Steam: Warum einige der besten Indie-Spiele bald ausgeblendet werden

Am 15. November verschwinden Spiele ohne Alterskennzeichen aus dem deutschen Steam-Store. Mehrere hochkarätige Indie-Klassiker könnten betroffen sein.

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Steam läuft auf Laptop

(Bild: Rokas Tenys/Shutterstock.com)

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Der deutsche Steam-Store steht vor einem einschneidenden Wandel: Ab dem 15. November will Valve alle Spiele ausblenden, die keine Alterskennzeichnung in ihrer Store-Seite tragen. Mit der Änderung trägt Steam-Betreiber Valve der 2021 eingetretenen Reform des Jugendschutzrechts Rechnung, die eine Kennzeichnungspflicht für Spieleplattformen vorschreibt. Dabei ist es unerheblich, welche Altersfreigabe ein Spiel tatsächlich bekommen würde – wichtig ist stattdessen, dass die Information im Store dargestellt wird.

"Spiele ohne eine in Deutschland gültige Altersfreigabe werden ab dem 15. November 2024 für Kunden in Deutschland ausgeblendet", schreibt Valve auf einer Support-Seite, auf die die unabhängige Steam-Datenbank SteamDB in einem Twitter-Post hinweist. Betroffene Titel können dann in Deutschland nicht mehr gekauft werden.

Anbieter von Steam-Spielen haben zwei Möglichkeiten, an eine gültige Alterseinstufung zu gelangen. Einerseits gibt es die USK-Einstufung. Sie ist für alle Titel verpflichtend, die auch auf Datenträger erscheinen. Das ist vorwiegend größeren Games vorbehalten, teilweise testet die USK aber auch rein digitale Titel. Für alle anderen Spiele gibt es einen Steam-Fragebogen, den Entwickler eigenständig ausfüllen können. Steam verleiht dem Titel anschließend auf Basis der Antworten ein Kennzeichnen, das auf der Store-Seite angezeigt werden kann und den Ansprüchen des Jugendschutzgesetzes gerecht wird.

Das ist ein vergleichbar einfacher Weg, den jeder Entwickler gehen kann. Eine Stichprobe von heise online zeigt, dass die meisten neu erscheinenden Titel auch von kleineren Studios bereits eine Alterseinstufung in ihrer Store-Seite tragen. Diese Titel werden also auch nach dem 15. November verfügbar sein. Anders sieht es bei einigen älteren Indie-Titeln aus – hier hat heise online viele Beispiele gefunden, die aktuell keine sichtbare Alterseinstufung auf ihrer Store-Seite haben.

Dazu gehören einige absolute Indie-Klassiker – etwa "Return of the Obra Dinn" und "Papers, Please" vom gefeierten Solo-Entwickler Lucas Pope. Wenn sie auch am 15. November noch keine Alterseinstufung auf ihren Store-Seiten anzeigen, werden sie für deutsche Nutzer ausgeblendet. Einige weitere bekannte Beispiele für Indie-Titel, die aktuell keine Kennzeichnung anzeigen, sind "Pathologic" und "Pathologic 2", "Undertale", "Minit", "Cave Story", "FEZ" und "Slay the Spire" – die Liste ließe sich weiterführen.

Die Entwickler der betroffenen Spiele könnten jederzeit den Steam-Fragebogen ausfüllen und die dadurch erhaltene Alterseinstufung in die Store-Webseiten ihrer Titel einbauen. Das wäre auch nach dem 15. November noch möglich. Weil sie es bislang aber nicht getan haben, ist die Zukunft ihrer Titel im deutschen Steam-Store aktuell offen. Bei einigen Spielen ist es zudem möglich, dass das Entwicklerstudio und Publisher gar nicht mehr existieren oder die Zuständigkeiten unklar sind. Es steht also zu befürchten, dass der Steam Store in Deutschland bald etwas schrumpft.

Die 2021 in Kraft getretene Novelle des Jugendschutzgesetzes sieht für digitale Plattformen, die Filme und Videospiele vertreiben, eine Kennzeichnungspflicht vor. Solche Plattformen dürfen Spiele nur dann anbieten, wenn sie mit einer "deutlich wahrnehmbaren Kennzeichnung" versehen sind.

Das betrifft explizit auch Anbieter, die ihren Sitz nicht in Deutschland haben. Ausgenommen sind lediglich Plattformen, die nachweislich weniger als eine Million Nutzer haben oder grundsätzlich nur an Erwachsene verkaufen – dazu gehören weder Steam noch andere große Spieleplattformen wie GOG oder Epic Games. Auch dort gelten also die Regeln, die Steam nun mit einiger Verzögerung durchsetzt.

(dahe)