Staatsanwaltschaft: Bundesweit größter Drogen-Webshop zerschlagen
Der Trend geht zum Einkauf im Internet - auch beim Rauschgift. Bei einer Razzia findet einer dieser speziellen Webshops sein Ende. Die Beamten beschlagnahmen gewaltige Drogenmengen und nehmen auch einen ehemaligen Fußballnationalspieler fest.
Fahnder haben nach eigenen Angaben Deutschlands größten illegalen Internet-Shop für Drogen zerschlagen. Bei einem Zugriff am 14. April in Rülzheim (Rheinland-Pfalz) sowie in Stuttgart und Weissach (Baden-Württemberg) nahmen sie fünf Männer fest, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mitteilten.
Einer von ihnen war mal Stürmer der Fußball-Nationalmannschaft und 1984 Deutscher Meister mit dem des VfB Stuttgart: Gegen Walter Kelsch ermittelt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft auch wegen Anlagenbetrugs, bestätigte ein Sprecher der Behörde am Montag verschiedene Medienberichte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Verden wurde Kelsch in Stuttgart festgenommen.
"Das war wie bei einem normalen Online-Shop"
Ein anderer Festgenommener wohnte im pfälzischen Rülzheim: In seinem Keller stellten die Beamten 54 Kilogramm Amphetamine, vier Kilogramm Heroin, 1,3 Kilogramm Kokain und 25.000 Ecstasy-Tabletten sicher. Die mutmaßliche Bande namens "Chemical-Love" soll das Rauschgift seit Mai 2015 sowohl in einem Untergrund-Forum angeboten haben als auch in einem Webshop, der sowohl im offenen Internet als auch über das Tor-Netzwerk erreichbar war.
Die Bestellung der Betäubungsmittel im Forum erfolgte laut Staatsanwaltschaft über einen foreninternem Messengerdienst, die Bestellung über den Webshop über ein Warenkorbsystems. Die angebotenen Betäubungsmittel wurden in einer Gesamtübersicht bebildert dargestellt. Die aktuell noch erreichbare Website chemical-love.to glänzt insgesamt mit professioneller Aufmachung – sogar ein Werbevideo für den Drogenhandel ist dort noch zu bestaunen. "Das war wie bei einem normalen Online-Shop", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden.
50 Sendungen pro Tag
Mehr als 1500 Verkäufe seien per Postversand für insgesamt mindestens 1,3 Millionen Euro
abgewickelt worden. Pro Tag gingen nach den Angaben bis zu 50 Postsendungen raus. Als Bezahlung sei ausschließlich die Kryptowährung Bitcoin akzeptiert worden. Das verdächtige Quintett im Alter von 21 bis 60 Jahren landete wegen Verdunklungs- und Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Daneben gibt es vier weitere Beschuldigte – je zwei Männer und Frauen. In den Niederlanden und Bulgarien beschlagnahmte die Polizei noch mehrere Server.
Auf die Spur von "Chemical-Love" waren die Ermittler im Zuge einer internationalen Initiative zur Bekämpfung illegaler Handelsplätze im Internet gestoßen. Zunächst nahmen spezielle Fahnder der Polizei in Hannover und Beamte der Zentralstelle für Internetkriminalität der Staatsanwaltschaft Verden den Online-Shop unter die Lupe, weil anfangs die mutmaßlichen Tatorte noch unklar waren. Mittlerweile ist die Landeszentralstelle Cybercrime der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz in Zusammenarbeit mit der Polizei Hannover zuständig. (axk)