Statt einer Festschrift eine Webschrift

Wahrscheinlich zum ersten Mal wurde eine Festschrift, also eines der üblichen akademischen Rituale zur Würdigung eines Lehrers und Freundes, nicht in Form eines Buches, sondern als eine abgeschlossene Website veröffentlicht.

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Von
  • Florian Rötzer

Wahrscheinlich zum ersten Mal wurde eine Festschrift, also eines der üblichen akademischen Rituale zur Würdigung eines Lehrers und Freundes, nicht in Form eines Buches, sondern als eine abgeschlossene Website veröffentlicht. Das drängt sich auf, weil es schließlich Kosten spart und man nicht auf den Umfang achten muß. Und ausgebrütet wurde die einleuchtende Idee am MIT.

Schüler und Freunde von Noam Chomsky, dem bekannten Linguisten und scharfen Kritiker der amerikanischen Politik, hatten sich entschlossen, dessen 70. Geburtstag am 7.12. mit etwas anderem als einer Festschrift zu begehen. Da Chomsky weder solche Rituale noch Feiern schätze, wollte man die Ehrung auf die am wenigsten aufdringliche und demokratischste Weise durch die Einrichtung einer Website zum Ausdruck bringen. Man forderte durch Emails und Mund-zu-Mund-Propaganda die ihm nahestehenden Menschen auf, sich daran mit eigens für diesen Anlaß geschriebenen Texten zu beteiligen: "Die unbegrenzte Partizipation", so Mitiniatorin Janet Fodor, "schien uns am besten zu Noams Philosophie des Nicht-Ausschlusses zu passen. Und es würde eine ruhige, nicht aufdringliche Form der Feierlichkeit sein." Bis zur Schließung der Site sind 200 Beiträge und über 2000 Glückwünsche aufgenommen worden. Allerdings hat, wie man berichtet, Chomsky noch niemals das Internet benutzt. Daher legte man ihm an seinem Geburtstag eine ausgedruckte Liste mit den beteiligten Autoren vor, mit er offenbar zunächst auch nichts anfangen konnte.

Siehe auch Eine Webschrift für Noam Chomsky in Telepolis. (fr)