Steve Ballmer sieht Linux als Motor für Microsoft

"Das Phänomen Linux zeigt uns, dass wir sehr effizient arbeiten und sehr professionell im Umgang mit den Kunden sein müssen", betonte der Microsoft-Chef.

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Vor gut einem Jahr hatte Steve Ballmer Linux als "Krebsgeschwür" bezeichnet, das "in Bezug auf geistiges Eigentum alles befällt, was es berührt". Ob sich seine Einstellung zu Open Source geändert hat, ist nicht überliefert. In seiner Keynote zur Konferenz Fusion 2002 hat der Microsoft-Chef nun jedenfalls einen anderen Ton angeschlagen. "Das Phänomen Linux zeigt uns, dass wir sehr effizient arbeiten und sehr professionell im Umgang mit den Kunden sein müssen. Das erwarten unsere Partner von uns."

Das Open-Source-Prinzip läutet für Ballmer eine neue Ära der Konkurrenz ein. Zuvor hatte es der Redmonder Riese mit Branchengrößen wie Novell, Lotus, Sun, Oracle und IBM zu tun, die er, wie Ballmer es ausdrückt, durch eigenes Vorbild zum Wohle der Verbraucher zu niedrigeren Preisen bei mehr Leistung antrieb.

Linux ist für Ballmer nun ein "einzigartiger" Konkurrent. Er garnierte seine Ausführungen, für seine Verhältnisse ungewöhnlich, mit einem Versprecher: "Wir haben nicht durchdacht, wie wir weniger Kosten als Linux verursachen können." Daraufhin erschall laut Microsoft-Protokoll Gelächter im Publikum. Schnell korrigierte sich Ballmer: "Geringerer Preis, meinte ich. Wir können weniger Kosten verursachen, aber wir können keine niedrigeren Preise bieten." Der Versprecher lässt natürlich Interpretationsraum nach Freudschem Muster.

Davon abgesehen scheint sich Ballmer mit seinem Konzern nun ernsthaft an Linux messen zu wollen: "Früher konnten wir uns darauf berufen, mehr Funktionen, mehr Leistung, Benutzerfreundlichkeit und einen geringeren Preis zu bieten. Durch Linux müssen wir mit dem vergleichsweise höheren Preis leben, aber auch sehen, dass wir Zusatznutzen bieten." Dieser soll zum Beispiel in den nun für Mitte 2003 angekündigten neuen Versionen von Microsoft Exchange und Office stecken. (anw)