Staatsanwalt fordert 85 Jahre Haft für Ex-WorldCom-Chef

Bernard Ebbers, der seit Januar wegen Verschwörung, Wertpapierbetrug und Falschangaben gegenüber Aufsichtsbehörden vor Gericht steht, soll nach Meinung der Staatsanwaltschaft den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 165 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Im Verfahren gegen den ehemaligen Chef des Telecom-Unternehmens WorldCom fordert die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von 85 Jahren für Bernard J. Ebbers. Das berichtet das Wall Street Journal. Ebbers steht seit Januar vor Gericht, da ihm Verschwörung, neunmaliger Wertpapierbetrug und Falschangaben gegenüber Aufsichtsbehörden vorgeworfen werden.

Die Verteidiger plädierten gegenüber Richterin Barbara Jones für eine mildere Strafe als von der Regierung gefordert. Dabei solle sie seinen "guten Charakter", das Alter des 63-Jährigen und seinen schlechten Gesundheitszustand berücksichtigen. Zudem bestehe ein geringes Risiko, dass Ebbers zum Wiederholungstäter werde. Das Urteil wird für Mittwoch kommender Woche erwartet.

Ebbers hatte WorldCom innerhalb von zwei Jahrzehnten durch Dutzende von Firmenaufkäufen von einer winzigen Telefongesellschaft in einen der weltgrößten Telekommunikationskonzerne verwandelt. Er selbst war dabei steinreich geworden. Im Jahr 2002 brach WorldCom nach einem 11 Milliarden Dollar schweren Bilanzbetrug zusammen und musste Gläubigerschutz beantragen. Es war das größte Insolvenzverfahren der US-Wirtschaftsgeschichte. WorldCom firmiert nach seiner Sanierung inzwischen als MCI.

Dass US-Gerichte mittlerweile bei derartigen Verfahren nicht vor hohen Haftstrafen zurückschrecken, zeigte jüngst das Urteil gegen den Gründer und Ex-Chef des insolventen US-Kabelnetzbetreibers Adelphia Communications Corporation, John Rivas. Der 80-Jährige wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Einen Antrag der Verteidigung, Rivas wegen seines hohen Alters die Haftstrafe zu ersparen, lehnte der zuständige Richter ab. US-Präsident George W. Bush hatte im Zusammenhang mit dem WorldCom-Skandal vor drei Jahren angekündigt, dass seine Regierung "verantwortungslose Industriemanager" unnachsichtig verfolgt. (anw)