Starke Bewegung im US-Mobilfunkmarkt nach Mammutübernahme

Cingular und seine beiden finanzstarken Mütter haben Vodafone, den weltgrößten Mobilfunkanbieter, vorerst einmal im US-Mobilfunkmarkt im Abseits gehalten.

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Von
  • Peter Bauer
  • dpa

Der Kauf der US-Mobilfunkgesellschaft AT&T Wireless durch den Branchen-Zweiten Cingular Wireless für 41 Milliarden US-Dollar dürfte für enorme Bewegung im US-Mobilfunkmarkt sorgen. Cingular hat mit künftig insgesamt 46 Millionen Kunden nicht nur den bisherigen Branchenführer Verizon Wireless mit 37,5 Millionen Nutzern überholt. Cingular und seine beiden finanzstarken Mütter, die großen Regionaltelefonkonzerne SBC Communications und BellSouth, haben auch Vodafone, den weltgrößten Mobilfunkanbieter, vorerst einmal im US-Mobilfunkmarkt im Abseits gehalten.

Vodafone hatte angesichts des stolzen Kaufpreises in letzter Sekunde bei AT&T das Handtuch geworfen. Das britische Unternehmen will sich stattdessen auf seine 45-prozentige Beteiligung an Verizon Wireless konzentrieren. Dort spielt die Gesellschaft aber gegenüber der Telefongesellschaft Verizon Communications, die mit 55 Prozent Anteil an Verizon Wireless beteiligt ist, aber nur die zweite Geige. Deshalb wollten die Briten unbedingt AT&T Wireless haben.

Vodafone hätte jetzt nur bei einer Übernahme des Gesamtkonzerns Verizon Communications eine Chance, eine führende und von ihr selbst kontrollierte US-Mobilfunkfirma zu erhalten. Dies ist aber angesichts des derzeitigen Gesamtwerts der Verizon-Aktien von 108 Milliarden US-Dollar und einem notwendigen hohen Aufgeld für eine solche Transaktion ziemlich unwahrscheinlich, selbst wenn anschließend das Festnetz-Geschäft von Verizon Communications verkauft würde.

Auch die Japaner konnten ihre ehrgeizigen Pläne am US-Mobilfunkmarkt nicht durchsetzen. Die größte japanische Mobilfunkfirma NTT DoCoMo ist mit rund 17 Prozent Beteiligung bisher größter AT&T-Einzelaktionär.

Der einzige ausländische Telekom-Konzern, der über eine voll kontrollierte US-Mobilfunktochter verfügt, ist die Deutsche Telekom mit ihrer T-Mobile USA mit mehr als 13 Millionen Kunden. Vor ihr liegt die Sprint PCS mit etwa 16 Millionen Nutzern. Das US-Schlusslicht bildet die Nextel Communications mit rund zwölf Millionen Kunden. Die Cingular- und AT&T-Wireless-Konkurrenten hoffen während der Integrationszeit darauf, in großem Stil von dem neuen Riesen Kunden abwerben zu können.

Die Zahl der großen US-Mobilfunkfirmen reduziert sich durch den Zusammenschluss von Cingular und AT&T Wireless von sechs auf fünf. Trotzdem erwartet die Wall Street keine kartellrechtlichen Probleme, da die gesetzlichen und administrativen US-Wettbewerbshürden in der Telekombranche in den vergangenen Jahren viel niedriger geworden sind.

Vodafone könnte seine Verizon-Wireless-Beteiligung im Wert von bis zu 25 Milliarden Dollar verkaufen und hätte damit ausreichende Munition für andere Großaufkäufe, wird von Branchenkennern spekuliert. Sollte es allerdings unter den verbleibenden Mobilfunkfirmen bis zu der kartellrechtlichen Prüfung der Cingular- AT&T-Transaktion neue Übernahmen oder Fusionen geben, dann könnte sich die kartellrechtliche Lage auch für Cingular verschärfen. (Peter Bauer, dpa)/ (tol)