Stellenabbau bei Premiere beginnt

Jeder dritte Mitarbeiter beim Pay-TV-Sender soll seinen Job verlieren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 64 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torge Löding

Nun beginnt der Stellenabbau beim Bezahl-Fernsehsender Premiere, den der neue Geschäftsführer Georg Kofler bei der Vorstellung des neuen Geschäftsmodelles vor wenigen Tagen bereits angekündigt hatte. Rund 90 Mitarbeitern am Standort München ist nach Informationen von heise online bereits ein Aufhebungsvertrag angeboten worden. Sofortige Freistellung und eine Abfindung von 0,5 Gehältern pro Beschäftigungsjahr -- so der Vorschlag der Geschäftsführung. Premiere will sich in diesem Jahr von bis zu 30 Prozent seiner Beschäftigten trennen. Besonders betroffen sind die Mitarbeiter von Vertrieb und Marketing. Aus dem Firmenumfeld verlautet, dass fünf von neun Vertriebsstandorten dicht gemacht werden.

"Wir versuchen für alle Betroffenen eine faire Lösung zu finden", sagte Unternehmenssprecherin Katrin Gogl gegenüber heise online. Kritik erntet sie vom Vertreter der Gewerkschaft. "Die Kollegen werden unter Druck gesetzt, Auflösungsverträge zu unterschreiben. Neue Jobs werden ihnen nicht angeboten", so Steffen Schmidt von Connexx.av, der Einrichtung für den privaten Rundfunk bei der Gewerkschaft Ver.di, gegenüber heise online. Er forderte eine Jobbörse, auf der alle offenen Stellen der Firmen aus der Kirch-Holding angezeigt werden.

Die Geschäftsführung hatte einen respektvollen und sensiblen Umgang mit allen Beteiligten angekündigt. Verwundert stellten einige Mitarbeiter dann aber fest, dass ihr Zugang zum Intranet gesperrt war. Ein Anruf in der Personalabteilung bestätigte die üble Vorahnung. Gogl konterte: "Mir ist von diesen Fällen nichts bekannt. Ich kann nur sagen, dass bei uns niemand ausgesperrt oder unsanft vor die Tür gesetzt wird."

Eine bessere Verhandlungsposition haben die rund 900 Premiere-Mitarbeiter am Standort Hamburg. Im Gegensatz zu ihren Münchener Kollegen vertritt die Hanseaten nämlich ein Betriebsrat, deshalb kündigte die Geschäftsführung hier auch bereits die Einrichtung eines Sozialplantopfes an. "Sabbatical, Teilzeitarbeitsmodelle, aber auch Kurzarbeit müssen ins Kalkül gezogen werden, bevor über Sozialpläne diskutiert wird", forderte der Betriebsrat auf einer Mitarbeiterversammlung am Donnerstag. Viel Kritik gab es auf der Versammlung am Vorgängermanagement sowohl von den Mitarbeitern als auch von Kofler selbst. Für den Ver.di-Vertreter Olaf Hofmann ein eindeutiges Indiz dafür, dass eine Arbeitnehmervertretung in den Aufsichtsrat gewählt werden müsse. "Damit gäbe es einen unmittelbaren Informationsflus aus dem operativen Geschäft zu den eigentlichen Entscheidungsträgern", sagte Hofmann. (tol)