Spiegelreflex mal anders: Olympus E-330

Mit der E-300-Nachfolgerin E-330 stellte Olympus die weltweit erste Wechseloptik- SLR mit vollwertiger Live-Bildvorschau vor.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Dr. Klaus Peeck
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Ein halbdurchlässiger Spiegel im Strahlengang des Porro-Suchersystems leitet das Bild auf einen kleinen zusätzlichen CCD-Sensor, der das Livebild für das TFT generiert – 92 Prozent des tatsächlichen Bildausschnitts können so abgedeckt werden, allerdings ohne Belichtungs- und Weißabgleichsvorschau. Zusätzlich steht über den Haupt-Sensor noch der "Modus B" zur Verfügung, der bei hochgeklapptem Spiegel ein 1:1-Vorschaubild anzeigt – ohne Zeitbegrenzung und seit dem letzten Firmware-Update auch mit Autofokus-Funktion. Da der Spiegel in diesem Modus vor der eigentlichen Aufnahme aber erst wieder heruntergeklappt werden muss, verlängert sich die Auslöseverzögerung hier um zirka 0,6 Sekunden. Ein von Kritikern befürchtetes verstärktes Bildrauschen durch Erwärmung des Bildsensors bei langdauernder Bildvorschau konnten wir bei Tests unter Zimmertemperatur und bei niedriger ISO- Stufe nicht nachvollziehen – auch nach 15 Minuten durchgängigen LiveViews unterschied sich das Bildrauschen visuell nicht von dem der anderen Aufnahmen.

Besonders praktisch ist der LiveView auf dem horizontal klappbaren, 2,5 Zoll großen und hoch auflösenden TFT-Display beispielsweise bei Makro- oder Überkopfaufnahmen, bei denen die Wahl des Bildausschnitts über den klassischen SLR-Sucher nur mit Verrenkungen oder gar nicht realisierbar wäre. Auch kann das LiveView-Bild über die Video-Out-Buchse an ein Fernsehgerät geleitet werden. Die bei geringer Beleuchtungsstärke zuschaltbare Lichtverstärkung sollte man aber meiden, da sie insbesondere im "AModus" ein extrem verrauschtes Schwarzweiß-Bild zeigt. Wegen des halbdurchlässigen Spiegelelements wirkt das Sucherbild der E-330 hingegen ausgesprochen dunkel und ist zudem ziemlich klein.

Der Begriff "FourThirds" bezeichnet das von Olympus entwickelte Sensor-System mit 4:3-Bildformat und das zugehörige Bajonett-System. FourThirds-Sensoren sind kleiner als die APS-C-Pendants der Konkurrenz, was via kleinere Sensorelemente in der Vergangenheit zu deutlich höherem Bildrauschen bei höheren ISO-Stufen führte. Bei der E-330 entschied sich Olympus für einen neuen Bildsensor in CMOS- Technik, dessen Architektur auch das schnelle Auslesen im LiveView-Modus "B" erleichtert. Effektiv erreicht dieser eine Auflösung von sieben Megapixeln, und das Rauschverhalten hat sich gegenüber der E-300 verbessert; es ist jetzt weitgehend vergleichbar mit dem der Sony A100, mit problemloser ISO-100- und 200-Stufe, ersten Rauschstörungen bei ISO 400, aber erheblicher Verschlechterung bei ISO 800 und 1600. Die E-330 kommt wegen ihres seitlich spiegelnden Porro- Suchersystems im ungewöhnlichen Breitformat daher, ist griffgünstig, mit gut erreichbaren Bedienelementen.

Die Bedienung gerät immer noch zu menülastig, und die Funktionen des Bildschirmmenüs wirken teilweise willkürlich auf die Menüreiter verteilt. Immerhin können viele Funktionen direkt über die auf dem TFT in zwei Detailgraden "simulierte" LC-Datenanzeige angesprungen werden, was sehr praktisch ist. Die Startzeit der Olympus ist mit 1,6 Sekunden relativ lang, weil bei jedem Gerätestart die Ultraschall-Sensorreinigung aktiviert wird, die etwaige Staubpartikel auf einen am Gehäuseboden angebrachten Klebestreifen abschüttelt. Auch die Auslöseverzögerung kann nicht ganz mit den Konkurrentinnen mithalten, insbesondere nicht bei wenig Licht, das den Autofokus spürbar langsamer werden lässt. Die automatische Scharfstellung muss mit drei recht eng benachbarten horizontalen Messfeldern mit zentralem Kreuzsensor auskommen, was mindestens bei Hochkantaufnahmen ungünstig und insgesamt nicht mehr zeitgemäß ist.

Dürftig fällt bei der E-330 die Konnektivität aus, mit gänzlich fehlendem Netzeingang und einer noch immer nur im 1.1-Modus operierenden USB-Schnittstelle. Dasselbe gilt für die Serienbildleistung, die mit rund drei Bildern pro Sekunde zwar auf dem Niveau der Sony A100 liegt, bei niedrigster JPEG-Kompression und bei Raw-Aufnahmen aber schon nach vier Aufnahmen endet. Erst der stärker komprimierende "HQ"-Modus erlaubt lange Bildserien. Das dem preiswertesten Kameraset mitgegebene Kit-Objektiv 14-45 mm deckt nicht nur einen geringen Brennweitenbereich ab, sondern bietet auch nicht die besten Abbildungsleistungen. Zwar hielten sich messtechnisch Vignettierung und Verzeichnung in Grenzen, und die zentrale Bildauflösung und der Randabfall lagen in einem für die Sensorleistung grünen Bereich – im Zuge der Testkisten- Aufnahmen wie auch im "freien Feld" ließ sich aber – wie schon beim Test des Schwestermodells E-500 mit gleicher Optik – stets nur eine knapp zufriedenstellende Bildschärfeleistung erzielen. Auch Abblenden führte dabei zu keiner nennenswerten Verbesserung. Immerhin sind die Einstellringe – der Fokusring arbeitet indirekt elektromotorisch – leichtgängig und präzise.