Straftaten gegen Frauen – auch digitale Gewalt nimmt zu

Das vom Innenministerium vorgestellte Lagebild Straftaten gegen Frauen zeigt, digitale Gewalt nimmt zu. HateAid fordert Vorgehen gegen Deepfakes.

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Deepfake-Schriftzug vor Handy in Menschenhand

(Bild: Skorzewiak/shutterstock.com)

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Fast jeden Tag findet in Deutschland ein Femizid statt. Das sind geschlechtsbezogene Tötungen von Frauen und Mädchen. Das ist eine der Erkenntnisse aus dem Lagebild zu Straftaten gegen Frauen, das Nancy Faeser, Bundesinnenministerin und Lisa Paus, Bundesfrauenministerin vorgestellt haben. Darin sind auch Zahlen zur digitalen Gewalt gegen Frauen enthalten. Mehr als 17.000 Frauen und Mädchen sind demnach im vergangenen Jahr Opfer digitaler Gewalt geworden. Das ist ein Anstieg um 25 Prozent im Vergleich zum vorherigen Jahr. Die Hilfsorganisation HateAid fordert daher unter anderem ein härteres Vorgehen gegen Deepfakes. Diese sind mittels KI immer einfacher zu erstellen.

Laut Lagebericht sind 62,3 Prozent der Opfer digitaler Gewalt weiblich. Ausgewertet werden können nur die bekannten Fälle, es gibt also eine Dunkelziffer. Unter digitale Gewalt fallen unter anderem Delikte wie Cyberstalking und Cybergrooming – dabei werden minderjährige Opfer in eine Falle gelockt, beispielsweise in dem man ihnen entblößende Bilder entlockt und sie mit diesen unter Druck setzt. Die Polizei konnte fast 13.000 Tatverdächtige fassen.

Erstellt hat das Lagebild das Bundeskriminalamt. Das schreibt, die Gründe für die Zunahme der Gewalt gegen Frauen seien vielfältig. Aber auch: "Ein Grund sind gesellschaftliche Veränderungen: Die zunehmende Emanzipation von Frauen kann für Männer aufgrund der nach wie vor in unserer Gesellschaft verankerten patriarchalen Strukturen als Bedrohung ihrer männlichen Position bei traditionellen Rollenbildern aufgefasst werden." Hinzukäme, dass im Internet Hassbotschaften gegen Frauen breit gestreut würden, was die Gewaltbereitschaft erhöhe.

Gleichwohl erhöhe sich allerdings auch die Anzeigenbereitschaft der Frauen, sie sind immer weniger bereit, stillschweigend zu dulden. Auch das führe zu den höheren Fallzahlen in Statistiken. Die erfassten Straftaten sind dabei zunächst als solche erfasst und jeweils begangen mit dem "Tatmittel Internet".

Die Hilfsorganisation HateAid fordert ein konsequenteres Vorgehen gegen bildbasierte sexualisierte Gewalt. Diese sind unter "Verletzung des Intimbereichs durch Bildaufnahmen" erfasst und hätten sich seit 2021 mehr als verdoppelt. Geschäftsführerin von HateAid, Anna-Lena Hodenberg, sagt: "Diese Zahlen sind schockierend und müssen uns wachrütteln. Sie belegen, was wir bei HateAid schon lange mit großer Sorge beobachten. Eine ganze Generation junger Mädchen und Frauen ist sexualisierter Gewalt im Internet schutzlos ausgeliefert. KI verschärft diese Entwicklung."

HateAid fordert daher auch seit Langem, dass Anbieter sogenannter Face Swap Apps und von KI-Bildgeneratoren nicht mehr mit der Erstellung sexualisierter Deepfakes werben dĂĽrfen. Auch die App-Stores sollten in die Pflicht genommen werden.

Das BKA hat bereits die Zentrale Meldestelle für strafbare Inhalte im Internet eingerichtet (ZMI BKA), gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Frankfurt gibt es die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT). Außerdem beteiligt sich das BKA an der wissenschaftlichen Erforschung von Phänomenen wie Cybergrooming.

(emw)