Stahlproduktion: Milliarden-Förderung für Wasserstoffprojekt genehmigt

Thyssenkrupp Steel will Stahl mit Wasserstoff statt mit Kohle erzeugen. Die EU-Kommission hat nun eine Milliardenbeihilfe genehmigt.

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Stahlproduktion in Duisburg.

(Bild: Thyssenkrupp Steel)

Lesezeit: 2 Min.

Thyssenkrupp Steel will seine Stahlproduktion bis 2045 klimaneutral machen. Ein wichtiges Projekt auf dem Weg dorthin ist "tkH2Steel". Dabei soll statt Kohle Wasserstoff für die Stahlerzeugung eingesetzt werden. Die EU-Kommission hat nun genehmigt, dass die Bundesregierung und das Land Nordrhein-Westfalen das Projekt mit 2 Milliarden Euro fördern.

Die Stahlindustrie in Deutschland verursacht gut 8 Prozent der deutschen CO₂-Emissionen. Thyssenkrupp Steel wiederum ist nach eigenen Angaben mit 11 Millionen Tonnen Rohstahl der größte Flachstahlhersteller Deutschlands. Um klimaneutral zu werden, will das Unternehmen erstens anfallendes CO₂ per Carbon Capture and Usage (CCU) nutzen und zweitens Wasserstoff einsetzen. Dabei rechnet Thyssenkrupp damit, langfristig jährlich 720.000 Tonnen Wasserstoff zu benötigen. Dafür wiederum brauche es den Strom von 3800 Windrädern.

Mit 550 Millionen Euro Beihilfegeld soll eine Direktreduktionsanlage mit Einschmelzern am größten europäischen Stahlhüttenwerk in Duisburg gebaut werden. Für 1450 Millionen Euro soll grüner Wasserstoff beschafft werden. Laut Bundeswirtschaftsministerium sollen in dem Projekt "thH2Steel" jährlich 2,3 Millionen Tonnen Roheisen hergestellt werden. Die Einsparungen von 3,5 Millionen Tonnen CO₂ entsprächen gut 6 Prozent der gesamten deutschen Stahlindustrie.

Das Thyssenkrupp-Projekt ist das zweite große Wasserstoff-Projekt in Deutschland, das gefördert wird. Ende Mai dieses Jahres bekam die Salzgitter AG für ihr "Salzgitter Low CO₂ Steelmaking" einen Förderbescheid über eine Milliarde Euro. Momentan prüft die EU-Kommission noch Förderungen für ein Vorhaben der Stahl-Holding-Saar im Saarland und eines von ArcelorMittal an den Standorten Bremen und Eisenhüttenstadt.

Direktreduktionsanlagen produzieren im Gegensatz zu Hochöfen kein flüssiges Roheisen, sondern festen Eisenschwamm, erläutert Thyssenkrupp. Damit dieser zu hochwertigem Stahl weiterverarbeitet werden kann, muss er zu einem roheisenähnlichen Produkt eingeschmolzen werden. Dafür wurde ein völlig neues Aggregat entwickelt, strombetriebene Einschmelzer, die mit DR-Anlagen kombiniert werden.

Diese erzeugen ebenso wie ein Hochofen kontinuierlich ein flüssiges Produkt, das dem konventionell erzeugten Roheisen vergleichbar sei. Diese neuen Anlagen sollen nahtlos in den bestehenden Hüttenverbund eingegliedert werden können. Ob das Konzept machbar und skalierbar ist, wurde Anfang 2021 auch von Wissenschaftlern der RWTH Aachen in einer Studie im Auftrag von Thyssenkrupp Steel eruiert.

(anw)