T-Online mit Gewinnen aus dem Telefongeschäft zu subventionieren. Dabei gilt laut Spiegel die Vermutung, daß T-Online im Monat "zu Marktpreisen" 19 Millionen DM Verlust schreibe. Die Telekom bestreitet dies.

Am Samstagabend begrüßte AOL eine Aufforderung der Regulierungsbehörde an die Telekom AG, ihre Pläne für den Onlinedienst offenzulegen. Die Forderung des Sprechers der Regulierungsbehörde, die Telekom solle klarstellen, ob und inwieweit sie Kunden anderer Onlinedienste unmittelbaren Zugang zum Internet diskriminierungsfrei gewähre, sei ein "ermutigender Schritt zur Förderung des freien Wettbewerbs im Internetmarkt". (cp)