Nach immensem Wachstum: Stack Overflow entlässt 28 Prozent der Angestellten

Für Stack Overflow ist der KI-Hype eine Herausforderung. Jetzt entlässt das Portal rund 150 Angestellte und begründet das mit ausgereizten Einsparmöglichkeiten.

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Mädchenhände an beleuchteter Laptoptastatur

(Bild: africa_pink/Shutterstock.com)

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Das Internetportal Stack Overflow entlässt fast ein Drittel aller Angestellten, nachdem die Belegschaft erst vor einem Jahr auf über 500 verdoppelt worden war. Das hat der CEO der Firma in einem Blogeintrag angekündigt. Darin schreibt Prashanth Chandrasekar, dass man sich bei Stack Overflow zuletzt stark darauf konzentriert habe, profitabel zu werden. Mit verschiedenen Maßnahmen habe man deshalb zuletzt versucht, die Kosten zu senken, aber die Änderungen hätten nicht ausgereicht. Deswegen müsste die Zahl der Angestellten jetzt um etwa 28 Prozent gesenkt werden, damit wären etwa 150 Personen von den Entlassungen betroffen. Gleichzeitig sollen die hauseigenen KI-Fähigkeiten aber weiter ausgebaut werden, versichert Chandrasekar und verweist damit direkt auf den wohl wichtigsten Aspekt hinter den Finanzproblemen der Plattform.

Als Stack Overflow vor einem Jahr publik gemacht hat, dass sich die Belegschaft innerhalb nur eines Jahres etwa verdoppelt hat, hatte der aktuelle KI-Hype gerade erst begonnen. Seitdem werden vor allem auf Basis von Textgeneratoren wie ChatGPT immer neue KI-Produkte vorgestellt und in den verschiedensten Bereichen zum Einsatz gebracht. Davon ist auch die Softwareentwicklung betroffen und Chatbots generieren auf Aufforderung hin längst auch Code oder korrigieren selbst geschriebenen. Das wirkt sich natürlich auf eine Plattform wie Stack Overflow aus, auf der Entwickler und Entwicklerinnen aus aller Welt sich gegenseitig helfen. Chandrasekar selbst geht in seinem Blogeintrag nicht auf diese Entwicklung ein und versichert stattdessen, dass weiter in die eigenen Produkte investiert werden soll. Von den Stellenstreichungen sind demnach vor allem jene Abteilungen betroffen, deren Aufgabe es ist, Produkte auf den Markt zu bringen. Genau in dem Bereich war Stack Overflow besonders stark gewachsen.

Dass der KI-Hype die beliebte Plattform vor ganz spezielle Probleme stellt, war bereits im Frühjahr deutlich geworden. KI-Chatbots wie ChatGPT sammeln anhand von Texten im Internet Informationen über die Welt. Welches Material dabei zum Einsatz kommt, entscheidet maßgeblich über die Qualität ihrer späteren Auskünfte und der Konversation mit Menschen. Abgegriffen wurde das Material oft auf frei im Internet verfügbaren Seiten wie eben Stack Overflow. Die betroffenen Seiten haben deshalb angekündigt, für solche Zugriffe Geld verlangen zu wollen. Eigentlich sollte diese Paywall für Stack Overflow bereits Mitte des Jahres kommen, noch ist sie aber nicht umgesetzt. Gleichzeitig dürften die Zugriffe auf Stack Overflow zurückgehen, wenn immer mehr KI-Produkte automatisch Code generieren. Berichten über einen katastrophalen Rückgang hat die Plattform Anfang August aber vehement widersprochen und versichert, dass der Traffic lediglich um etwa 5 Prozent gesunken sein. Derweil gibt es Streit über den Umgang mit KI-Inhalten auf der Plattform selbst.

(mho)