Streaming-Dienst: Netflix weigert sich, russische Sender zu zeigen

Ab dem 1. März muss Netflix 20 staatliche Sender in Russland zeigen. Doch der Streaming-Dienst spielt offenbar nicht mit.

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(Bild: XanderSt/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Netflix weigert sich eigenen Angaben zufolge, wie vorgeschrieben mehrere russische Staatssender in sein Angebot zu übernehmen. "Angesichts der aktuellen Situation haben wir keine Pläne, diese Kanäle zu unserem Service hinzuzufügen", teilte ein Unternehmenssprecher mehreren US-Medien mit.

Damit verstößt Netflix gegen Auflagen, die den Streaming-Dienst ab dem 1. März dazu verpflichten, bis zu 20 staatliche Fernsehsender zu übertragen. Diese Regeln gelten in Russland für alle Streaming-Dienste mit über 100.000 Nutzerinnen und Nutzern pro Tag. Dem Wall Street Journal zufolge ist Netflix der einzige internationale Dienst, der in diese Kategorie fällt.

Im vergangenen Dezember hatte die russische Kommunikations- und Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor den US-Konzern dazu aufgefordert, mehrere Staatssender bis zum 1. März in sein Portfolio zu übernehmen. Laut der Moscow Times gehören dazu der "Perwy kanal" ("Erster Kanal"), der Unterhaltungssender "NTV" und der von der russisch-orthodoxen Kirche betriebene Sender "Spas".

Netflix hatte sich zuvor nie zu den Auflagen Russlands geäußert. Entsprechend war unklar, ob der Streaming-Dienst den Verpflichtungen ursprünglich Folge leisten wollte, bevor russische Truppen in die Ukraine einmarschierten. Das US-amerikanische Magazin Politico beleuchtet in einem Bericht das umfassende Investment des Streaming-Dienstes auf dem russischen Markt. Netflix habe mehrere Partnerschaften mit russischen Unternehmen geschlossen, darunter die staatsnahen Medienholding Nationale Mediengruppe (NMG). Außerdem habe Netflix bereits Eigenproduktionen für den russischen Streaming-Markt finanziert.

Den russischen Staatssender wird häufig Propaganda vorgeworfen. Der Kreml hält formal 51 Prozent der Aktien des größten Senders Perwy kanal, der regelmäßig täuschende Inhalte im Sinne der russischen Regierung veröffentlicht. 2014 strahlte der Perwy kanal etwa eine Sendung über eine Mutter aus, deren Sohn vermeintlich im ukrainischen Slowjansk gekreuzigt worden war. Später stellte sich heraus, dass es sich bei der Sendung um einen mit Schauspielern gedrehten Fake handelte.

(dahe)