Spielebranche: Deutschland laut Umfrage kaum wettbewerbsfähig

Spieleunternehmen bewerten den Standort Deutschland als kaum wettbewerbsfähig. Der Branchenverband game stellt nun Forderungen an die kommende Bundesregierung.

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(Bild: Lord Beard/Shutterstock.com)

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Deutsche Spieleunternehmen bewerten die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland als "eher schlecht". Das ergibt eine Umfrage des Branchenverbands game unter seinen 340 Mitgliedern. Im internationalen Vergleich könne Deutschland kaum mithalten, gerade die hohe Steuerlast, die Internetanbindung und die digitale Bildung in Deutschland sehen die befragten Spieleunternehmen kritisch.

Laut dem Branchenbarometer des Spieleverbands game sehen 56 Prozent der befragten Unternehmen die internationale Wettbewerbsfähigkeit als "eher schlecht", rund 14 Prozent bewerten sie sogar als "schlecht". 31 Prozent vergaben ein "eher gut", ein "sehr gut" wollte dagegen kein einziges Unternehmen abgegeben.

Für das Branchenbarometer befragte der Branchenverband game seine 340 Mitglieder. Dazu gehören Spiele-Entwickler, Publisher. E-Sport-Veranstalter, Bildungseinrichtungen und Dienstleister.

(Bild: game)

Vergleichsweise positiv bewerten die Umfrageteilnehmer die Ausbildung von Nachwuchsfachkräften und die Entwicklung der Games-Förderung, die nach anfänglichen Schwächen mittlerweile angelaufen ist. "Für ein abschließendes Fazit ihrer Auswirkungen ist es aber noch zu früh", sagte game-Geschäftsführer Felix Falk in einem Presse-Briefing am Dienstag. "Die Entwicklung von Spielen dauert in der Regel ein bis drei Jahre." Die Bundesregierung hatte mit der Umsetzung der Spieleförderung 2019 begonnen. Bis mindestens 2023 sollen jährlich 50 Millionen Euro in die deutsche Spieleindustrie fließen, um die Branche im Wettbewerb mit der internationalen Konkurrenz zu unterstützen.

Trotz der Games-Förderung zieht Falk eine durchwachsene Bilanz für die Arbeit der Großen Koalition. "Es geht voran, aber wir haben noch ein gutes Stück Arbeit vor uns, wenn wir zu den besten Games-Standorten weltweit aufschließen wollen. Mit der Games-Förderung, dem Games-Referat, der Games-Strategie oder Initiativen in mehreren Bundesländern wird aktuell ein wichtiges Fundament für eine erfolgreiche Standortpolitik in den kommenden Jahren gelegt."

In anderen Punkten habe die Bundesregierung ihre Versprechen aber nicht eingelöst. Nach wie vor werden E-Sport-Vereine entgegen dem Versprechen im Koalitionsvertrag etwa nicht als gemeinnützig angesehen. Der Branchenverband game hält daneben an seiner Kritik an der Novelle des Jugendschutzgesetzes fest. Der Ausbau von flächendeckend schnellem Internet bleibt laut game außerdem "eine große Baustelle".

Am Dienstag hat der Branchenverband einen Katalog mit Forderungen an die kommende Bundesregierung vorgestellt. Dazu gehört die nachhaltige Förderung von Talenten und verbesserte Ausbildung für Einsteiger in die Spielebranche. Außerdem soll der Zuzug von erfahrenen Entwicklerinnen und Entwicklern aus dem Ausland erleichtert werden. Der game fordert darin auch den schnelleren Ausbau von leistungsfähigen Breitbandanschlüssen und ein starkes 5G-Netz.

Seit Jahren steigen die Umsätze mit Videospielen und zugehöriger Hardware, im vergangenen Jahr wurden 8,5 Milliarden Euro damit umgesetzt. Weniger als fünf Prozent landen davon allerdings bei deutschen Spielefirmen. Das stört auch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI): Im Juni stellte Minister Andreas Scheuer eine Initiative vor, die Deutschland als Wirtschaftsstandort für die Spielebranche attraktiver machen soll.

"Wir wollen mehr internationale Firmen dazu bringen, sich in Deutschland niederzulassen", betonte Scheuer. Außerdem sollen mittelständische Firmen und Start-ups aus Deutschland so gefördert werden, dass sie sich zu größeren Unternehmen entwickeln können. Daneben liege der Fokus darauf, internationale Fachkräfte zu gewinnen.

(dahe)