Transparenz und 200 Millionen Dollar: Canva lockt Kreative ins KI-Training

Besser als GitHub und OpenAI will es Canva machen: Wer will, kann seine Inhalte für das KI-Training bereitstellen – und wird dafür auch monetär kompensiert.

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(Bild: Canva)

Lesezeit: 3 Min.

200 Millionen US-Dollar für Content- und KI-Lizenzgebühren – Canva nimmt auf den ersten Blick viel Geld in die Hand, um die Inhalte seiner Nutzer fürs Training der eigenen Modelle verwenden zu dürfen. Genauso können sich Anwender der Designplattform auch gegen die Wiederverwendung ihrer Arbeit aussprechen. Wer am Creator Compensation Program teilnehmen will, erhält aus dem Topf eine erste Vergütung und anschließend monatliche Zahlungen für die weitere Nutzung. Die 200 Millionen Dollar sind auf einen Auszahlungszeitraum von drei Jahren ausgelegt; wie das anschließende Verhältnis von Canva zu den Inhalten der Kunden aussieht, ist noch offen.

Auch Details dazu, wie der Anbieter die Vergütungen berechnet, sind nicht bekannt. Allerdings gibt Canva selbst an, dass über 150 Millionen Menschen und davon 16 Millionen zahlende Abonnenten die Software einsetzen würden – eine passende Masse für das Training von KI-Modellen. Die KI-Designdienste seien bislang mehr als 3 Milliarden Mal verwendet worden. Entsprechend wirbt Canva auch nicht mit monetären Versprechungen, sondern einer Transparenz den eigenen Kunden gegenüber. Danny Wu, Head of AI, verspricht in der Ankündigung, dass jeder KI-Arbeitsschritt "auf Transparenz sowie auf ethischen und fairen Praktiken" beruhe.

Wie wichtig dies ist, muss derzeit OpenAI erfahren: Die Entwickler hatten das Large Language Model GPT und somit den Chatbot ChatGPT mit fremden Texten trainiert – und zwar ungefragt. Mittlerweile haben mehrere Autoren den Anbieter wegen einer Copyright-Verletzung verklagt. Und auch der Code-Assistent GitHub Copilot kam in die gleiche Bredouille, weil er ohne Rücksicht auf die Lizenzen Quelltext zum Training heranzog. Inzwischen ist Copilot With Code Referencing an den Start gegangen, mit dem GitHub erkennen will, wenn die Vorschläge dem Code in anderen Repositories entsprechen.

Canva legt das eigene KI-Programm zum 10. Jubiläum auf. Im selben Zug erscheint Magic Studio, ein Paket aus KI-Designwerkzeugen. So kann Magic Switch eine Designvorlage automatisch in unterschiedliche Formate umwandeln, um zum Beispiel aus einer Präsentation ein Protokoll oder einen Blogbeitrag zu generieren. Magic Media wandelt Textvorgaben in Bilder oder Videos um, Nutzer können außerdem mit Stilvorlagen das Ergebnis anpassen. Für ein einheitliches Aussehen von Videos oder Präsentationen ist Magic Design zuständig, Nutzer können ihre Ideen in Form von Medien dem KI-Assistenten vorlegen und auch zum Beispiel Farbschemata wählen.

Brand Voice erstellt auf Zuruf Texte, die resultierenden Dokumente sollen immer einem vom Anwender festgelegten Ton des Markenauftretens entsprechen. Wer Texte oder Formen in einen neuen Stil umwandeln will, zieht Magic Morph heran. Für Fotos und Grafiken gibt es außerdem Magic Grab, das Motive selbsttätig ausschneiden und isolieren sowie umgestalten kann, und Magic Expand, das einem Bild außerhalb des Rahmens liegende Bereiche hinzufügen kann. Weitere KI-Apps von Drittanbietern finden sich im Canva Marketplace, darunter Dall-E, Imagen von Google Cloud, MurfAI und Soundraw.

Explizit für Unternehmen ist Canva Shield gedacht, mit dem Verantwortliche Vertrauens-, Sicherheits- und Datenschutzkontrollen der Magic-Studio-Anwendungen durchführen können. Bei den Werkzeugen handelt es sich nicht um die ersten KI-Tools des Anbieters: So hatte Canva erst im März einen KI-Bildgenerator und eine Texthilfe vorgestellt. Alle Informationen zum neuen Paket finden Nutzer auf der Übersichtsseite von Magic Studio.

(fo)